Was wollen Software-Entwickler von ihren Arbeitgebern? Dieser Frage ist WeAreDevelopers in Kooperation mit MindTake Research und der Digitalisierungsagentur (dia) nachgegangen. [...]
Die Umfrage ist eine jährliche Momentaufnahme über die Stimmungen, Prioritäten und Anliegen Europas begehrtesten Tech-Talente – durchgeführt im Sommer 2019 unter 950 Teilnehmern der WeAreDevelopers-Konferenz in Berlin. Die Ergebnisse bieten Unternehmen einen Leitfaden, wie das Arbeitgeber-Image der Unternehmen bei Entwicklern verbessert werden kann.
Im Allgemeinen sind Entwickler (3 von 4 Studienteilnehmern) mit ihrem Beruf zufrieden und streben nach einer Work-Life-Balance, die flexibles und kollaboratives Arbeiten mit hoher persönlicher Zufriedenheit, Freiheit und Raum für Weiterentwicklung ermöglicht. Im Gegensatz zur öffentlichen Wahrnehmung wollen Entwickler nicht bis tief in die Nacht im Büro sitzen, sondern legen großen Wert darauf, ihr Sozialleben zu pflegen und sich der eigenen Gesundheit und Hobbies zu widmen.
Negativ ist dennoch zu vermerken, dass ein signifikanter Teil mit diversen finanziellen oder gesundheitlichen Aspekten ihres Berufs unzufrieden ist. Diese Unzufriedenheit spiegelt sich auch darin wider, dass nur rund ein Drittel nicht auf der Suche nach einem neuen Job ist und der andere Teil einem Berufswechsel durchaus nicht abgeneigt wäre. “Genau hier setzen wir mit WeAreDevelopers an. Wir wollen Unternehmen die Anliegen der Entwickler näherbringen und sie dabei unterstützen, diese für sie relevante Zielgruppe besser zu verstehen”, so Benjamin Ruschin (Managing Director & Co-Founder von WeAreDevelopers).
Betrachtet man die Top-5-Prioritäten bei der Berufswahl, lag das Gehalt mit 78 Prozent an erster Stelle. Weitere ausschlaggebende Faktoren stehen in Zusammenhang mit der Arbeitszeit und Flexibilität (69 %), den emotionalen Arbeitsplatz-Aspekten wie Entscheidungsfindungen und Konfliktlösungen in den Unternehmen (56 %), den zwischenmenschlichen Beziehungen (53 %) sowie der kontinuierlichen Weiterbildung (52 %).
Der Großteil der Studienteilnehmer gab ferner an, dass das Gehalt ebenso der treibender Faktor für den letzten Jobwechsel war (46 %), gefolgt von den emotionalen Arbeitsbedingungen (37 %). Zudem nahm das Arbeitgeber-Image sowie das Image der neuen Position ein gewichtige Rolle (34 %) ein und wurde als wichtiger eingeschätzt, als Arbeitsplatz-Equipment (29 %), flexible Arbeitszeiten (25 %) und Bonusse oder Gewinnbeteiligungen (22 %).
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung des technischen Sektors, die von schüchternen oder introvertierten Personen geprägt ist, werden soziale Beziehungen als auch Team-Beziehungen als sehr wichtig angesehen. 3 von 4 Befragten beurteilten ihre Zufriedenheit als gut oder sehr gut – “was ziemlich hoch für ein so schnelles und wettbewerbsorientiertes Umfeld ist”, wie Timo Göller betont (Analyse von MindTake Research).
Ebenfalls entgegen dem stereotypischen Bild von Entwicklern als ungesunde Nerds, die sich ausschließlich von Junk-Food ernähren und ihre Freizeit mit Computerspielen verbringen, zeigt die Studie, dass die Lebensgewohnheiten der Entwickler gesundheitsorientiert sind und viel Wert auf einen abwechslungsreichen Lebensstil gelegt wird. Etwa 40 Prozent gaben an, dass sie gelegentlich trainieren, und 46 Prozent sogar regelmäßig. Weniger als 15 Prozent rauchen oder “vapen” und – überraschenderweise – trinkt ein Drittel der Befragten überhaupt keinen Kaffee. Im Bezug auf die Ernährungen kochen 36 Prozent regelmäßig für sich selbst und 49 Prozent kombinieren ihr Essen mit Lieferservice- oder Imbissgerichten. Bei Fragen nach Freizeiaktivitäten gaben die Studienteilnehmenden an, dass Musik hören an erster Stelle kommt (87 %), Fernsehen an zweiter Stelle (71 %), gefolgt von Bücher lesen (67 %) und damit deutlich höher lagen als Videospiele (38 %).
Die Umfrage beinhaltete einen höheren Anteil an Frauen unter den Befragten als bisherige. Martina Oberrauch (leitende Studienberaterin von MindTake Research) betonte, dass die Anzahl der weiblichen Befragten zwar insgesamt zu niedrig sei, um daraus Schlussfolgerungen mit statistischer Sicherheit zu ziehen. Die Antworten zeigen aber dennoch signifikante Trends und Indikationen. Zu diesen zählt beispielsweise, dass Frauen eher angaben, sich unfair behandelt, kritisiert und ausgeschlossen zu fühlen. Sie legen außerdem mehr Wert auf Diversität, wohingegen Männer letzteres nicht als persönlich essentielles Thema ansehen.
Ferner gab laut den Ergebnissen jede zweite Frau an, im beruflichen Umfeld mit einer schwerwiegenden Unannehmlichkeit oder Konflikt konfrontiert gewesen zu sein und 60 Prozent waren der Ansicht, dass das Problem nicht gelöst wurde. “Dies ist etwas, das die HR-Abteilungen unbedingt näher betrachten müssen”, fügen Oberrauch und Ruschin hinzu.
Die familiären Hintergründe der Befragten waren gleichmäßig verteilt: 32 % sind ledig, 38 % in einer Beziehung und 27 % verheiratet. Etwa 2 von 10 Befragten haben ein Kind oder mehrere. Hunde waren etwas populärer als Katzen, aber insgesamt hatten nur 2 von 10 Tieren ein Haustier.
Die Mobilität habe sich als wichtiges Kriterium für junge Talente der Branche herausgestellt: 27 Prozent der Befragten seien sehr begeistert von der Vorstellung, eine Stelle im Ausland anzutreten und mehr als die Hälfte davon wäre bereit – unter den entsprechenden Umständen – die Wahl einer solchen Stelle in Betracht zu ziehen. Wie die Studie gleichermaßen zeigt, hängen diese Umstände von mehreren Faktoren ab: Die ausschlaggebenden Faktoren bei einer Relocation sind Weiterentwicklung (86 %) und ein hohes Gehalt (85 %), die Chance einen aktiven Beitrag zu leisten (77 %), ein höherer Lebensstandard (74 %) und bessere Weiterbildungsmöglichkeiten (67 %). Berlin, Wien, New York, Barcelona und London waren die Top-Wahl für Städte, in denen Entwickler einen Umzug erwägen würden. Im Rahmen dessen gaben die Befragten im Durchschnitt an, eine Gehaltserhöhung von 70 Prozent im Vergleich zu ihrem derzeitigen Gehalt zu erwarten.
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