Das Microsoft Surface Pro 9 (SQ3) im Test

Egal wie intelligent man ist: Beim Surface Pro 9 hat man die Qual der Wahl. [...]

Äußerlich bleibt fast alles beim Alten. (Quelle: Microsoft)

Das Surface Pro 9 ist nicht einfach eine weitere Nummer in der Surface-Pro-Reihe. Nun gut: Wenn man sich die Intel-Version kauft, eigentlich schon. Es gibt aber noch eine zweite Variante des Surface Pro 9. Und zwar eine mit einem ARM-Chipsatz namens Microsoft SQ3, basierend auf dem Qualcomm Snapdragon. Diesen kennt man sonst hauptsächlich aus Smartphones und Tablets.

Microsoft greift damit vor allem Apples neue M-Prozessoren an, die mit mobiler Technologie für einen ordentlichen Performance-Sprung sorgten. Beim SQ3 klappt das aber nur teilweise.

Der Kickstand ist noch immer gut auf dem Tisch und schlecht auf den Oberschenkeln
Quelle: Microsoft

Design & Verarbeitung

Äußerlich merkt man dem Surface Pro 9 die Neuerungen kaum an. Außer leicht verschobener Buttons und einer kleinen Ausbuchtung auf der Rückseite, sieht Version 9 weitestgehend identisch aus wie Version 8. Das ist auch in Ordnung so, das Surface sieht nämlich schon seit vielen Versionen ausgezeichnet aus. So macht sich auch das Pro 9 in allen Farbvarianten bestens.

Im Gebrauch heißt das auch, dass sowohl die alten Vorzüge als auch die Probleme übernommen wurden. Der Kickstand ist noch immer mühsam auf den Beinen, dafür exzellent auf dem Tisch.

Ebenfalls gleich geblieben ist der Lieferumfang: In der Box gibt es das Tablet und ein Ladekabel. Folio und Stylus werden separat verkauft. Das macht den Ladenpreis natürlich verführerisch tief.

Allerdings ist das Surface Pro auch in Ausführung 9 nicht als reines Tablet zu empfehlen. Sowohl das Folio als auch der Stylus sind essenzielle Teile des Gerätes, rechnen Sie diese also zum Kaufpreis dazu.

So schön wie das hier aussieht, liegt der Slim Pen 2 leider nicht in der Hand
Quelle: Microsoft

Bei beiden Zubehörteilen hat es keine Änderungen gegeben. Die Tastatur des Surface-Folios ist wie üblich einwandfrei, das Touchpad eher mittelmäßig.

Beim Stylus handelt es sich weiter um den neuen, kompakten Formfaktor. Dieser ist zwar äußerst portabel, liegt aber bei Weitem nicht so gut in der Hand wie der alte Surface-Stylus. Das neue Modell wirkt, als wäre es für die Ladeschale designt worden, anstatt für die Hand. In Sachen Präzision und Reaktionszeit kann man den Stylus aber nur loben.

Display, Akku & Leistung

Ebenfalls nur Lob gibt es für das Display des Surface Pro 9. Dieses löst mit 2880 × 1920 Pixeln auf und fährt damit eine gute Mitte zwischen QHD und UHD. Für ein Gerät mit 13 Zoll eine smarte Wahl, die sich auch in einer besseren Akkulaufzeit niederschlägt.

Die Pixeldichte von 267 ppi ist bei dieser Größe locker ausreichend. Aber Achtung: Microsoft hat im Display des Surface Pro 9 eine kleine Falle versteckt. Und zwar lässt sich das Display auf 120 Hz hochtakten. Das sorgt für wunderbar flüssige Bildläufe und Animationen, saugt aber auch den Akku markant schneller leer.

Das Problem: Hat man sich einmal an die 120 Hz gewöhnt, ist es schwierig, davon wieder loszukommen. Ist Ihnen also die Akkulaufzeit des Surface ein Anliegen, lassen Sie die Finger von der Bildwiederholrate. 60 Hz reicht für fast alle Anwendungen nämlich problemlos aus, und sorgt für deutlich längere Akkulaufzeiten.

Das Display des Surface Pro überzeugt auch dieses Jahr
Quelle: Microsoft

Apropos Akku. Hier macht sich der Unterschied zwischen den beiden Surface-Modellen klarer bemerkbar. Die Intel-Version wird mit 15,5 Stunden Laufzeit angegeben. Da das Pro 8 die angegebenen 16 Stunden im damaligen Test erreichen konnte, haben wir keinen Grund zur Annahme, dass dies beim Pro 9 anders sein soll.

Das ARM-Modell mit Microsoft-SQ3-Chipsatz soll bis zu 19 Stunden schaffen. In unserem Test ist das (hochgerechnet) tatsächlich machbar. Dazu sei jedoch gesagt: Diese Werte gelten jeweils für leichte Büroarbeiten, praktisch ohne GPU-Einsatz. Sobald an einem Video geschraubt oder sonst komplexere Apps verwendet werden, purzelt der Akku nur so herunter. Das ist nicht nur beim Surface Pro 9 so, sondern bei allen modernen Intel-Geräten.

Die SQ3-Variante verliert ihre Ladung ebenfalls schneller bei starker Belastung. Allerdings ist die Kurve nicht ganz so steil wie beim Intel-Modell, allerdings auch nicht so flach wie bei den neuen Macs mit Apple-Chipsatz. Was die Apple-Chips jedoch so beeindruckend macht, ist nicht die reine Akkulaufzeit, sondern die Akkulaufzeit kombiniert mit dem gleichzeitigen Leistungszuwachs im Vergleich zu den Intel-Modellen.

Hier kann Microsoft noch nicht mithalten. Die Leistung des SQ3-Surface ist ordentlich, aber nicht ganz auf dem Level des Intel-Modelles. Grundsätzlich würde wohl mehr Speed drin liegen, allerdings gibt es kaum Software, die mit dem ARM-System wirklich nativ zurechtkommt, weshalb vieles emuliert wird.

Dort geht ein gutes Stück Power gleich wieder zum Fenster raus. Der ARM-Prozessor lohnt sich derzeit also hauptsächlich als Akku-Verlängerer mit 5G-Modul.


Anschlüsse bietet das Surface Pro 9 nicht gerade viele, allerdings auf dem Niveau vergleichbarer Notebooks
Quelle: Microsoft

An der Leistung per se kann man nicht viel herummeckern. Das Surface Pro 9 erledigt unseren Arbeitsalltag ohne Murren. Reguläre Büroarbeiten gehen flüssig und ohne Probleme von der Hand. Nur bei größeren Belastungen, beispielsweise mit Videosoftware und hochauflösender Footage, kommt das Pro 9 leicht ins Stottern. Bei den i7-Modellen dürfte dies, für einen ordentlichen Aufpreis, besser sein.

Ein besonderes Lob möchten wir an dieser Stelle noch für ein kleines Feature am Rande aussprechen: Das SSD des Surface Pro 9 ist wechselbar. Und zwar nicht etwa mit Spezialwerkzeug, sondern einfach über einen Schacht auf der Rückseite. Einfach aufschrauben, M.2-Riegel entfernen, neuen Riegel einsetzen und loslegen. So etwas hätten wir 2022 wirklich nicht mehr erwartet.

Software

Beim Surface Pro 8 war Windows 11 die klare Schwachstelle des Gerätes. Die neuste Version von Windows ist auch ein Jahr später weit entfernt von ideal. Die teilweise wirklich guten Fortschritte werden von absurden Design-Entscheidungen komplett zunichtegemacht.

Das letzte große Feature-Update hat in dieser Hinsicht nichts geändert. Gleich geblieben ist auch das breite «Angebot» an Bloatware, die mit Windows 11 ausgeliefert wird. Glücklicherweise ist das meiste davon nicht wirklich vorinstalliert, sondern nur verknüpft, was das Entfernen vereinfacht.

Auch das Surface PRO 9 wird mit Windows 11 HOME verkauft. Fanden wir beim Pro 8 lustig, ist immer noch lustig.

Kaufberatung

Die erste Wahl, die Sie beim Surface Pro 9 treffen sollten, ist: Intel oder ARM/SQ3. Der SQ3 ist dabei nicht ein Apple-M-Prozessor, der die Intel-Varianten komplette auseinandernimmt. Vielmehr haben beide Varianten Vor- und Nachteile.

Besonders stark ist der ARM-Chipsatz außer Hause. Das SQ3-Surface hält länger durch und kann mit einer SIM-Karte ausgestattet werden. Beim Intel-Modell ist der Akku auch nicht übel, aber nicht ganz vergleichbar gut. Eine SIM-Option gibt es nicht.

In Sachen Leistung sind die zwei Chipsätze etwa vergleichbar. Zwar hätte der SQ3 theoretisch etwas mehr Saft, kann diesen aber nicht vollständig nutzen, da ein Großteil der Software emuliert werden muss. Das kann sich verbessern, muss es aber nicht.

Bei Apple reagierten Software-Entwickler schnell auf die neuen Chips, allerdings wurde dort die Intel-Alternative auch komplett gestrichen.

Nicht vergessen: Alle Preise verstehen sich ohne Tastaturfolio und Pen
Quelle: Microsoft

Was die restliche Ausstattung angeht, hängt diese von der Prozessoren-Wahl ab. Das SQ3-Surface gibt es in den folgenden Konfigurationen:

  • 8 GB RAM, 128 GB SSD, UVP: Eur. 1549.-
  • 8 GB RAM, 256 GB SSD, UVP: Eur. 1659.-
  • 16 GB RAM, 256 GB SSD, UVP: Eur. 1879.-
  • 16 GB RAM, 512 GB SSD, UVP: Eur. 2209.-

Wählen Sie den Intel Core-i5-Prozessor, gibt es zwei Varianten:

  • 8 GB RAM, 256 GB SSD, UVP: Eur. 1299.-
  • 16 GB RAM, 256 GB SSD, UVP: Eur. 1639.-

Beim Intel Core i7 sind es dann wieder vier:

  • 16 GB RAM, 256 GB SSD, UVP: Eur. 1859.-
  • 16 GB RAM, 512 GB SSD, UVP: Eur. 2189.-
  • 16 GB RAM, 1 TB SSD, UVP: Eur. 2529.-
  • 32 GB RAM, 1 TB SSD, UVP: Eur. 2979.-

Eine merkwürdige Einschränkung gibt es bei der Farbe: Das SQ3-Modell ist nur in Silber erhältlich, während es bei den Intel-Modellen auch noch Grau, Grün und Hellblau gibt.

Fazit

Wie schon seine Vorgänger ist das Surface Pro 9 ein gelungenes Hybrid-Gerät. Es ist stark verarbeitet, unauffällig schön, und kommt mit erlesener Hardware. Auf den ersten Blick stimmt sogar der Preis. Allerdings wird dieser schnell durch das Folio und den Stylus nach oben getrieben.

Der erste Schritt in Richtung ARM-Architektur ist richtig, aber noch deutlich als Zwischenschritt erkennbar. Der große Leistungsschub wie bei Apple bleibt aus. Und auch Windows 11 ist noch nicht dort, wo es sein soll.

All das macht das Surface Pro 9 zu einem guten Gerät, das man besser auslässt und auf bessere Zeiten wartet.

*Luca Diggelmann ist Autor bei PCtipp.ch.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*