Die Hersteller sprechen von einer Renaissance des Personal Computers. Dell hat neue Rechnermodelle präsentiert, die noch stärker darauf ausgelegt sind, Collaboration-Szenarien zu unterstützen. [...]
In Corona-Zeiten ist die Arbeit von zuhause für viele zum Alltag geworden. Der Rechner im Wohnzimmer oder der Laptop auf dem Küchentisch gehören in den Haushalten mittlerweile zur Einrichtung. Daran dürfte sich in den kommenden Monaten angesichts der aktuell weiterhin hohen COVID-19-Ansteckungszahlen und der nur schleppend in Gang kommenden Impfungen gegen das Virus nur wenig ändern.
Die IT-Hersteller richten ihre Portfolios auf diese veränderten Arbeitsanforderungen der Unternehmen aus. Das hat die Consumer Electronics Show (CES), die Mitte Januar erstmals nicht als Messe in Las Vegas, sondern als virtueller Web-Event abgehalten wurde, deutlich gezeigt. Traditionell präsentieren die Hardwareanbieter hier ihre IT-Kollektionen für das laufende Jahr. Neben ihren kommenden Produktgenerationen in verschiedenen PC- und Laptop-Klassen stellten die Rechnerhersteller zudem neue Geräte vor, die speziell auf Homeoffice-Szenarien wie zum Beispiel Videokonferenzen abgestimmt sind.
Spezielle Monitore für Videokonferenzen
Beispielsweise hat Dell mit den Modellen „C2422HE“, „C2722DE“ und „C3422WE“ eine neue Monitorreihe angekündigt, die Anwender bei Videokonferenzen unterstützen soll. Die Geräte gibt es in unterschiedlichen Größen mit 24, 27 oder 34 Zoll Bildschirmdiagonale. Das größte Modell der Reihe, der C3422WE, bietet zudem als Curved Monitor eine leicht geschwungene Display-Front.
Die Monitore sind Dell zufolge speziell zertifiziert für die Nutzung mit Microsoft Teams. Über eine dedizierte Teams-Taste können Anwender per Knopfdruck an Meetings teilnehmen. Integriert sind eine auf- und einklappbare Kamera mit fünf Megapixel Bildauflösung, zwei Fünf-Watt-Lautsprecher sowie ein Mikrofon mit integrierter Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen. Nutzer können sich zudem via Gesichtserkennung über „Windows Hello“ anmelden und das System mit Sprachbefehlen via „Microsoft Cortana“ steuern.
Dell stattet die Displays außerdem mit der Funktion „Comfortview Plus“ aus. Damit sollen die Emissionen von kurzwelligem blauen Licht reduziert werden. So würden die Augen bei der Bildschirmarbeit weniger stark belastet und Ermüdungserscheinungen vorgebeugt, verspricht der Hersteller. Trotz Filter werde die Farbgenauigkeit der Bilddarstellung nicht verfälscht. Die Displays sind ab Mitte Februar verfügbar (Preise zwischen 520 und 1.150 Dollar).
Dell stattet auch andere Displays mit Comfortview Plus aus. Dazu zählen die beiden großformatigen, gebogenen Modelle „Ultrasharp 40 Curved“ (U4021QW) und „Ultrasharp 38 Curved“ (U3821DW) mit Bildschirmdiagonalen von 40 und 38 Zoll. Der U4021QW bietet eine Wide-Ultra-High-Definition (WUHD-)Auflösung mit 5120 mal 2160 Bildpunkten im 21:9-Format. Der 38-Zöller arbeitet mit einer Wide-Quad-High-Definition-Auflösung (2960 mal 1440 Pixel) ebenfalls im 21:9-Format.
Dell adressiert mit diesen Displays vor allem Kreative, die mit Bildern und Videos arbeiten, sowie Data Analysts, für die es darauf ankommt, Datenzusammenhänge zu visualisieren. Beide Geräte bringen verschiedene Anschlussmöglichkeiten wie Thunderbold 3, Super Speed USB mit 10 Gbps und einen Ethernet-Port mit. Zudem integrieren die Displays einen Switch, über den Nutzer einen zweiten PC anschließen können, für die Bedienung beider Systeme aber nur eine Tastatur und Maus benötigen. Praktisch im Homeoffice, um Privat- und Firmenrechner am gleichen Display betreiben zu können. Größe und Funktionsvielfalt haben allerdings ihren Preis. Dell verlangt für das große Modell 2.100 Dollar, der 38-Zöller kommt auf 1.500 Dollar. Beide Monitore sind ab Ende Januar zu haben.
Notebooks mit mehr Security-Features
Auch ihre Rechner passen die Hersteller stärker an die veränderten Anforderungen im Homeoffice an. Zusätzliche Funktionen sollen beispielsweise die Nutzung von Videokonferenzen komfortabler und sicherer machen. Dell hat einige Modelle aus seiner „Latitude“-Reihe neu vorgestellt, das 9420, 7520 und 5420. Die Mobilrechner gibt es meist in unterschiedlichen Ausführungen – klassisch als aufklappbaren Laptop oder als 2-in-1-Gerät, dessen Display sich um 360 Grad herumklappen lässt. Damit verwandelt sich der Rechner dank Touchscreen in ein Tablet.
Verbessert hat Dell auch die Audio- und Videofunktionen der Mobilrechner. Mehr Lautsprecher und Mikrofone mit Rauschunterdrückung sollen für einen guten Ton bei Videokonferenzen sorgen. Die integrierten Kameras bieten automatische Licht- und Hintergrundkorrekturen. Mithilfe der Intel Visual Sensing Technologie erkennt der Rechner über die Kamera, wenn der Nutzer seinen Arbeitsplatz verlässt und sperrt das Gerät automatisch. Kehrt der User zurück, wird das System über eine Authentifizierung via Gesichtserkennung wieder aktiviert. Darüber hinaus hat Dell mit dem „Webcam Shutter“ eine Funktion entwickelt, die die Kamera mit der Videokonferenzsoftware synchronisiert. Startet der Anwender eine Videosession, wird automatisch die Kamera in Gang gesetzt. Endet die Konferenz, deaktiviert der Shutter die Webcam. Die Funktion bietet Dell beispielsweise in dem neuen Latitude 9420 an.
Darüber hinaus hat Dell weiter an der Leistungsschraube gedreht. Alle neuen Modelle arbeiten mit den jüngsten Intel-Core-Prozessoren der 11. Generation. Beim 5420er Modell lässt sich der Arbeitsspeicher auf bis zu 64 GB ausbauen. Die anderen Geräte bieten maximal 32 GB RAM. Als Festspeicher stehen verschiedene SSD-Optionen zwischen 256 Gigabyte (GB) und 4 Terabyte (TB) zur Auswahl. Für Nutzer, die Wert auf ein größeres Display ihres Mobilrechners legen, bietet Dell das Latitude 7520 mit 15,6 Zoll. Neben Optionen mit FHD-Auflösung (1920 mal 1080 Bildpunkten) steht auch eine Variante mit UHD-Auflösung (3840 mal 2160 Bildpunkte) zur Verfügung.
Während derzeit mobile Rechner in allen Formen und Größen im Rampenlicht stehen, spielt der klassische Desktop-PC nur noch eine Nebenrolle. Wenn überhaupt, stellen die Hersteller schicke All-in-One-PCs (AiO) vor, die mit ihrem Design überzeugen sollen. Der graue Rechnerkasten unter dem Schreibtisch scheint endgültig ausgedient zu haben – einzige Ausnahme: rechenstarke Workstations für leistungshungrige Anwendungen.
Dell hat zur CES ein modulares AiO-Konzept vorgestellt. Die Rechner aus der „Optiplex“-Reihe „3090 Ultra“ und „7090 Ultra“ lassen sich mit verschiedenen Monitormodellen aus der eigenen Ultrasharp-Serie oder auch mit Displays anderer Hersteller kombinieren. Die PC-Module finden im Standfuß des Monitors Platz beziehungsweise können über eine spezielle Halterung auch an der Wand oder am Schreibtisch befestigt werden.
Um ihre Rechner passgenau auf die Anforderungen der Nutzer zu konfigurieren, liefern die Hersteller entsprechende integrierte Management-Funktionen mit. Dell fasst diese unter dem „Dell Optimizer“ zusammen. Die Software könne Anwendungsperformance, Akkulaufzeit, Audioqualität und Konnektivität automatisch optimieren, verspricht der Hersteller. Die Rechner lernten, wie Menschen arbeiten, und passten sich automatisch an. Die aktuelle Version des Optimizer zielt Dell zufolge insbesondere auf Collaboration- Anwendungen ab. Eine intelligente Unterdrückung von Hintergrundgeräuschen und eine automatische Stummschaltung für das Mikrofon erleichterten die Kommunikation über die Rechner. Features wie „Expressconnect“ priorisieren die Datenübertragung von Konferenz-Apps, um Verbindungsabbrüche zu vermeiden.
Zudem bieten die Hersteller flexiblere Bezugsmodelle in Sachen PC an. Dell offeriert beispielsweise PC as a Service (PCaaS). Neben den Rechnern erhalten die Kunden für eine monatliche Gebühr Services und Wartung über den gesamten Lebenszyklus. Das beinhaltet Software, Support und die Rücknahme der Geräte. Alle drei Jahre werden die PCs ausgetauscht.
„Wir haben ein Müllproblem“
Ein anderes Thema, das für die PC-Hersteller offenbar immer wichtiger wird, ist Nachhaltigkeit. Dell hat sich ehrgeizige Umweltziele gesetzt. Bis 2030 soll für jedes Produkt, das ein Kunde kauft, ein gleichwertiges Produkt recycelt werden. Bis dahin sollen auch sämtliche Verpackungen aus recycelten Materialien oder nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein. Bis 2040 will der Hersteller seinen Strom für alle Niederlassungen weltweit aus erneuerbaren Quellen beziehen.
„Wir haben ein Müllproblem“, räumte Ed Boyd, verantwortlich für das Produktdesign und die User Experience bei Dell, wenige Wochen vor der CES ein. 2019 seien lediglich 17,4 Prozent des weltweiten Elektromülls von fast 54 Millionen Tonnen recycelt worden. Diese Verschwendung von Rohstoffen müsse ein Ende haben. Boyd kündigte an, in der Produktion stärker auf Rohstoffkreisläufe zu achten und möglichst viele Bestandteile von aussortierten Geräten wiederzuverwenden.
*Martin Bayer: Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP; Betreuung von News und Titel-Strecken in der Print-Ausgabe der COMPUTERWOCHE.
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