Datengetriebene Unternehmen im Vorteil

Eine aktuelle Studie von Capgemini zeigt, dass jene Unternehmen, die Daten gezielt und sicher einsetzen, 70 Prozent mehr Umsatz je Mitarbeiter generieren als ihre Wettbewerber. [...]

„Viele Unternehmen durchlaufen aktuell einen Transformationsprozess, bei dem die prozessorientierte Arbeitsweise zunehmend durch eine datengetriebene abgelöst wird." Andreas Hornich, Head of Insights and Data bei Capgemini in Österreich. (c) Capgemini

Unternehmen, die beim Dateneinsatz führend sind, erzielen 22 Prozent mehr Gewinn und pro Mitarbeiter 70 Prozent mehr Umsatz als ihre Wettbewerber. Trotzdem tragen datengestützte Entscheidungen erst in 38 Prozent der Organisationen zum Geschäftserfolg bei. Zudem vertraut nur jede fünfte Führungskraft den eigenen Daten. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie „The data-powered Enterprise: Why Organizations must strengthen their Data Mastery” von Capgemini, für die weltweit jeweils 500 Führungskräfte aus den Fachbereichen und dem IT-Bereich von Unternehmen befragt wurden, die einen Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde US-Dollar erwirtschaften.

Unternehmen müssen den Einsatz von Daten beherrschen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Laut Studie gelten diejenigen Unternehmen als datengetrieben, die ihre Daten selbständig erstellen, verarbeiten und dazu einsetzen können, um ihren Geschäftszweck zu erfüllen, Innovationen voranzutreiben und ihre Unternehmensziele zu erreichen. Allerdings verfügt aktuell nur jedes sechste Unternehmen (16 Prozent) über die erforderlichen Werkzeuge und Technologien sowie die entsprechende Datenkultur und -vision, um als datengetriebenes Unternehmen bezeichnet werden zu können.

Obwohl Unternehmen zuletzt Fortschritte gemacht haben, stellen nur die Hälfte (50 Prozent) von ihnen Daten bei der Entscheidungsfindung in den Mittelpunkt. Am häufigsten setzen Unternehmen aus den USA (77 Prozent) sowie Deutschland und Großbritannien (jeweils 69 Prozent) auf datengetriebene Entscheidungsprozesse. Im Branchenvergleich sind Banken (65 Prozent) und Versicherungen (55 Prozent) die Industrien, in denen Entscheidungen am häufigsten datenbasiert getroffen werden. Jedes zweite Unternehmen weltweit (51 Prozent) nutzt dabei historische Daten deskriptiv und diagnostisch – und somit ausschließlich reaktiv. Für vorausschauende und präskriptive Ansätze werden Daten in 23 Prozent, beziehungsweise 18 Prozent der Unternehmen eingesetzt. 8 Prozent verfügen über autonome und selbstoptimierende Nutzungsszenarios.

Datengetriebene Unternehmen haben merkliche wirtschaftliche Vorteile
Datengetriebene Unternehmen schneiden bei Kennzahlen zu Kundenbindung, Betriebseffizienz und Kosteneinsparungen um 30 bis zu 90 Prozent besser ab. Zudem erzielen sie durch neue Produkte und Dienstleistungen eine 19-prozentige und damit um 7 Prozentpunkte höhere Umsatzsteigerung als andere Unternehmen.

Vertrauen in Daten ist der Schlüssel zur Wertschöpfung

Vier von fünf Unternehmen (83 Prozent), in denen die Daten als vertrauenswürdig gelten, gelingt es, ihre Datenbestände zu monetarisieren. Von den Unternehmen, deren Daten nicht als vertrauenswürdig angesehen werden, sind es nur 24 Prozent. Allerdings zeigt sich eine deutliche Diskrepanz zwischen der angenommen und der tatsächlichen Zufriedenheit bezüglich der Daten: Demnach vertraut nur jede fünfte Führungskraft im Geschäftsbereich den bereitgestellten Daten umfassend, nur etwa jeder vierte (27 Prozent) ist mit der Datenqualität zufrieden.

Auf Seiten der technischen Führungskräfte gehen hingegen 62 Prozent davon aus, dass die Anwender in leitenden Funktionen den Daten vertrauen; 54 Prozent nehmen an, dass jene mit der Datenqualität zufrieden sind. Die Auswirkungen einer unzureichenden Datenqualität sind zugleich erheblich und kosten Unternehmen zwischen 15 und 25 Prozent ihres Umsatzes.[1]

Konzept zu Datennutzung muss von der Geschäftsführung mitgetragen werden

Viele Organisationen befassen sich mittlerweile mit ihren Daten, doch nur 38 Prozent gelingt es, diese für den Geschäftserfolg zu nutzen. In der Bankenbranche sind 54 Prozent der Führungskräfte der Meinung, dass die Datennutzung zu einem nachhaltigen Wettbewerbsvorteil geführt hat, verglichen mit 32 Prozent im Einzelhandel. Von den Unternehmen, die sich gemäß der Studienkriterien als „datengetrieben“ bezeichnen können, verfügen 95 Prozent über einen Chief Data Officer (CDO). 77 Prozent davon merken an, dass der CDO eine entscheidende Rolle gespielt hat, um die Datenvision des Unternehmens zu verwirklichen. In 84 Prozent der befragten Unternehmen untersteht der CDO direkt dem CEO, CIO, CTO oder Chief AI Officer (CAIO). Weiterhin ist nur etwa jede dritte Führungskraft aus den Fachbereichen (38 Prozent) der Ansicht, dass Daten- und Unternehmensstrategie aufeinander abgestimmt sind. Das allgemeine Konzept zur Datennutzung sollte daher nicht allein von der Technologieabteilung, sondern vom gesamten Unternehmen getragen werden und insbesondere die Geschäftsführung dabei miteinschließen.

„Viele Unternehmen durchlaufen aktuell einen Transformationsprozess, bei dem die prozessorientierte Arbeitsweise zunehmend durch eine datengetriebene abgelöst wird. Das damit verbundene Potenzial und die wirtschaftlichen Vorteile wirklich datengetriebener Unternehmen verdeutlichen die Studienergebnisse eindrucksvoll. Entsprechend sollte sich jede Führungskraft eingehend mit der Datenstrategie seines Unternehmens zu befassen“, so Andreas Hornich, Head of Insights and Data bei Capgemini in Österreich. „Allerdings zeigt die Studie auch, dass nur etwa jedes dritte Unternehmen datengestützte Entscheidungen gewinnbringend nutzt. Dies hängt oftmals mit dem Datenbewusstsein auf Geschäftsführungsebene zusammen, das entweder nicht ausgeprägt genug ist, oder zu sehr auf etwaige Risiken fokussiert, ohne die immensen Chancen mitzudenken. Dabei ist Data Science an sich werturteilsfrei. Wer die essenziellen Anforderungen an Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Datenqualität berücksichtigt, ist in der Lage, durch Data Science immense unternehmerische und gesellschaftliche Mehrwerte zu schaffen.“


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