Dell sucht Neustart abseits der Börse

Vor 15 Jahren empfahl Michael Dell Apple-Gründer Steve Jobs, seinen Laden zu schließen und den Aktionären das Geld zurückzuzahlen. Nun geht der Texaner beim eigenen Unternehmen selbst diesen Weg. Es ist ein Neustart mit Risiken. [...]

Dieses Zitat wird Michael Dell ein Leben lang verfolgen. Als der Gründer des gleichnamigen Computerbauers im Oktober 1997 gefragt wurde, welchen Ratschlag er dem gerade an die Apple-Spitze zurückgekehrten Steve Jobs geben könne, meinte Michael Dell launisch: „Was ich machen würde? Ich würde das Ding zumachen und den Aktionären das Geld zurückgeben.“
Apple stand damals kurz vor dem Konkurs. Und es war nicht absehbar, wie spektakulär die Rettungsgeschichte durch die Rückkehr von Steve Jobs in den kommenden Jahren ausfallen würde. Nun schwächelt der Rivale Dell, und dessen lautstarker Gründer wagt seinerseits tatsächlich den Rückkauf. Doch es ist ein Risiko, das Michael Dell eingeht. Der PC-Markt schrumpft unter dem Druck von Smartphones und Tablet-Computern. Michael Dell hat sich auf jeden Fall starke Partner gesucht, um seine Firma wieder in die Spur zu bringen: den Finanzinvestor Silver Lake, große Banken und nicht zuletzt den Windows-Hersteller Microsoft, der ein offensichtliches Eigeninteresse am Fortbestehen des wichtigen Kunden hat.Schlüsselfigur bei all den Bemühungen ist aber Michael Dell selbst. Er verdiente sich schon als Schüler und Student Anfang der achtziger Jahre mit dem Montieren von Personal Computern mehr als ein Taschengeld. In Texas baute Dell dieses Geschäft immer weiter aus. Schließlich wurde Michael Dell 1992 im Alter von 27 Jahren der jüngste Chef, der jemals eines der 500 umsatzstärksten Unternehmen („Fortune 500“) geleitet hatte. In den folgenden Jahren perfektionierte Dell die industrielle Produktion der PCs auf den Fließbändern. Rund um die Fabriken in Austin und anderen Städten siedelten sich die Zulieferbetriebe an, die die benötigten Bauteile kosten- und zeitsparend „just in time“ anlieferten. Später wurde die Produktion in großen Teilen nach Asien in Mega-Unternehmen wie Foxconn ausgelagert.Dell war Mitte der neunziger Jahre auch der erste PC-Hersteller, der die Vertriebschancen des noch jungen Webs erkannte und fast vollständig auf den Online-Vertrieb setzte. „Michael Dell ist ein wahrer Visionär und eine der herausragenden Führungspersönlichkeiten der globalen Technologie-Branche“, sagte Geschäftspartner Egon Durban vom Finanzinvestor Silver Lake am Dienstag.Im Frühjahr 2001 stürmte Dell am Konkurrenten Compaq als weltgrößter PC-Hersteller vorbei und hielt sich lange an der Spitze. Drei Jahre später zog sich Michael Dell aus der Führung von Dell Inc. zurück, um mehr Freiraum für andere Aktivitäten wie seine Finanzinvestitionen zu gewinnen. Doch ohne Michael Dell rutschte das texanische Unternehmen in einem atemberaubenden Tempo ab. Nur drei Jahre nach seinem Ausscheiden wurde Michael Dell im Jänner 2007 wieder als Konzernchef zurückgeholt, um zu retten, was zu retten ist.Seine Erfolge sind aber bescheiden. Zwar konnte Dell seine Position im PC- und Server-Markt stabilisieren. Doch die Mobil-Strategie konnte die Anleger nicht überzeugen. Während Konkurrenten wie Samsung oder Lenovo mit Smartphones und Tablet-Computern von der Verschiebung hin zu Mobilgeräten profitierten, gab es von Dell nur halbherzige Anläufe. Vor allem aber profitierte ausgerechnet ein Unternehmen vom Wandel in der Computerwelt: Apple mit seinem iPhone und iPad.


Mehr Artikel

Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, über die Digitalisierung im Mittelstand und die Chancen durch Künstliche Intelligenz. (c) timeline/Rudi Handl
Interview

„Die Zukunft ist modular, flexibel und KI-gestützt“

Im Gespräch mit der ITWELT.at verdeutlicht Gregor Schmid, Projektcenterleiter bei Kumavision, wie sehr sich die Anforderungen an ERP-Systeme und die digitale Transformation in den letzten Jahren verändert haben und verweist dabei auf den Trend zu modularen Lösungen, die Bedeutung der Cloud und die Rolle von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Unternehmenspraxis. […]

News

Richtlinien für sichere KI-Entwicklung

Die „Guidelines for Secure Development and Deployment of AI Systems“ von Kaspersky behandeln zentrale Aspekte der Entwicklung, Bereitstellung und des Betriebs von KI-Systemen, einschließlich Design, bewährter Sicherheitspraktiken und Integration, ohne sich auf die Entwicklung grundlegender Modelle zu fokussieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*