Das Wichtigste zu Familien-Abos für Netflix, Spotify und Co.

Mehr und mehr Webdienste-Anbieter lancieren Familien-Abos. Mit diesen sparen Sie Geld und können meistens eine saubere Nutzerverwaltung aufgleisen. Wir stellen die Familien- Abos für die wichtigsten Dienste und Programme vor. [...]

Das müssen Sie über Familienabos bei Streaming-Anbietern wissen (c) pixabay.com

Webdienste sind standardmäßig für Einzelpersonen konzipiert. Jeder Spotify-Nutzer verwendet seine eigene Mailadresse, sein eigenes Passwort und erstellt eigene Playlists. Vor ein paar Jahren hieß das für eine vierköpfige Familie: Ent­weder viermal Spotify à 12,95 Euro pro Monat zu bezahlen oder das Konto zu teilen. Beides ist nicht optimal. Glücklicherweise haben Spotify und viele andere Anbieter von Webdiensten das Problem erkannt und bieten mittlerweile spezielle Familientarife an, mit denen Sie einiges an Geld sparen.

Warum kein Konto teilen?

In der Praxis verwenden viele Familien ein einzelnes Konto für alle. Üblicherweise erstellt ein Elternteil das Konto und bezahlt dieses. Danach werden die Zugangsdaten für das Konto innerhalb der Familie weitergegeben. Grundsätzlich funktioniert das, hat aber einige erhebliche Nachteile.

Die Krux mit persönlichen Inhalten

Wer sein Konto teilt, teilt auch seine persönlichen Inhalte. Im Falle von Musikstreaming wären das Playlists oder gespeicherte Künstler. Beim Videostreaming sind es Merklisten oder der Episodenfortschritt. Noch schlimmer ist es bei Diensten wie iCloud oder Google One, bei denen man sich praktisch alles teilt. In der Logik des Systems existiert hier nur ein Nutzer, der aber von mehreren echten Menschen «gesteuert» wird. Alle sind Admin, alle haben auf alles Zugriff.

Vorgeschlagene Inhalte werden ebenfalls durcheinandergebracht. Hören vier Familienmitglieder völlig unterschiedliche Musik auf dem gleichen Konto, wird dem Konto eine Mischung von allem vorgeschlagen, was wiederum nicht zum Geschmack der einzelnen Personen passt, Bild 1.

Bild 1: Die Frontseite von Spotify ist vollgepackt mit personalisierten Inhalten (c) PCtipp.ch

Das Konto ist weniger sicher

Für jedes Onlinekonto gilt: Je weniger Menschen das Passwort kennen, desto sicherer ist das Konto. Nicht jeder Nutzer nimmt Sicherheit gleich ernst. Teils sind sie auch zu un­erfahren. Stichwort: Kinder und Jugendliche. Wenn Sie das Konto eingerichtet haben, ist dieser Punkt wichtig, denn im Missbrauchsfall haften Sie. Noch relevanter ist das, wenn die Nutzerkonten außerhalb einer Familie, beispielsweise an Freunde oder Mitbewohner, weitergegeben werden.

Zeitgleiches Verwenden schwierig

Bild 2: Die Connect-Funktion von Spotify
stört beim Konto-Teilen (c) PCtipp.ch

Streamingdienste begrenzen oft, wie viele Streams gleichzeitig offen sein dürfen. Mit einem Familienkonto werden unterschied­liche Nutzer als solche identifiziert und können abgegrenzt werden. Verwenden hingegen alle das gleiche Konto, weiß der Streaminganbieter nicht, dass es sich um mehrere Personen handelt, und klemmt ab.

Auch bei gewissen Synchronisationsfunk­tionen kann das Account-Teilen Probleme machen. So synchronisiert die Funktion Spotify Connect Geräte im selben Netzwerk. Spielt man auf dem Handy eine Playlist ab, wird diese auch auf dem PC aktiviert. Per Tastendruck kann man das Gerät wechseln. Möchten zwei Personen gleichzeitig etwas anderes hören, stören sich die beiden Geräte, Bild 2.

Kein Bund fürs Leben

Familien bleiben nicht für immer unter einem Dach. Die Kinder wollen zum Beispiel irgendwann einmal das Nest verlassen. In diesem Fall muss das Familienmitglied, das den Haushalt verlässt, bei einem geteilten Konto von vorn anfangen und ein neues Konto erstellen. Gespeicherte Inhalte, Playlists und dergleichen sind weg. Das gilt auch für bezahlte Inhalte, wenn man sich einen Dienst mit Kauf­angeboten teilt. Relevant ist dieser Punkt vor allem auch für eher temporäre Familien wie Wohngemeinschaften, die von Familien-Abos profitieren können.

Teilen laut AGB verboten

Praktisch alle Anbieter von Webdiensten halten in ihren AGB fest, dass die Zugangsdaten zum Konto unter keinen Umständen weitergegeben werden dürfen. Das rechtlich durchzusetzen, ist zwar schwierig, allerdings be­geben Sie sich als Nutzer dennoch in eine unnötig riskante Situation. Nehmen wir einmal an, Amazon greift beim Teilen von Passwörtern durch und sperrt Konten von verdächtigten Nutzern. Auch wenn Sie als Nutzer über den Rechtsweg wahrscheinlich gewinnen würden, ist der Aufwand dafür enorm. In der Praxis passieren solche Kontensperrungen nicht wirklich. Für Webanbieter ist es kaum möglich, die nötige Beweislast für einen Rechtsfall zu stemmen. Allerdings wäre es für Privatpersonen auch kaum realistisch, sich effizient dagegen zu wehren, sollte eine Sperre dennoch verhängt werden. Aus all diesen Gründen sind Familien-Abos die bessere Lösung als das Teilen eine Kontos.

Die Familien-Abos

Nicht alle Familien-Abos funktionieren gleich. Es gibt zwei große Hauptformen und kleinere Ausnahmeformen, die unterschiedlich ausgerichtet sind. Der Hauptunterschied der zwei häufigsten Arten liegt darin, wie die Nutzer getrennt werden; einmal per Profil innerhalb des gleichen Nutzerkontos und einmal per Nutzerkonto mit geteiltem Tarif.Die Profil-Variante ist vor allem beim Videostreaming verbreitet, da dort das alte TV-­Denken stärker greift und das Konzept des Fernsehgeräts als zentraler Anlaufpunkt für Video-Inhalte noch existiert. Bei Musikdiensten wird auf individuelle Konten gesetzt. Es geht nicht mehr um die Stereoanlage in der Stube, sondern um die individuellen AirPods in den Ohren.

Konto mit Profilen

Bild 3: Profile sind nicht so gut wie eigene Konten, aber besser als das Konto-Teilen (c) PCtipp.ch

Diese Form des Familien-Abos wird unter anderem von den Streaming-Giganten Netflix und Disney+ verwendet, Bild 3. Dabei teilt sich ein Haushalt ein Konto, verwendet aber unterschiedliche Profile für jedes Mitglied. Das löst die Probleme mit personalisierten Inhalten und zeitgleichem Filmeschauen; zumindest solange sich alle Nutzer an ihre eigenen Profile halten. Die Problematik mit der Sicherheit besteht aber weiterhin, da es nur einen Kontozugang gibt. Privatsphäre wird bei Netflix und Disney+ per PIN erreicht.

Außerdem löst diese Variante nicht das Problem von möglichen Trennungen in der Familie oder selbstständig gewordenen Zöglingen. Wer die Familie verlässt, muss neu anfangen. Dennoch sind Profile schon viel besser, als sich einfach ein Konto zu teilen.

Der Familientarif

Beim Familientarif verwendet jeder Nutzer ein separates Nutzerkonto mit eigenen Zugangsdaten. Schließt eine Person einen Familientarif ab, kann sie weitere Nutzer in eine Art Gruppe einladen. Alle Anwender in dieser Gruppe haben Zugriff auf den gelösten Tarif und die dazugehörigen Features. Verwendet wird dieses System zum Beispiel von Diensten wie Spotify, Google oder Apple, Bild 4.

Bild 4: Bei Apple können Dienste einzeln geteilt werden (c) PCtipp.ch

Die Variante Familientarif ist fast in allen Belangen besser als Profile. Der einzige Nachteil: Verwendet man ein zentrales Gerät für den Medienkonsum, etwa den Fernseher in der Stube, muss sich jeder Nutzer einmal individuell einloggen. Bei einem System mit Profilen muss man das nur einmal für alle Nutzer erledigen.

Die Vorteile überwiegen jedoch: Besonders, wenn Personen aus der Gruppe austreten. Diese behalten einfach weiterhin ihr Nutzerkonto und alle ihre Inhalte. Sie brauchen lediglich einen eigenen Tarif zu lösen und alles klappt wieder wie zuvor.

Wer gehört dazu?

Die Definition von «Familie» ist im echten Leben äußerst viel­seitig. Sprachlich gesehen kann alles zwischen einem verheirateten Paar und einer Gruppe von engen Freunden problemlos als Familie bezeichnet werden. Auch Kleinunternehmen verwenden den Begriff gern für ihre An­gestellten. Zudem können mit dem gleichen Ausdruck verschiedene Ebenen von Distanz ausgedrückt werden. Beispielsweise ist ein Ehepaar eine Familie. Das Ehepaar und dessen Eltern auch. Und die Geschwister, Cousinen, Cousins, Onkel und Tanten können auch noch dazugezählt werden.

Für den Zweck eines Vertrags braucht es aber eine klare Definition. Für praktisch alle Streaminganbieter ist die Familie gleichgesetzt mit Haushalt. Wer also unter dem gleichen Dach wohnt, darf das gleiche Abo verwenden. Das ist insofern interessant, da dies im Prinzip gleich funktioniert wie ein Internet- oder Fernsehanschluss, ohne dass es aber durch physische Gegebenheiten wirklich notwendig wäre. So werden nähere Familienmitglieder (zum Beispiel die Eltern in einem anderen Haushalt) nicht miteingeschlossen. Der Nachbar im Mehrfamilienhaus mit der gleichen Hausadresse könnte aber problemlos mit­machen, ohne dass es auffallen würde. Das ist zum Teil ein Anachronismus, der von der TV-Ära übernommen wurde, aber auch eine der wenigen Kontrollmöglichkeiten, welche die Streaminganbieter haben.

Wie wird kontrolliert?

Grundsätzlich gibt jeder Streaminganbieter klar vor, wer einen Familientarif nutzen darf und wer nicht. Kontrolliert wird das aber nur lasch. Einige Dienste verlangen, dass die Nutzer ihre Adresse angeben, um so ihren Wohnort zu bestätigen. Das lässt sich aber mit einer einfachen Absprache problemlos umgehen. Die Adresse wird so faktisch gesehen zu einem Eintrittspasswort in die Tarifgruppe. Den Wohnort per Ortungsdaten zu bestätigen, ergibt wenig Sinn. Erstens ist es rechtlich gesehen mehr als heikel und dürfte besonders in der Schweiz und der EU kaum machbar sein. Zweitens verwenden die meisten Nutzer regelmäßig mobile Geräte und haben auch das Recht, den Dienst mobil zu nutzen. Für Spotify oder Netflix ist es nicht einsehbar, ob jemand den ganzen Abend bei einem Freund verbringt oder vielleicht doch woanders als der Rechnungszahler wohnt.

Entsprechend gibt es nach aktuellem Stand kaum effektive Kontrollen. Wer also seinen Familientarif mit Personen außerhalb der erlaubten Zonen teilen möchte, kann das wahrscheinlich ohne allzu große Angst tun. Aber: Man bewegt sich auf dünnem Eis. Entscheidet sich ein Streaminganbieter dazu, Kontrollen durchzuführen, droht Ärger. Empfehlenswert ist es daher nicht.

Das bieten die Großen

Das Angebot von Webdiensten mit Familienangeboten ist mittlerweile enorm. Im Folgenden finden Sie eine kleine Aufstellung, wie es bei den wichtigsten Diensten von Apple, Microsoft & Co. funktioniert.

Apple

Bei Apple können Sie praktisch alle abonnierten Dienste mit der Familie teilen, das heisst mit bis zu sechs Personen im gleichen Haushalt. Öffnen Sie dazu einfach Ihr Apple-Profil auf einem beliebigen Mac oder iOS-Gerät und navigieren Sie zu Family Sharing. Unter diesem Punkt können Sie Personen in die Familie einladen und Inhalte freigeben. Dabei können Sie relativ genau einstellen, was alles geteilt wird und was separat bleibt. Teilbar sind unter anderem:

  • App-Käufe im Store
  • über den App Store gelöste Abos (sofern der App-Entwickler mitmacht)
  • iCloud-Speicher (nur das Speichervolumen, Dateien bleiben privat)
  • Apple Music
  • Apple TV+
  • Apple Arcade

Zudem bietet Apple noch einige weitere Features für Familienmitglieder an. Beispielsweise können Familienmitglieder sich leichter den Standort senden, gemeinsame Kalender führen und mehr, Bild 5.

Bild 5: Bei Apple können sich Familienmitglieder leichter Ortungsdaten schicken (c) PCtipp.ch

Google

Bild 6: YouTube ist ein zentraler Teil
des Google-Angebots für Familien
(c) PCtipp.ch

Das Familienangebot von Google ist in den letzten Jahren stark erweitert worden und liegt etwa auf dem gleichen Level wie das von Apple. Sie können gekaufte Apps, Drive-Speicher, YouTube Premium, YouTube Music und gekaufte Apps einfach teilen. Dazu gibt es Überwachungsfunktionen für Eltern, geteilte Notizen und Integration in den Google-Assistenten. Die Familie ist wie bei Apple als «bis zu sechs Personen im gleichen Haushalt» definiert. Sie finden die Einstellungen dazu unter families.google.com, Bild 6.

Microsoft

Auch bei Microsoft besteht die Familie aus maximal sechs Personen. Das Angebot funktioniert aber ein bisschen anders. Microsoft ist bei den Familienangeboten gegenüber der Konkurrenz noch ein wenig im Rückstand und bietet erst ein Familien-Abo für MS Office an. Darin enthalten ist der Zugriff auf Office-Apps sowie OneDrive-Speicherplatz. Andere Microsoft-Angebote wie Store-Apps oder Xbox Game Pass sind noch nicht teilbar. Laut Microsoft sind aber entsprechende Bestrebungen im Gange. Familienmitglieder können Sie über die Kontoverwaltung unter der Internetadresse account.microsoft.com einladen, Bild 7. 

Bild 7: Bei Microsoft beschränkt sich das Angebot noch auf Office (c) PCtipp.ch

Spotify

Spotify bietet gleich zwei Stufen für Familien-Abos an: Außer dem Familien-Abo für sechs Personen ist ein Duo-Plan verfügbar; ideal für Paare, Kleinfamilien oder Zweier-WGs. Im Vergleich zum Familien-Abo (14,99 Euro) spart man mit Duo (12,99 Euro) ordentlich Geld. Dabei verwendet Spotify indivi­duelle Konten für alle Teilnehmer und erstellt auf Wunsch eine täglich aktualisierte «Duo Mix»-Playlist mit Songs beider Teilnehmer sowie Empfehlungen basierend auf dem Musikgeschmack beider Nutzer. Beim Family-Abo gibt es analog dazu die «Family Mix»-Playlist, Bild 8. 

Bild 8: Spotify erstellt Familien-Playlists aufgrund von Favoriten und algorithmischen Vorschlägen (c) PCtipp.ch

Netflix/Disney+

Netflix und Disney+ lassen sich gut kombinieren, da beide Dienste praktisch die gleiche Oberfläche verwenden. Beide bieten ein einzelnes Konto mit mehreren Profilen an. Einen Familientarif gibt es nicht, aber ein Mehr­personenkonto. Netflix erlaubt fünf Profile pro Konto, Disney+ sieben. Gleichzeitige Streams gibt es vier bei Disney+ und Netflix Premium und zwei bei Netflix Standard. Das Konto darf laut AGB nur mit Personen im gleichen Haushalt geteilt werden, Bild 9. 

Bild 9: Netflix (links) und Disney+ unterscheiden sich im Inhalt, aber kaum in der Präsentation (c) PCtipp.ch

Amazon Prime Video

Bild 10: Für das Haushalts-Menü
müssen Sie Amazon
auf US-Englisch einstellen
(c)PCtipp.ch

Amazon bietet eine gut versteckte Familien-Option an. Wechseln Sie auf die US-Seite, entdecken Sie unter Account in der Box Shopping programs and rentals den Link Amazon Household, Bild 10. Dort können Sie Nutzerkonten Ihrem Haushalt hinzufügen und digitale Einkäufe teilen. Auch das Prime­-Video-Abo lässt sich hier teilen.

Zudem bietet Amazon Prime Video neu auch Nutzerprofile an, so wie es Netflix und Disney+ machen.


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