Zwar ist die Gesamtanzahl der Anzeigen um 10 Prozent zurückgegangen, die Anzahl der reinen IT-Delikte stieg jedoch leicht an. Dafür ist ist die Aufklärungsquote gesunken. [...]
2014 konnten die Anzeigen im Bereich der Cyber-Kriminalität gegenüber dem Vorjahr um 10,8 Prozent auf 8.966 Anzeigen gesenkt werden (2013:10.051). Die Anzahl der reinen IT-Delikte (sog. Cybercrime im engeren Sinn) stieg 2014 jedoch leicht an. Darunter versteht man Straftaten, die mit Hilfe der Technologien des Internets begangen werden, wie zum Beispiel der widerrechtliche Zugriff auf ein Computersystem. Die Aufklärungsquote lag 2014 bei 40,8 Prozent und war damit 4,4 Prozente unter jener von 2013.
Die Professionalisierung der international vernetzten Tätergruppen und der verstärkte Einsatz von Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechniken erschweren die Aufklärung laut dem Bundeskriminalamt zunehmend. Kriminelle können praktisch rund um die Uhr gleichzeitig in den verschiedensten Regionen der Erde aktiv werden, während sich ihre Serverinfrastruktur in anderen Ländern befindet und sie sich an einem ganz anderen Ort aufhalten.
Die enorm hohe Geschwindigkeit bei der Weiterentwicklung digitaler Technologien erfordere eine ständige Anpassung der Sicherheitsmaßnahmen, um sich vor kriminellen Angriffen wirksam schützen zu können, so das Bundeskriminalamt weiter. „Cyber-Kriminalität muss heutzutage schnell, strukturiert und auf dem Stand der Technik bekämpft werden. Wir hatten von 2011 auf 2012 noch eine Steigerung der Anzeigen von über 110 Prozent. Das heißt wir sind auf einem guten Weg. Nur die enge Zusammenarbeit von Institutionen wie Europol und Interpol sowie aller nationalen Ermittlungs- und Strafverfolgungsbehörden hilft Steigerungen gering zu halten oder sogar zu senken“, erklärt Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner.
TRENDS
Auch wenn aktuell die Cyber-Kriminalität zurückgeht, ist im Zehn-Jahresvergleich doch ein deutlicher Trend nach oben ablesbar. Dies ist durch die zunehmende Verbreitung von Smartphones und Tablets und dem Ausbau von Breitbandverbindungen zu erklären. Da die Informations- und Kommunikationstechnologie dadurch zu einem ständigen Begleiter im Alltag geworden ist, entstehen laufend neue Kriminalitätsphänomene, wobei weiterhin von einem großen Dunkelfeld im Bereich Cybercrime auszugehen ist. Nach wie vor sind eine Unmenge an Phishing- und Spam-Mails im Umlauf. Eine deutliche Steigerung gab es auch bei Meldungen über versuchte Betrugsfälle auf Online-Plattformen, bei Ein- und Verkäufen im Internet – zumeist bei Kfz- oder Immobilienangeboten. Der gängige Modus Operandi des Bestellens und Nichtbezahlens geht hier in Richtung der Vortäuschung von gefälschten Bezahlbestätigungen durch PayPal- und Amazon-Konten.
Der Direktor des Bundeskriminalamtes General Franz Lang betont: „Die österreichische Bevölkerung schützt sich mehr vor Cybercrime als der EU-Durchschnitt. Trotzdem müssen wir versuchen noch mehr Menschen klarzumachen, dass dieTäter nicht virtuell, sondern real sind und beispielsweise das Wohnzimmer, wo das Opfer die Phishing-mail beantwortet, zum Tatort wird.“
POLIZEILICHE MASSNAHMEN
Das im Bundeskriminalamt angesiedelte Cybercrime-Competence-Center C4 ist die nationale und internationale Zentralstelle zur Bekämpfung von Cyber-Kriminalität in Österreich. Neben dem C4 auf Bundesebene bestehen in allen Landeskriminalämtern vergleichbare Dienststellen. In diesen Organisationseinheiten sind kriminalpolizeilich und technisch ausgebildete Experten mit der Bekämpfung von Cybercrime und der IT-Forensik in den jeweiligen Bundesländern befasst. Für die Bekämpfung von Cybercrime auf lokaler Ebene und zur Unterstützung der Kollegen in den Polizeiinspektionen wurden in den letzten Jahren rund 280 Bezirks-IT-Ermittler ausgebildet. „Bei der Bekämpfung von Cybercrime spielt auch Prävention eine wesentliche Rolle.
Insbesondere der direkte Kontakt mit der Bevölkerung mit allen Einheiten, sei es nun von der Polizeiinspektion bis zu den Bezirks-IT- Ermittlern, den Präventionsbeamten bis zu den Experten der Landeskriminalämter und des C4 „konkretisiert Lang.
AUSBLICK
Das Gefährdungs- und Schädigungspotenzial durch Cybercrime bleibt auch in Zukunft unverändert hoch. Neben den Zugangsdaten im Online-Banking werden alle Formen der digitalen Identität ausgespäht, vermarktet und in weiterer Folge missbräuchlich eingesetzt. Technologische Neuerungen werden von Kriminellen auf Schwachstellen und Eignung für kriminelle Aktivitäten untersucht und in der Folge auch entsprechend eingesetzt. Neue technische Sicherheitsmaßnahmen – auch in Form von Software-Updates, die bereits bekannte Fehler beheben sollen – werden schnell durch neue Schadsoftware überwunden oder es erfolgt gleich eine Anpassung des Modus Operandi.
Der 51-seitige Cybercrime-Report 2014 des Bundeskriminalamtes (und auch die letzten Ausgaben) mit weiteren Informationen und Zahlen steht unter diesem Link als PDF zur Verfügung. (pi)
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