Laut einer Studie verlagern 70 Prozent der Unternehmen ihren Fokus von Data-Analytics-Initiativen hin zu operativen Prozessen. Capgemini Österreich erwartet mehr Investitionen in den operativen Bereichen. [...]
Mehr als 70 Prozent der befragten Unternehmen verschieben den Fokus ihrer Analytics-Projekte: Statt kundenbezogener Prozesse stehen nun operative Funktionen stärker im Vordergrund. Allerdings stecken umfangreiche Analytics-Initiativen in operativen Prozessen ebenso wie ihre Erfolge noch in den Kinderschuhen. Denn lediglich 18 Prozent der befragten Unternehmen haben derartige Analytics-Vorhaben großflächig umgesetzt und dadurch ihre geplanten Ziele erreicht. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Going Big: Why Companies Need to Focus on Operations Analytics“ des Digital Transformation Institutes (DTI) von Capgemini. „Lange stand die Kundenschnittschnelle im Zentrum vieler Analytics-Initiativen. Zukünftig erwarten wir aber deutlich mehr Investitionen in den operativen Bereichen“, so Bernd Bugelnig, Vorstandsvorsitzender bei Capgemini in Österreich.
„GAME CHANGER“ WEISEN DEN WEG
Die Studie beruht auf der quantitativen und qualitativen Befragung von über 600 Führungskräften aus operativen Funktionen in den USA, China, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Skandinavien und den Niederlanden aus insgesamt fünf Branchen. Im Rahmen der Studie ordnet das DTI die untersuchten Unternehmen vier verschiedenen Gruppen zu. Entscheidend für die Bewertung ist das Ausmaß, in dem Organisationen ihre Analytics-Aktivitäten in ihre operativen Kernprozesse integriert haben und wie erfolgreich sie damit sind:
- Game Changers (18 Prozent) haben die meisten ihrer Analytics-Initiativen mit den Geschäftsprozessen verflochten und angestrebte Erfolge auch realisieren können.
- Optimizers (21 Prozent) haben typischerweise bereits einen ersten Nutzen aus Analytics-Projekten in einigen wenigen operativen Geschäftsbereichen gezogen, aber noch keine komplexeren Vorhaben initiiert.
- Strugglers (20 Prozent) haben Analytics in den meisten Geschäftsprozessen eingesetzt, tun sich aber schwer, daraus Vorteile zu ziehen.
- Laggards (41 Prozent) sind dabei, Analytics-Projekte in ihren operativen Geschäftsbereichen zu starten. Die Mehrheit von ihnen hat Prototypen realisiert, kann davon aber noch nicht profitieren.
USA SIND VORREITER
US-Unternehmen sind in ihren Analytics-Vorhaben nicht nur am weitesten fortgeschritten, sondern auch am erfolgreichsten. Während bereits die Hälfte von ihnen die gewünschten Vorteile aus Operational Analytics ziehen konnte, sind es unter den deutschen Studienteilnehmern lediglich 30 Prozent. Ein wichtiger Faktor für diesen Erfolg der amerikanischen Organisation sind effektive Daten- und Governance-Prozesse. Während knapp die Hälfte der befragten US-Unternehmen Analytics als integralen Teil ihres Entscheidungsprozesses sieht, gilt das in Deutschland nur für 38 Prozent.
BAUSTELLE DATENINTEGRATION
Im Vergleich mit den USA schneiden europäische Unternehmen im Hinblick auf Operational Analytics schlechter ab, wobei Deutschland auch hinter Großbritannien und Skandinavien zurückbleibt. Das liegt nicht nur an technischen Themen wie der Datenintegration oder der Nutzung externer Datenquellen, sondern ist auch eine Frage der Führung. Lediglich 14 Prozent der Operations-Analytics-Initiativen in Deutschland werden von Managern auf C-Level geleitet. Im Vergleich dazu liegt dieser Wert in Großbritannien mit knapp 41 Prozent und in den USA mit 33 Prozent deutlich höher. Bei der umfassenden Integration von Analytics-Initiativen in die operativen Geschäftsprozesse liegt Deutschland mit einem Wert von 30 Prozent im Mittelfeld. Besonders groß ist der Aufholbedarf hierzulande bei der Integration von Daten, um diese für Analytics-Projekte nutzen zu können: Deutschland zählt hier mit 11 Prozent zu den Schlusslichtern. Besonders weit sind die Studienteilnehmer aus den Niederlanden, die mit 32 Prozent das Feld anführen.
„Mit dem Augenmerk auf die operativen Prozesse wollen Unternehmen ihre Leistungsfähigkeit steigern“, so Bernd Bugelnig. „Leider reicht es nicht aus, einfach den Fokus zu verlagern. Unternehmen müssen endlich ihre Datensilos in den Griff bekommen, eine funktionierende Governance aufbauen und Betriebsmodelle für Analytics schaffen, die sich schneller skalieren lassen. Deutschland tut sich hier aktuell noch schwer und bleibt zusammen mit Frankreich als Nachzügler in der Gruppe der Laggards zurück. Das überrascht angesichts der hohen Bedeutung, die das Thema Industrie 4.0 hierzulande genießt.“
DAS ERFOLGSREZEPT
Die umfassende Analyse der vier Gruppen zeigt, dass die Unternehmen aus der Gruppe der „Game Changer“ über folgende Schlüsselfaktoren verfügen:
- Integrierte Daten: Die Vorreiter in Sachen Operational Analytics integrieren Datenbestände aus der ganzen Organisation, um eine umfassende Sicht über alle operativen Prozesse zu bekommen. 43 Prozent der Game Changer haben vollständig integrierte Datensätze, jedoch nur 11 Prozent der Laggards.
- Datenvielfalt: Erfolgreiche Unternehmen erhöhen die Qualität und die Tiefe ihrer Daten aus operativen Prozessen, indem sie auch externe und unstrukturierte Daten nutzen – 59 Prozent der Game Changer, aber nur 27 Prozent der Laggards setzen dies um. Zudem erweitern 48 Prozent der Game Changer – verglichen mit 23 Prozent der Laggards – ihr Wissen, indem sie externe Daten nutzen.
- Analytics in Entscheidungsprozessen: 58 Prozent der Game Changer begreifen Analytics als essenziellen Bestandteil von Entscheidungsprozessen im operativen Geschäft. Unter den Laggards sehen das nur 28 Prozent genauso. (pi/rnf)
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