Der Digitalisierungsradar zeigt ungenutzte Potenziale in Österreich

Im März 2022 befragte Accenture 2.000 Österreicherinnen und Österreicher bezüglich ihres Digitalisierungsgrads. Der darauf basierende "Digitalisierungsradar" zeigt klar: Österreich hat gute Voraussetzungen für eine erfolgreiche digitale Transformation, nutzt aber die bestehenden Potenziale zu wenig aus. [...]

V.l.n.r. Michael Zettel (Accenture), Christiane Noll (Avanade), Hermann Erlach (Microsoft) (c) Stefan Csaky
V.l.n.r. Michael Zettel (Accenture), Christiane Noll (Avanade), Hermann Erlach (Microsoft) (c) Stefan Csaky

Accenture hat gemeinsam mit Microsoft im Zuge der Initiative „Mach heute Morgen möglich“  und auf Basis einer repräsentativen Umfrage den Digitalisierungsradar entwickelt, um den Digitalisierungsstatus Österreichs aufzuzeigen. Dabei zeigt sich: 93 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sehen in digitalen Technologien wesentliche Vorteile für die Wirtschaft und die verschiedensten Lebensbereiche, 91 Prozent der heimischen Haushalte haben einen Breitbandanschluss. Gleichzeitig ist Österreich Schlusslicht bei der Nutzung der Digitalisierung. 54 Prozent der Bevölkerung nutzt E-Commerce und 7 Prozent der Unternehmen setzen auf Big Data.

Angesichts dieser Ergebnisse müsse man die Nutzung klar vorantreiben, um die vollen Potenziale ausschöpfen zu können, fordert Michael Zettel, Country Managing Director Accenture Österreich. Das Bewusstsein, dass wir von digitalen Technologien profitieren, sei da. Denn die Österreicherinnen und Österreicher nutzetn auch intensiv digitale Endgeräte. 61 Prozent griffen mehrmals täglich zu ihrem Smartphone, 49 Prozent nutzten mehrmals am Tag ihren Laptop oder PC, 25 Prozent täglich. Wearables würden von 13 Prozent mehrmals täglich und von 15 Prozent täglich genutzt, zitiert Zettel einige Studienergebnisse und ergänzt: „Österreich ist das Land der ungenutzten Potenziale: 54 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher shoppen online. Im EU-Schnitt sind es 57 Prozent, in den Niederlanden und Dänemark sind es 83 beziehungsweise 82 Prozent. Ähnlich sieht es beim Einsatz der digitalen Technologien im Unternehmensbereich aus: Nur 7 Prozent der Unternehmen setzen auf Big Data, bei den EU-27 sind es mit 13 Prozent fast doppelt so viele und Malta und die Niederlande sind mit 29 und 26 Prozent absolute Spitzenreiter.“ Doch sind sich die Österreicherinnen und Österreicher laut Digitalisierungsradar durchaus bewusst, dass es ungenutztes Potenzial gibt. Zettel: „48 Prozent sehen ungenutzte Potenziale zur Stärkung im internationalen Wettbewerb.“

Österreicher sind technologie-skeptisch

Während im EU-Schnitt 31 Prozent der europäischen Bürger und Bürgerinnen negative Auswirkungen durch den Einsatz künstlicher Intelligenz befürchten, stehen in Österreich 42 Prozent der Befragten KI kritisch gegenüber. Hermann Erlach, General Manager Microsoft Österreich, nennt ein weiteres Beispiel: „60 Prozent vertrauen Cloud-Plattformen kaum oder gar nicht. Diese Zahlen zeigen deutlich, dass wir Europameister bei der Skepsis sind und hier enormen Aufklärungs- und Aufholbedarf haben. „Cyber-Sicherheit ist den Österreicherinnen und Österreichern ein großes Anliegen. 95 Prozent ist das Thema Sicherheit wichtig oder sehr wichtig. Gleichzeitig sieht sich jeder Zweite bereits als Opfer von betrügerischen Handlungen oder Unsicherheiten im Internet“, nimmt Erlach auf die Studienergebnisse Bezug und ergänzt: „77 Prozent erkennen allerdings Verbesserungen bei der Sicherheit in den vergangenen fünf Jahren.“ Dabei sind die Menschen mit den ständig zunehmenden Drohszenarien im Bereich Cybersecurity immer überforderter. Studien belegen etwa, dass diese Unsicherheiten auch bei vielen KMUs dazu führen, weniger in die Digitalisierung des eigenen Unternehmens zu investieren. Statt dem Aufbau eigener IT-Infrastruktur ist es speziell für KMUs interessant, mit einer modernen Cloudlösung ihre IT-Sicherheit in einen integrierten wie auch umfassenden Lösungsansatz zu bringen, der auch automatisch mit den Bedrohungsszenarien Schritt hält.“ Für Erlach ist es ein „Gebot der Stunde“, in den Ausbau der Cybersicherheit und die Kompetenzen dafür zu investieren, „um das Vertrauen in die digitalen Technologien insgesamt zu steigern“.

Diskrepanz zwischen privater und beruflicher Nutzung

21 Prozent der Befragten veröffentlichen selbsterstellte Inhalte im Internet. Im EU-Schnitt sind es 29 Prozent, in den Niederlanden sind es mit 53 Prozent mehr als jeder Zweite. In Österreich wird auch nur von 12 Prozent das Internet für die Jobsuche verwendet. In Dänemark sind es 36 Prozent. „Eine überraschende Erkenntnis aus dem Digitalisierungsradar ist, dass die private Nutzung dominiert und die berufliche Nutzung hinterherhinkt“, konstatiert Christiane Noll, Geschäftsführerin von Avanade Österreich. „63,5 Prozent nutzen mehrmals täglich Social Media, 52 Prozent nutzen täglich oder sogar mehrmals täglich Online-Newsseiten. Online-Banking wird von 49 Prozent zumindest wöchentlich genutzt. Knapp 61 Prozent nutzen die Handy-Signatur kaum oder nie“, erläutert Noll.

Digitalisierung – ein Mittel gegen die Klimakrise?

61 Prozent der Bevölkerung sehen in digitalen Technologien ein Potenzial zur Förderung von Nachhaltigkeit und Umweltschutz, allerdings sehen nur 59 Prozent der Befragten ungenutzte Potenziale im Technologieeinsatz zur Förderung des Klimaschutzes. „Das Bewusstsein, dass die Klimawende nur mithilfe des Einsatzes digitaler Technologien gelingen wird, ist noch nicht ausreichend geschaffen. Hier gilt es, verstärkt Aufklärungsarbeit zu leisten“, betont Noll. 

Initiative „Mach heute Morgen möglich“

Um die Chancen der Digitalisierung bei Innovation, Kompetenz, Nachhaltigkeit und Sicherheit in Österreich greifbarer zu machen wurde Anfang des Jahres die Initiative „Mach heute Morgen möglich“ gestartet. Mittlerweile haben sich über 150 Unternehmen und Organisationen der Initiative angeschlossen und setzen sich dafür ein, dass Österreich mutig und offen die Chancen der digitalen Transformation ergreift.

Mehr Informationen zur hinsichtlich Alter, Geschlecht, Bundesland und Bildungsgrad repräsentativen Studie gibt es unter https://accenture.at/digitalisierungsradar.


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