Datenberge werden zum Selbstbedienungsladen

Auf der Suche nach Entscheidungsgrundlagen für das Unternehmen übergab man bis vor kurzem den IT-Mitarbeitern konkrete Fragen, diese durchforsteten den Datenbestand und schon wurden passende Antworten geliefert. [...]

Auf der Suche nach Entscheidungsgrundlagen für das Unternehmen übergab man bis vor kurzem den IT-Mitarbeitern konkrete Fragen, diese durchforsteten den Datenbestand und schon wurden passende Antworten geliefert. Im Zeitalter der zunehmenden Informationsflut und neuer Möglichkeiten zur Verknüpfung von Daten bekommen nun die Nutzer selbst Werkzeuge in die Hand, um relevante Ergebnisse aufzuspüren.Und das zum Teil auch ohne die Fragen vorweg exakt zu definieren. Das erklärten Experten bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community in Wien. „Man kann mit den Daten spielen. Allerdings ist dazu Wissen notwendig. Oft passiert es auch, dass falsche Schlüsse gezogen werden“, sagte Edgar R. Weippl vom Institut für Softwaretechnik und Interaktive Systeme an der Technischen Universität (TU) Wien. Würden beispielsweise Gesundheitspolitiker mit Daten zu Krebserkrankungen in bestimmten Bezirken konfrontiert, ohne die Bedeutung von statistischen „Ausreißern“ einschätzen zu können, seien Fehlschlüsse wahrscheinlich. Bei vermeintlichen Erkenntnissen über „verdächtiges Verhalten“ – etwa durch Videoüberwachungssysteme – müsse beachtet werden, „wer denn das codiert, woher die Daten kommen und wie sie verarbeitet werden“, so Weippl.
Das Spektrum der Anwendungsmöglichkeiten reiche von Qualitätssicherung bis zur öffentlichen Sicherheit. Neue Werkzeuge könnten mithelfen, Muster in den Daten zu finden und daraus die richtigen Fragen abzuleiten, ist auch Thomas Zimmer von Hewlett-Packard (HP) Österreich überzeugt. Im Vorteil seien dabei jene Unternehmen, die mit einheitlichen Instrumenten Daten aller Art – vor allem aus den überproportional wachsenden Bereichen E-Mail, Social Media und Rich Media – verstehen und in ihre Businessmodelle und Prozesse einfließen lassen. „Die Unternehmen wollen nicht mehr eine spezielle Frage mit viel Aufwand beantworten, sondern mit entsprechenden Werkzeugen den Datenbergen selbst Ergebnisse entlocken“, ergänzte Herwig Unterrichter vom Systemintegrator NextiraOne. „Die Daten sind da. Aber die IT schien bisher mit der Aufarbeitung überfordert. Im Internet wissen wir, wie wir Fragen formulieren“, so Unterrichter.
Das sollte nun auch Einzug in die Unternehmen finden. „Ein großes Thema, auf das wir intensiv schauen müssen, ist: Wer gibt uns die Daten? Und wer kontrolliert die Daten?“, so der Experte. „Der User akzeptiert jedenfalls nur noch Systeme, die intuitiv zu bedienen sind und sofort Ergebnisse liefern. Jedes andere System ist bereits bei der Einführung zum Scheitern verurteilt“, erklärte Daniel Scherling vom Softwarespezialisten Navax. Kombiniere man die richtigen Fragen mit einem Tool, das auch ohne die Hilfe von IT-Experten benutzt werden könne, bestünden die besten Voraussetzungen, um von „Big Data“ zu profitieren. „Wo früher der Techniker im Mittelpunkt stand, ist es jetzt die Selbstbedienung durch die Nutzer“, so Scherling. Cloud-Lösungen hätten sich dabei noch nicht durchgesetzt.

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