Wer die neue Rolle eines Chief Digital Officer (CDO) übernimmt, hat meist wenig Mitarbeiter und muss mit stagnierendem oder gar sinkendem Budget auskommen. Das beobachtet die Quadriga Hochschule Berlin in einer Studie. [...]
Im deutschsprachigen Raum etabliert sich die Position eines Chief Digital Officer (CDO). Faktisch erwarten die Unternehmen dabei einen Manager mit den Qualitäten der „eierlegenden Wollmilchsau“. Zu diesem Ergebnis kommt die Quadriga Hochschule Berlin in der Studie „Chief Digital Officer – Relevanz, Rolle und Roadmap“.
Die Hochschule hat zum einen eine eigene Umfrage unter gut 150 Entscheidern durchgeführt. Zum anderen bezieht sie sich auf den „CDO-Kompass“ der Autoren Merx und Merx und weitere Quellen. Laut Merx und Merx arbeiten in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) derzeit 179 CDOs. Vor einem knappen Jahr waren es erst 120, für Ende 2017 werden 350 erwartet.
Noch hat sich für diese Position kein einheitlicher Titel durchgesetzt. Neben dem Chief Digital Officer gibt es den „Digital Transformation Officer“ ebenso wie den „Vice President Digital Business“, den „Director Digital Business“ oder den „Digital Strategen“. Wie auch immer der Titel lautet: diese Manager schließen sich bereits in Netzwerken wie dem „CDO Club“ zusammen und entwickeln eine Community.
Der Arbeitsalltag des CDO
Die Quadriga Hochschule hat ihre Studienteilnehmer gefragt, wie der Arbeitsalltag für sie aussieht. Aus elf Antwortmöglichkeiten stechen folgende vier deutlich heraus: Einbindung der Crowd und reibungsloser IT-Betrieb (jeweils 74 Prozent der Nennungen) sowie Ausstattung der Organisation mit genügend Personal/Kompetenzen für die digitale Transformation und bereichsübergreifende Koordination der Digitalisierung von Prozessen (71 Prozent).
Diese Angaben widersprechen einem anderen Studienergebnis. Die Forscher hatten nach den unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zwischen CDO, CIO und CEO gefragt. Weitgehend zeigen sich die Befragten darin einig, dass der CEO die Gesamtstrategie des Unternehmens erarbeitet und umsetzt (81 Prozent). 74 Prozent sehen die Verantwortung für die Digitalstrategie beim CDO und 84 Prozent erklären den reibungslosen IT-Betrieb zur CIO-Sache.
Seltener nennen die CDOs in ihrem faktischen Arbeitsalltag Aufgaben wie das Verbinden technischer und organisatorischer Aspekte der Digitalisierung (42 Prozent), das Identifizieren neuer Geschäftsfelder (41 Prozent) oder Erarbeitung und Umsetzung einer Digitalstrategie (35 Prozent). Knapp jeder Zweite (49 Prozent) führt Aufbau und Pflege von Partnerschaften an.
Ziele des CDO
Für die Quadriga Hochschule sind die Angaben der Studienteilnehmer nicht schlüssig. So steht einerseits das Identifizieren neuer Geschäftsfelder unten auf der Liste, andererseits wollen die Unternehmen durch ihre Digitalstrategie den Umsatz ankurbeln. Dies und die Verbesserung des Kundenerlebnisses sieht eine Mehrheit von 60 Prozent der Firmen auf Platz Eins. Weitere Ziele sind operative Exzellenz und Kostenreduktion (jeweils 50 Prozent) sowie Innovationsführerschaft und der Eintritt in neue Märkte.
Der CDO ist noch ein zahnloser Tiger
Die Forscher sprechen vom CDO als „zahnlosem Tiger“, weil er in jedem zweiten Unternehmen nur maximal drei Mitarbeiter bekommt. Mit 36 Prozent erklärt mehr als jeder Dritte, sein Budget stagniere oder sinke.
Nichtsdestoweniger erklären sich 82 Prozent der CDOs für „eher zufrieden“ bis „sehr zufrieden“. 54 Prozent halten ihren Job für „eher stressig“ bis „sehr stressig“. Sie geben jedoch an, sich durch Stress nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und anderen Menschen zu vertrauen.
Jahresgehalt von 280.000 Euro
Immerhin jeder Vierte (25 Prozent) plant jedoch einen Job-Wechsel. Im Schnitt verdienen sie knapp 280.000 Euro im Jahr, wobei 63 Prozent variable Gehaltsanteile beziehen. Meist liegen diese unter zehn Prozent. Die Hochschule kommentiert: „Nicht jeder Digital-Stratege ist beim Gehalt auf CxO-Niveau.“
An der Quadriga Hochschule kennt man die Diskussion darüber, ob ein Unternehmen überhaupt einen CDO braucht. Die Forscher sehen auf Manager, die diese Rolle übernehmen, „Positionsgerangel und auch Machtkämpfe“ zukommen. Sie schreiben: „Der CDO hat als Neuling meist weniger eigene Ressourcen und deshalb zunächst ein schweres Standing – aber im Gegensatz zum CIO mit klassischer Support-Organisation im Rücken wirkt der CDO aufgrund des Aufgabenzuschnitts auf die Unternehmensstrategie, das Geschäftsmodell und auch operative Entscheidungen ein.“
* Christiane Pütter schreibt für die Computerwoche und CIO.de.
Be the first to comment