Datenschutz: Mehrheit der Deutschen misstrauen Unternehmen

Die Boston Consulting Group (BCG) befragte 8.000 Konsumenten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA zum Thema Datenschutz. Das Ergebnis: Es herrscht großes Misstrauen, am meisten Vertrauen gibt es in Italien und den USA. [...]

Über die Hälfte (51 Prozent) der deutschen Konsumenten befürchten, dass Unternehmen bezüglich der Nutzung persönlicher Daten nicht ehrlich zu ihnen sind. Zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucher­studie Big Data & Trust Consumer Survey der Boston Consulting Group (BCG), für die insgesamt 8.000 Konsumenten aus Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Großbritannien und den USA befragt wurden. Dabei herrscht in Deutschland nicht die größte Skepsis: Bei den französischen Konsumenten befürchten gar 62 Prozent Datenmissbrauch, gefolgt von Spanien (57 Prozent) und Groß­britannien (53 Prozent). In den USA (48 Prozent) und in Italien (48 Prozent) hingegen herrscht noch das meiste Vertrauen. 
Geschäft mit Daten wird immer schwieriger
Besonders groß sind die Zweifel deutscher Kunden gegenüber sozialen Medien, Suchmaschinen und Mobilfunkanbietern. Dabei betrachten sie besonders Finanz- und Steuerinformationen sowie Kreditkartendaten als sensibel. Aber auch Informationen über Ehepartner und Kinder sowie Gesundheitsdaten empfinden sie als sehr vertraulich. „Datenschutz ist für Verbraucher eine ernste Angelegenheit. Mit jedem bekannt werdenden Missbrauch steigt die allgemeine Verunsicherung. Gelingt es den Unternehmen jetzt nicht, nachhaltig Vertrauen zu schaffen, wird es zunehmend schwieriger für sie, das enorme wirtschaftliche Potenzial ihrer Kundendaten zu nutzen“, sagt Joachim Stephan, Senior Partner bei BCG und Experte für Technologie, Medien und Telekommunikation. Das weltweite Marktpotenzial vertrauensvoller Datennutzung schätzt BCG auf rund 940 Milliarden Euro pro Jahr bis 2020.
Datenmissbrauch bringt Umsatzeinbußen von bis zu 8 Prozent
71 Prozent der Deutschen würden einem Unternehmen, dem sie nicht vertrauen, den Zugriff auf persönliche Daten verweigern. Das Bekanntwerden von Daten­missbrauch kann darüber hinaus langfristige Konsequenzen für den Umsatz haben: BCG schätzt den potenziellen Umsatzrückgang im Folgejahr des Bekannt­werdens eines Missbrauchs auf bis zu acht Prozent. Im zweiten Jahr sind Einbußen von bis zu fünf Prozent denkbar. „Unternehmen unterschätzen die Bedeutung der Transparenz bei der Datennutzung. Zum Vertrauensbruch reicht es bereits, wenn Verbraucher merken, dass ihre preisgegebenen Daten für einen anderen Zweck genutzt werden als ursprünglich gedacht – also statt für einen Einkauf im Netz etwa auch für Marketingzwecke“, so Joachim Stephan.  In einer Befragung unter 140 Unternehmen aus acht Branchen gehen 40 Prozent davon aus, dass es nicht nötig ist, Kunden um Erlaubnis für die Personalisierung von Angeboten zu fragen. Unter den Konsumenten erwarten jedoch 88 Prozent, dass sie hierfür um Zustimmung gebeten werden.
Datenschutz muss Chefsache werden
„Verbraucher verstehen unter Datenmissbrauch oft etwas anderes als Unter­nehmen. Für sie kann ein Missbrauch schon dann vorliegen, wenn sie sich nicht ausreichend über die Nutzung ihrer Daten informiert fühlen. Unternehmen wiederum achten in erster Linie auf die Einhaltung von rechtlichen Vorgaben“, so Joachim Stephan. Entsprechend ist der Datenschutz bisher in den wenigsten Unternehmen Chefsache. In 73 Prozent aller Firmen liegt die Verant­wortung in der IT- oder Rechtsabteilung oder bei Datenschutzbeauftragten. Für 22 Prozent ist das Thema jedoch Chefsache. „Das Vertrauen der Verbraucher ist eine der wichtigsten Ressourcen von Unternehmen. Um der Bedeutung des Datenschutzes gerecht zu werden, muss er zur Kernaufgabe des strategischen Managements werden“, sagt Joachim Stephan.
Die Ergebnisse der Studie „BCG Big Data and Trust Consumer Survey, 2015“ gibt es hier auf Englisch zum Download. 


Mehr Artikel

News

Große Sprachmodelle und Data Security: Sicherheitsfragen rund um LLMs

Bei der Entwicklung von Strategien zur Verbesserung der Datensicherheit in KI-Workloads ist es entscheidend, die Perspektive zu ändern und KI als eine Person zu betrachten, die anfällig für Social-Engineering-Angriffe ist. Diese Analogie kann Unternehmen helfen, die Schwachstellen und Bedrohungen, denen KI-Systeme ausgesetzt sind, besser zu verstehen und robustere Sicherheitsmaßnahmen zu entwickeln. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*