Cyberresilienz und ISMS: Der nächste Schritt zur Sicherheit

Ein entscheidender Aspekt von Cyberresilienz ist das Risikomanagement. Es ist unerlässlich, dass Unternehmen Risiken, Schwachstellen und potenzielle Bedrohungen klar identifizieren und effektive Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen entwickeln. [...]

Ein zentraler Bestandteil der Cyberresilienz ist die Implementierung eines Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS). Dieses System hilft Unternehmen nicht nur dabei, Risiken zu bewerten, sondern auch geeignete Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagements zu treffen. (c) envatoelements/DC_Studio

Im digitalen Zeitalter wird die Cyberresilienz für Unternehmen immer wichtiger. Sie beschreibt die Fähigkeit, Cybervorfälle zu verhindern, zu überstehen und sich von ihnen zu erholen. Besonders prägnant wurde dieses Thema im Mai 2021, als Präsident Joe Biden aufgrund eines kompromittierten Passworts den nationalen Notstand für die USA ausrufen musste. Dabei war ein älteres Mitarbeiterkonto des IT-Systems der Colonial Pipeline betroffen, was verdeutlicht, wie kritisch die digitale Sicherheit geworden ist.

Ein zentraler Bestandteil der Cyberresilienz ist die Implementierung eines Informationssicherheitsmanagementsystems (ISMS). Dieses System hilft Unternehmen nicht nur dabei, Risiken zu bewerten, sondern auch geeignete Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagements zu treffen. Die Zahl der Cyberangriffe hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen, was die Notwendigkeit eines ISMS hervortreten lässt. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sind die Methoden der Cyberangriffe anspruchsvoller geworden und haben sich von strategisch ausgerichteten Angriffen auf private Unternehmen ausgeweitet.

Was ist Cyberresilienz?

Cyberresilienz beschreibt die Fähigkeit einer Organisation, trotz Cyberangriffen oder anderen Krisensituationen operationell zu bleiben und sich schnell zu erholen. Laut dem Cyber Resilient Organization Report 2020 von IBM Security waren über 50 Prozent der Unternehmen in den letzten Jahren von einem Cyber-Sicherheitsvorfall betroffen, welcher die IT und Geschäftsprozesse erheblich beeinträchtigte. Diese Realität zeigt, wie wichtig es ist, robuste Strategien für die Geschäftsfortführung zu entwickeln, um sich in einer zunehmend gefährlichen digitalen Landschaft zu behaupten.

Ein entscheidender Aspekt von Cyberresilienz ist das Risikomanagement. Es ist unerlässlich, dass Unternehmen Risiken, Schwachstellen und potenzielle Bedrohungen klar identifizieren und effektive Maßnahmen zur Bewältigung dieser Herausforderungen entwickeln. Cyberresilienz sollte nicht als isoliertes technisches Konzept betrachtet werden, sondern muss integrativ in die Unternehmensführung eingebettet sein. Dies gewährleistet einen ganzheitlichen Schutz, der proaktive sowie reaktive Maßnahmen umfasst.

Die durchschnittlichen Kosten einer Datenschutzverletzung betragen laut der Ponemon Cost of a Breach Study 2021 beeindruckende 4,24 Millionen US-Dollar. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, setzen viele Unternehmen internationale Managementstandards wie ISO/IEC 27001 ein, um das Vertrauen der Kunden zu stärken. In den USA sind zudem Zertifizierungen nach dem Payment Card Industry Data Security Standard (PCI-DSS) für Unternehmen, die Kreditkartenzahlungen abwickeln, von großer Bedeutung.

Die Bedeutung von ISMS für die Cyberresilienz

Ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) stellt ein zentrales Element im Rahmen der Cyberresilienz dar. Für Unternehmen, insbesondere mittelständische Betriebe, wird der Schutz sensibler Daten sowie die Abwehr gegen Cyberangriffe immer wichtiger. Die ISO/IEC 27001 fungiert hierbei als internationaler Standard, der bewährte Ansätze für die Implementierung eines effektiven ISMS liefert. Durch die Einhaltung dieser speziellen Vorgaben können Organisationen Risiken minimieren und die Vertraulichkeit, Integrität sowie Verfügbarkeit ihrer Informationen gewährleisten.

Die Implementierung eines ISMS erfolgt in einem strukturierten Prozess, oft basierend auf dem PDCA-Zyklus (Plan, Do, Check, Act). Diese Methodik erleichtert es, kontinuierliche Verbesserungen im Sicherheitsmanagement umzusetzen. Unternehmen, die diese Standards befolgen, profitieren von einem erhöhten Sicherheitsniveau und einer besseren Positionierung im Markt, da das Vertrauen der Kunden in ihre Sicherheitsmaßnahmen wächst.

Elemente eines effektiven ISMS

Ein effektives ISMS basiert auf klar definierten ISMS-Elementen, die die Grundlage für Datensicherheit und Risiko-basiertes Management bilden. Die Identifikation und Bewertung von Risiken sind entscheidend, um potenzielle Bedrohungen rechtzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln. Jedes Unternehmen muss den Anwendungsbereich seines ISMS klar definieren, um alle relevanten Aspekte abzudecken und sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter dieselben Sicherheitsziele verfolgen.

Governance spielt eine zentrale Rolle in der Umsetzung eines ISMS. Die Führung durch das Top-Management ist notwendig, um Risiken ordnungsgemäß zu managen und klare Richtlinien zu etablieren. Schulungen und Bewusstseinsbildung sind ebenfalls von hoher Bedeutung. Diese Maßnahmen helfen den Mitarbeitenden, ein besseres Verständnis für Informationssicherheit zu entwickeln und die Sicherheitsrichtlinien aktiv umzusetzen.

Ein zusätzlicher Aspekt ist die kontinuierliche Überwachung und Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen. Interne und externe Audits sind erforderlich, um die Effektivität des ISMS zu überprüfen und Schwachstellen aufzudecken. In der Automobil- und Gesundheitsbranche sind diese ISMS-Elemente besonders wichtig, um den strengen gesetzlichen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig die Integrität von sensiblen Daten sicherzustellen.

Herausforderungen bei der Umsetzung von ISMS

Die Implementierung eines ISMS bringt zahlreiche ISMS-Herausforderungen mit sich. Die Bedeutung eines gut funktionierenden ISMS hat in den letzten Jahren zugenommen. Dennoch stehen Unternehmen oft vor der Herausforderung, das nötige Engagement von der Unternehmensleitung zu erhalten. Ohne diese Unterstützung wird es schwierig, das Projekt erfolgreich umzusetzen.

Ein häufiges Problem betrifft das mangelnde Fachwissen innerhalb der Organisation. Die Verantwortlichen können oft nicht ausreichend vorbereitet auf die Stolpersteine reagieren, die bei der praktischen Umsetzung auftreten. Eine klare Definition der Rollen, wie den Chief Information Security Officer (CISO) und Information Security Officer (ISO), sowie eine enge Kooperation mit dem IT-Leiter sind entscheidend.

Zusätzlich spielt die Compliance mit internationalen Standards wie ISO/IEC 27001 eine wesentliche Rolle. Die Zertifizierung gemäß diesen Standards erleichtert die Kommunikation über Sicherheitsmaßnahmen und stärkt das Vertrauen der Kunden. Regelmäßige Schulungen sorgen dafür, dass das gesamte Team auf dem neuesten Stand ist und die Sicherheitsrichtlinien eingehalten werden. Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess unterstützt Unternehmen dabei, ihre Sicherheitslage langfristig und nachhaltig zu optimieren.

* Simon Müller ist Betreiber mehrerer unterschiedlicher Webseiten und macht in seiner Freizeit gerne Sport.


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