In San Francisco debattierte das KI-System IBM Project Debater mit dem mehrfach ausgezeichneten Redetalent und Weltrekordhalter von Debattierwettbewerben Harish Natarajan zum Thema „Should preschool be subsidized?“ [...]
Die Debatte erfolgte live, dementsprechend hoch war die Nervosität bei den IBM-Wissenschaftlern. Das Thema erfuhren Mensch wie Maschine erst 15 Minuten vor der Debatte, die in drei Runden erfolgte. IBM Project Debater sprach mit einer menschlich anmutenden weiblichen Stimme und hatte übrigens keinen Zugriff auf das Internet, Natarajan natürlich auch nicht. Die IBM-Wissenschaftler verteilten die Rollen: Project Debater musste für die Subventionierung und sein menschlicher Gegenspieler dagegen sprechen.
Das Publikum stimmte per Handy ab. Gefragt, ob man für oder gegen die Subventionierung der Kindergarten sei, stimmten 79 Prozent der Anwesenden dafür (13 Prozent dagegen, 8 Prozent unentschlossen), nach der Debatte waren es nur mehr 62 Prozent (30 Prozent dagegen, 8 Prozent unentschlossen). Deswegen wurde Natarajan als Debattensieger gefeiert. Die Argumentationslinie der Maschine war jedenfalls hervorragend, sie ging auf die Argumente von Natarajan ein, hielt ihre dagegen und unterlegte diese mit nicht wenigen Zahlen. Diese stammten aus ihrem Speicher und nicht aus dem Web und waren wohl auch der Grund, warum 58 Prozent der Anwesenden sagten, dass Project Debater ihnen half, mehr Einsicht in die Materie zu gewinnen. Einen Wissenszuwachs aufgrund der Rede von Natarajan vermeldeten lediglich 20 Prozent des Publikums. Es zeigt sich: Der Debattensieg von Natarajan ist nicht so eindeutig.
Zusammenarbeit von KI und Mensch wichtiger als Konkurrenz
IBM Project Debater wird in den IBM-Labors im israelischen Haifa entwickelt. Einige israelische Wissenschaftler waren extra für dieses Event angereist, darunter die Projektleiter Ranit Aharonov and Noam Slonim. In einer kurzen Rede zeigte sich letzterer auf der Bühne überzeugt davon, dass das Zusammenspiel von Mensch und Machine für beide bereichernd sein kann. »Es geht nicht darum«, so Slonim, »dass einer besser ist als der andere, sondern dass KI und Menschen zusammenarbeiten.« Aharanov sieht wiederum das Potenzial von Project Debater in dessen Fähigkeit, »beide Seiten eines Problems zu verstehen und alle Vor- und Nachteile darzustellen, damit man das Thema umfassender sehen und eine bessere Entscheidung treffen kann.« Dass dies bereits technisch verwirklicht ist, hat die Debatte eindrucksvoll gezeigt.
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