Kriminalität verlagert sich zunehmend ins Internet, auch, weil es dort "viel leichter ist, an Geld zu kommen", meint Achim Kaspar, Österreich-Chef von Cisco. Vielfach sind sich die Leute der Bedrohung durch Trojaner, Spyware und Co. gar nicht bewusst. Das trifft auch auf österreichische Firmen zu, zeigt eine Cisco-Internetumfrage unter 300 Geschäftsführern bzw. leitenden Angestellten. [...]
173 hatten demnach bereits Sicherheitsprobleme. Welchen Schaden Cyberattacken letztendlich anrichten können, darüber wissen die heimischen Firmenchefs aber kaum Bescheid. Dabei können großflächige Ausfälle der EDV wie zuletzt etwa bei der Bank Austria infolge der Umstellung des IT-Systems nicht nur den Ruf eines Unternehmens ramponieren, sondern auch zu Produktionsausfällen führen, warnte Kaspar bei einer Pressekonferenz.
Ganz so drastisch scheinen es die von meinungsraum.at Befragten, unter ihnen auch sehr viele Ein-Personen-Unternehmer, nicht zu sehen. 45 Prozent glauben, durch einen Virus oder dergleichen sei nur ein geringer Schaden möglich, 34 Prozent fürchteten einen hohen Schaden, 9 Prozent einen existenzbedrohenden und 6 Prozent gar keinen.
Auf der anderen Seite hatte mehr als jeder zweite bereits mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen. In 42 Prozent dieser Fälle kam es zu einem Systemausfall, auch mit Datenverlust (27 Prozent), unautorisiertem Zugriff auf Daten (11 Prozent) und Identitätsdiebstahl (5 Prozent) haben die Unternehmer Bekanntschaft gemacht.
Für Kaspar ist nicht nur das alarmierend, sondern auch das mangelnde Bewusstsein für Gefahren im Netz. Die Haftungsfrage sei bei der Mehrheit der Unternehmen unklar. Am Ende des Tages sei es immer der Geschäftsführer, der bei Schäden den Kopf hinhalten muss, gab der Cisco-Manager zu bedenken.
In der Realität scheint aber EDV nicht immer Chefsache zu sein. So gaben 38 Prozent der Befragten an, nur wenig oder gar nicht Bescheid zu wissen, ob ihr Unternehmen ausreichend geschützt ist.
Dabei „ist die Konkurrenz nur einen Mausklick entfernt. Auch der Cyberkriminelle“, so Kaspar. Die Wiener Firma Kapsch etwa, die rund 5.000 Mitarbeiter beschäftigt, wird am Tag 500 bis 1.000 mal von außen angegriffen, erzählte Kari Kapsch, COO der Kapsch Group. Die Motivation der Hacker könne von „spielerischem Verhalten – wie weit komme ich? – bis hin zur Industriespionage“ gehen.
Großes Risikopotenzial sind auch die eigenen Mitarbeiter, vor allem, wenn sie mit privaten mobilen Geräten auf Firmendaten zugreifen dürfen, wie dies häufig – laut Umfrage in jedem dritten Unternehmen – der Fall ist. 32 Prozent der Firmen haben die privaten Smartphones oder Laptops aber nicht in ihrer IT-Sicherheit berücksichtigt – Kaspar findet das „fahrlässig“.
Auch beim Thema Social Media ortet er großen Aufholbedarf und empfiehlt Firmen, ganz genau festzulegen, wie Facebook oder Twitter genutzt werden dürfen. Denn ein gänzliches Verbot wäre in der Realität nicht durchsetzbar. Bisher haben 42 Prozent der Unternehmen derartige Richtlinien. (apa)
Be the first to comment