Falschinformation, Polarisierung, Filterblasen: die moderne Demokratie ist zahlreichen Bedrohungen ausgesetzt. Als Antwort darauf will das kürzlich gestartete EU-Projekt „MultiPoD“ einen offenen, multikulturellen Raum für politische Debatten schaffen – mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI). Die Koordination übernimmt das Deep Tech Unternehmen webLyzard aus Wien. [...]
In von Falschinformation, Polarisierung und der Bedrohung demokratischer Werte geprägten Zeiten will ein europäisches Konsortium einen offenen Raum für politische Debatten schaffen. Das EU-geförderte MultiPoD-Projekt zielt darauf ab, die demokratische Partizipation in ganz Europa und darüber hinaus zu transformieren – mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI), die als Katalysator für einen positiven und nachhaltigen sozialen Wandel eingesetzt werden soll.
MultiPoD ist eine dreijährige Forschungs- und Innovationsinitiative, die von der Europäischen Union im Rahmen des Programms Horizon Europe finanziert wird. Das Projekt verfolgt einen offenen, kontextbezogenen, mehrsprachigen und interkulturellen Ansatz zur Förderung von Kommunikation und Zusammenarbeit in einem europäischen öffentlichen Raum für Bürgerbeteiligung. Das Projekt zielt darauf ab, partizipative Demokratie zu unterstützen, indem es kulturelle und sprachliche Gräben überbrückt, marginalisierte Stimmen verstärkt und einen Überblick der digitalen Landschaft verschafft.
„Digitale Technologien und künstliche Intelligenz werden oft als Treiber von Desinformation und Polarisierung angesehen. In MultiPoD wollen wir dieses Narrativ erweitern und zeigen, wie dieselben Technologien eine treibende Kraft für politische Gerechtigkeit und Partizipation sein können. Das Projekt wird die Inklusion stärken und den Dialog fördern, insbesondere um sprachliche Minderheiten und unterrepräsentierte Gruppen zu unterstützen“, sagt Projektkoordinator Arno Scharl, Managing Partner von webLyzard technology und Direktor des Forschungszentrums für Neue Medientechnologie an der Modul University Vienna.
Vernetzung und Vielfalt durch offene, KI-gestützte Tools
Kulturelle und sprachliche Barrieren können es Bürger:innen erschweren, sich an politischen Dialogen zu beteiligen. Basierend auf einer gründlichen Analyse der konkreten Hindernisse für die Bürgerbeteiligung wird MultiPoD Technologien entwickeln, um bestehende Communities miteinander zu vernetzen und die Transparenz der politischen Partizipation zu erhöhen. Das Projekt wird die Open Source-Plattform „Decidim” erweitern. Bei dieser handelt es sich um eine führende Plattform für digitale Bürgerbeteiligung, welche bereits von öffentlichen Institutionen in ganz Europa genutzt wird. KI-Technologien, unter anderem kulturspezifische Sprachmodelle und Wissensgraphen, werden den interaktiven Austausch über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg ermöglichen. Das soll ausgewogene, faktenbasierte Diskussionen fördern und dabei helfen, Vorurteile abzubauen.
Schlüsselkomponenten von MultiPoD sind neben generativen KI-Algorithmen auch Echtzeit-Methoden zur Extraktion und Visualisierung von Wissen aus Online-Quellen, um damit politische Dialoge zu unterstützen. Mit Hilfe eines Analyse-Dashboards lassen sich Inklusionsstrategien und Vorurteile nachverfolgen, was politischen Entscheidungsträger:innen wichtige Einblicke bietet. „Interaktive Visualisierungen helfen dabei, Komplexität zu reduzieren und die Kernaussagen von Daten nicht aus den Augen zu verlieren. Dadurch können sie Missverständnisse aufklären, die auf kulturelle und sprachliche Unterschiede zurückzuführen sind, und einen respektvollen politischen Dialog fördern,” sagt Scharl.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit im Dienst der Demokratie
Die Stärkung der Demokratie durch die Förderung von Inklusion und Bürgerengagement ist das Hauptziel von MultiPoD. Das Projekt startet zu einem entscheidenden Zeitpunkt, zu dem, wie EU- Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich betonte, “unsere europäischen Werte – Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit – bedroht sind“.
Um die gemeinsame Vision in die Realität umzusetzen, kooperiert der Wiener Projektkoordinator webLyzard technology mit führenden Organisationen aus Forschung, Technologie und sozialer Innovation: Decidim Foundation (Spanien), ETHOS Lab (Griechenland, KMOP (Griechenland), Open Source Politics (Frankreich), The Open University (Großbritannien), Re-Imagine Europa (Belgien), Storypact (Österreich) und der Universität Lissabon (Portugal).

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