Das Handy als Webcam am Windows PC

Zwar verfügen die meisten Notebooks über integrierte Kameras, doch die Kameras aktueller Smartphones bieten meist eine viel bessere Qualität. Wir erklären, wie Sie die Kamera des Mobiltelefons am Windows-PC ganz einfach als Videokamera verwenden. [...]

Einer der Vorteile von "Link zu Windows" liegt darin, dass man sein Smartphone auch bei der Verwendung von Computern ohne Webcam oder Geräten mit älteren Kameras als Webcam verwenden kann – also zum Beispiel mit einem betagten Notebook oder einem Desktop-Computer. (c) Shutterstock/rukawajung

Seit März 2024 können Windows-11-Insider ihre Android-Smartphones oder -Tablets als Webcam für Onlinemeetings nutzen. Das funktioniert mit diversen Videokonferenz-Apps und Android-Smartphones ab Android 9. Die neue Webcam-Funktion wird demnächst auch bei allen anderen Windows-Nutzerinnen und Nutzern eintreffen, denn derzeit rollt Microsoft die Funktion für sämtliche Windows-11-Anwenderinnen und Anwender aus.

Was zudem zwingend benötigt wird, ist die Windows-App „Link zu Windows“ (ab Version 1.2412; mehr zum Download später). Da es sich bei „Link zu Windows“ um eine Applikation von Microsoft handelt, ist keine Drittanbieter-App vonnöten. Das Koppeln von Smartphone und Windows-PC war zwar bereits früher möglich, doch es bedurfte einiger Kniffe und ist künftig deutlich einfacher.

Sind die entsprechenden Berechtigungen erteilt und das Handy via Bluetooth gekoppelt (dazu später mehr), ermöglicht die Webcam-Funktion zum Beispiel den Wechsel zwischen Front- und Rückseitenkamera, Videostream-Pausierung und – je nach Ausstattung des mobilen Geräts – auch Kameraeffekte. Prinzipiell funktioniert die Verbindung auch mit iPhones, allerdings kann man die Apple-Geräte nicht wie in diesem Artikel beschrieben als Webcam-Ersatz nutzen.

Was bringt es?

Einer der Vorteile von „Link zu Windows“ liegt darin, dass man sein Smartphone auch bei der Verwendung von Computern ohne Webcam oder Geräten mit älteren Kameras als Webcam verwenden kann – also zum Beispiel mit einem betagten Notebook oder einem Desktop-Computer. Die Kameraqualität heutiger Mobiltelefone ist zudem häufig viel höher als jene von integrierten Laptop­kameras oder Webcams, die in externe Bildschirme eingebaut sind.

„Link zu Windows“

Die mobile App „Link zu Windows“ ist für Android und iOS gratis verfügbar und ermöglicht den Zugriff vom Windows-PC auf das Smartphone. Die Webcam-Funktion wurde aber laut einem Microsoft-Sprecher noch nicht vollständig für alle ausgerollt. Voraussetzung das es klappt sind mindestens Android 9 und die mobile Version von „Link zu Windows“ in der Version 1.2412 oder neuer.

Wie erwähnt gibt es die App auch für iPhones – aber nur mit eingeschränktem Funktionsumfang. Deshalb konzentrieren wir uns in diesem Artikel auf Android-Handys.

App Einrichten

Um die Android-Telefonkamera mit Windows 11 zu verbinden, öffnet man auf dem Windows-11-PC die Einstellungen. Danach geht es zu Bluetooth und Geräte, Bild 1. Hier findet sich der Menüpunkt Mobile Geräte. Die Autorin hat für diesen Artikel die Insider-Version von Windows verwendet, doch vermutlich klappt es bei Ihnen mittlerweile auch mit der regulären Windows-11-Version.

Bild 1: Zunächst muss man das Handy in den Windows-Einstellungen hinzufügen und diverse Berechtigungen erteilen. (c) PCtipp.ch

Zunächst wird das Smartphone mit dem PC gekoppelt. Unter Mobile Geräte klickt man auf den Button Geräte verwalten, um das Handy neu hinzuzufügen. In einem anschließend erscheinenden Popup-Fenster wählt man entweder Android oder iPhone (iOS) aus. Danach wird am PC ein QR-Code angezeigt, der mit der Handy-­Kamera gescannt wird, Bild 2. Der QR-Code enthält einen Weblink, der direkt zur App „Link zu Windows“ für Android-Geräte (oder iOS) führt.

Bild 2: Wer „Link zu Windows“ noch nicht hat, kann die App per QR-Code herunterladen. (c) PCtipp.ch

Folgen Sie den Anleitungen der Applikation. Erlauben Sie, dass das Android-Handy mit dem Microsoft-Konto verknüpft wird. Im Anschluss wird auf dem PC ein Code angezeigt, den man auf dem Smartphone eintippen muss. Falls Sie nicht bereits eingeloggt sind, werden Sie auf dem Mobiltelefon aufgefordert, sich mit dem privaten Microsoft-Konto anzumelden. Microsoft fragt gesondert nach, ob man „Link zu Windows“ erlauben soll, SMS zu senden, Anrufe zu starten, Kontakte zu verwalten etc. Wählen Sie hier, was für Sie in Ordnung geht. Wer möchte, kann der App erlauben, dauerhaft im Hintergrund ausgeführt zu werden. Nach einer Bestätigungsmeldung auf dem Handy kehrt man zum Windows-PC zurück, um die Einrichtung abzuschließen und durch die ersten Schritte geleitet zu werden, Bild 3.

Bild 3: Auf dem Windows-PC ist „Link zu Windows“ nun installiert und mit dem Android-Handy gekoppelt. (c) PCtipp.ch

Nun sollte unter Mobile Geräte der Bereich Smartphone-Link angezeigt werden, Bild 4. Prüfen Sie, ob der Kippschalter aktiviert ist. Danach sind Sie startbereit.

Bild 4: In den PC-Einstellungen für mobile Geräte sollte jetzt der Bereich Smartphone-Link erscheinen. (c) PCtipp.ch

So funktioniert es

Bild 5: So sieht es auf dem Handy aus, wenn dem PC erfolgreich alle notwendigen Berechtigungen erteilt wurden und das Smartphone via Bluetooth gekoppelt ist. (c) PCtipp.ch


Nachdem der PC via „Link zu Windows“ Zugriff auf das Smartphone hat, öffnet man beispielsweise die Videokonferenz-App „Zoom“. Nach dem Starten eines Meetings erscheint ein Pop-up-Fenster. Microsoft fragt nach der entsprechenden Erlaubnis, um während Videoanrufen Smartphones zu verwenden. In Zoom klickt man auf Benachrichtigung senden, Bild 5. Auf dem Handy erscheint nun eine Pushup-Nachricht, in der „Link zu Windows“ ebenfalls nach der Zustimmung fragt. Nachdem diese erteilt ist, wird die Handy-Kamera verbunden und auf beiden Geräten kann zum Beispiel zwischen Front- und Rückseiten­kamera gewechselt oder das Video angehalten werden, Bild 6. Dies klappte im Test auch mit der kostenpflichtigen Microsoft-Teams-App für den Desktop, hingegen erhielten wir mit der privaten Gratis-Teams-Version eine Fehlermeldung.

Bild 6: Bei der Handy-Kamera kann man zwischen Front- und Rückseitenkamera wechseln. (c) PCtipp.ch

Die verfügbaren Effekte hängen vom Smartphone ab. Beim Android-Gerät der Autorin (Android 14) war nur der Effekt Nachts verfügbar. Über das X-Zeichen beim Popup-Fenster am PC können Sie die Verbindung nach einem Videoanruf wieder trennen.

Tipps für Halterungen

Zwar kann das Smartphone bei geringem Budget oder spontanen Videoanrufen einfach irgendwo angelehnt werden. Für Business-Meetings empfiehlt sich allerdings eine Halterung. Falls bereits eine Halterung für das Smartphone vorhanden ist, in der man das Gerät jeweils lädt, kann diese ebenfalls für Videoanrufe genutzt werden. Fehlt eine solche, lohnt es sich, eine gute Halterung zu kaufen. Hier sind drei empfehlenswerte Beispiele:

  • Ugreen Multi-Angle Phone Stand, fürs kleine Budget, im Onlinehandel ab rund 10 Euro, Bild 7.
  • Atumtek, 3-in-1-Bluetooth-Selfiestick, mit Fernbedienung, im Onlinehandel ab rund 60 Euro, Bild 8.
  • Mactrem, 65-Zoll-Stativ für Smartphones diverser Hersteller und iPad, rund 24 Euro auf amazon.de, Bild 9.

Bild 7: Wenn es günstig sein soll, ist der „Phone Stand“ von Ugreen eine gute Lösung. (c) PCtipp.ch

Bild 8: Wer ohnehin überlegt, mehr Videos mit dem Handy aufzunehmen und keinen Selfiestick sein Eigen nennt, der sollte sich das 3-in-1-Bluetooth-Stativ von Atumtek genauer anschauen. (c) PCtipp.ch

Bild 9: Das Modell für Anspruchsvolle und Outdoor-Filmer – mit 360-Grad-Drehung und Tripod inklusive Fernauslöser. (c) PCtipp.ch


* Claudia Maag schreibt für PCtipp.ch.


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