Datenschutz in der Cloud: Nicht mein Problem

76 Prozent der in einer aktuellen Untersuchung befragten Business-Entscheider sind fälschlicherweise der Meinung, die Verantwortung für Datensicherheit an den Cloud-Anbieter abzutreten, wenn Daten in der Wolke gespeichert werden. Das ergab eine Umfrage von Iron Mountain. Sieben Tipps sollen helfen, die Risiken zu minimieren. [...]

Es ist zwar eine Umfrage unter deutschen Unternehmen, trotzdem sind die Erkenntnisse daraus durchaus auch für österreichische Firmen interessant: 76 Prozent der deutschen Business-Entscheider sind der Meinung, die Verantwortung für Datensicherheit an den Cloud-Anbieter abzutreten, wenn Daten in der Wolke gespeichert werden. Das ergab eine Umfrage des Informationsmanagement- und Datenschutz-Dienstleisters Iron Mountain. Mehr als zwei Drittel (71 Prozent) der Befragten glauben darüber hinaus, dass ein möglicher Datenverlust dem Ruf ihres Cloud-Dienstleisters mehr schadet als ihrer Firma selbst – trotz der Tatsache, dass Unternehmen nach EU-Recht für verlorene oder kompromittierte Daten haften, die sich in ihrem Besitz befinden.
Laut der Iron-Mountain-Studie sind Entscheider überzeugt, sich verantwortungsvoll mit Datenspeicherung in der Cloud auseinanderzusetzen. 89 Prozent der Befragten geben beispielsweise an, bei der Auswahl ihrer Cloud-Anbieter mit der gebührenden Sorgfalt vorzugehen und die Dienstleister hinsichtlich Datenschutz und Datensicherheit zu überprüfen. Doch das fehlende Verständnis in puncto Verantwortlichkeit kann zu bösen Überraschungen führen, wenn Daten verloren gehen – nicht nur in finanzieller Hinsicht.
78 Prozent der befragten Unternehmen speichern Daten in der Cloud oder planen, dies innerhalb der nächsten zwölf Monate zu tun. Fast jede fünfte Firma (18 Prozent) setzt sogar auf eine rein Cloud-basierte Speicherstrategie. „Unternehmen müssen daher verstehen und akzeptieren, dass sie für ihre Daten verantwortlich sind – egal wo diese gespeichert sind“, sagt Hans-Günter Börgmann, Geschäftsführer bei Iron Mountain Deutschland. „Cloud-Speicherung ist zwar sehr attraktiv, weil sie flexibel und kosteneffizient ist und hervorragende Zugriffsmöglichkeiten bietet. Sie kann jedoch kein Ersatz sein für eine umfassende Archivierungs- und Backup-Strategie. Unternehmen, die die Vorteile der Cloud-Technologie nutzen, sollten daran denken, ihre Daten zusätzlich offline zu sichern, zum Beispiel auf Magnetbändern.“
Iron Mountain hat eine Sieben-Punkte-Checkliste erstellt. Sie soll Firmen dabei helfen, Risiken zu minimieren, wenn sie Daten in der Cloud speichern:
  • Finden Sie heraus, wo genau Ihre Daten gespeichert werden, wer Zugang zu ihnen hat und ob die Daten überhaupt verschoben werden dürfen. Das ist unerlässlich, um die Sicherheit und Integrität Ihrer Daten zu gewährleisten. Per Gesetz dürfen bestimmte Datensätze, etwa Personalunterlagen, nicht in jedes beliebige Land übertragen werden.
  • Achten Sie auf die physische und die IT-Infrastruktur im Datenzentrum Ihres Anbieters. Wie sicher ist das Gebäude? Woher bezieht der Anbieter seine Server und andere EDV-Ausstattung? Hardware kann schon mit Malware oder anderen Schädlingen verseucht geliefert werden, was erhebliche Auswirkungen auf die gehosteten Datensätze haben kann.
  • Denken Sie immer an den „Faktor Mensch“. Sie müssen den Personen, denen Sie Ihre Daten übergeben, vertrauen können. Überprüft Ihr Cloud-Provider seine Mitarbeiter gründlich und führt er Sicherheitstrainings durch?
  • Erkundigen Sie sich nach Notfallplänen. Sind Ihre Daten sicher, wenn etwas schief läuft? Gibt es bei Ihrem Anbieter Notfallmechanismen wie eine Ausfallsicherung, Backups oder Notfallgeneratoren, um gegen Stromausfälle gewappnet zu sein?
  • Es kommt auch auf die Größe an. Wie viele Daten haben Sie vor, zu speichern? Eine große Datenmenge aus der Cloud wiederherzustellen kann sich als problematisch erweisen. Denn der Datentransfer mit der Cloud erfordert enorme Bandbreiten. Daten vom Band wiederherzustellen ist eine wesentlich effektivere Methode, wenn Sie mit Volumen arbeiten, die 20 Gigabyte überschreiten.
  • Setzen Sie nicht alles auf eine Karte. Von einer einzigen Lösung abhängig zu sein kann im Ernstfall bedeuten, dass Sie nicht auf Ihre Daten zugreifen können, wenn Sie diese am dringendsten benötigen. Verfolgen Sie einen mehrstufigen Ansatz, der Cloud-, Magnetband- und Festplattenspeicherung kombiniert, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.
  • Schützen Sie sensible Daten. Die Cloud stellt nicht unbedingt die beste Lösung für die Speicherung von hochsensiblen oder gesetzlich beschränkten Daten, wie zum Beispiel geistigem Eigentum, Personalunterlagen oder Finanzplänen, dar. Solche Daten bewahrt man besser auf einem physikalischen Speichermedium oder ausgedruckt auf.

Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

News

Datensilos blockieren Abwehrkräfte von generativer KI

Damit KI eine Rolle in der Cyberabwehr spielen kann, ist sie auf leicht zugängliche Echtzeitdaten angewiesen. Das heißt, die zunehmende Leistungsfähigkeit von GenAI kann nur dann wirksam werden, wenn die KI Zugriff auf einwandfreie, validierte, standardisierte und vor allem hochverfügbare Daten in allen Anwendungen und Systemen sowie für alle Nutzer hat. Dies setzt allerdings voraus, dass Unternehmen in der Lage sind, ihre Datensilos aufzulösen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*