Gute Software entsteht nur, wenn die Arbeitskultur stimmt. Christine Böttcher von QAware lässt sich dafür mit dem Management viel einfallen – besonders jetzt. [...]
Gemeinsam lernen und feiern, einander zufällig begegnen und so auf neue Ideen kommen, das ist in Zeiten sozialer Distanz schwierig. Christine Böttcher, Personalchefin des Münchner IT-Dienstleisters QAware, lässt sich davon nicht abschrecken: „Mein Antrieb ist es, eine gute Arbeitswelt für eine relevante Zahl von Personen zu gestalten und damit gleichzeitig zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beizutragen.“
Wertschätzender Umgang untereinander sei eines der Ziele. Den drücken sie bei QAware etwa in virtuellen Yoga- oder Cocktail-Mix-Kursen, einer Akupressurmatte zur Entspannung im Home-Office oder einer verteilten Weihnachtsfeier aus, in der das Festessen zu allen nach Hause geliefert wurde, Live-Band und Zauberkurs für Kinder gab es per Zoom. „Wir wollen zeigen: es geht auch anders“, sagt Böttcher. Ziel sei nicht, ein kuscheliges Nest zu bauen. Stattdessen: Fördern und Fordern Hand in Hand.
Vom Marketing zu Personal
Gefordert hat sich die 34-Jährige selbst schon oft. Ihre Ausbildung zur Industriekauffrau und das BWL-Studium absolvierte sie parallel, nach der Ausbildung arbeitete sie als Werkstudentin in einer Online-Marketing-Agentur.
Bei QAware baute sie das Marketing auf, kümmerte sich um Personalmarketing und übernahm dann den HR-Bereich. Auf Letzteren kann sie sich seit Anfang des Jahres wieder ausschließlich konzentrieren, bei einer stetig wachsenden Mannschaft von 180 Personen hat sie dennoch alle Hände voll zu tun.
Sie ist sich bewusst, dass Frauen in der IT eine Minderheit sind. Aber in Hochschulen und Organisationen gebe es noch weitere Minderheiten, etwa die, die aus anderen Ländern kommen, oder die, die zu einem späteren Zeitpunkt ein Studium aufnehmen. „Allgemein nimmt die Diversität zu“, so ihre Beobachtung.
Bei QAware folgen sie dem Anspruch, dass es keinen Unterschied macht, ob man Frau oder Mann ist. Da Christine Böttcher eine Mädchenschule besuchte, hatte sie ihr Schlüsselerlebnis in Sachen unterschiedlicher Wahrnehmung der Geschlechter erst an der Uni: „Nachdem ich vorgetragen hatte, sagte der Dozent, wie toll er es fand, dass ich als Frau mich gemeldet und die Ergebnisse der Gruppe präsentiert hatte.“
Gesellschaftlich unterschätzt sind nicht nur die Frauen im Beruf, sondern auch die Informatik an sich. wird zwar überall gebraucht, aber als spannendes Berufsfeld haben es die meisten jedoch nicht auf dem Schirm, so Christine Böttchers Erfahrung: „Vielen ist nicht bewusst, dass man etwa beim Softwaredesign richtig gestalterisch tätig werden kann. Dieses kreative Potenzial sehen viele Frauen noch nicht.“
*Alexandra Mesmer: Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin von Computerwoche und CIO-Magazin.
Be the first to comment