Im Dunkel des digitalen Zeitalters entwickelt sich eine rasante Schattenwirtschaft: Cyber- Betrug. [...]
Kriminelle nutzen dabei geschickte Methoden, um Daten zu stehlen, Konten zu plündern und ganze Betrugssysteme weiterzuverkaufen. Ein Blick hinter die Kulissen enthüllt die dunklen Machenschaften und den Vielschichtigkeit dieser digitalen Bedrohung.
In einer Welt, die von Technologie und Online-Transaktionen geprägt ist, gedeihen dunkle Machenschaften im Cyberspace. Cyber-Betrug hat sich zu einer ausgeklügelten Industrie entwickelt, die nicht nur die finanzielle Sicherheit der Opfer bedroht, sondern auch einen beunruhigenden Einblick in die Abgründe der digitalen Welt bietet.
Um sich gegen die immer raffinierteren Methoden der Cyber-Kriminellen zu wappnen, bedarf es eines tiefen Verständnisses ihrer Denkweise. Dafür gibt es für Unternehmen verschiedene Möglichkeiten, zum Beispiel Branchenanalysen oder der regelmäßige Austausch mit Kunden, um Betrugsmuster und -trends zu erkennen.
Solche Einblicke sind von unschätzbarem Wert, denn die Methoden der Betrüger variieren je nach Branche und Zielgruppe. Nicht alle Cyber-Kriminellen haben es auf dieselbe Beute abgesehen. Während sich einige auf den Luxus-Einzelhandel spezialisieren, setzen andere auf preisgünstige Produkte.
Diese Unterschiede erfordern ein fein abgestimmtes Verständnis der Kauf-Verhaltensmuster, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren. Künstliche Intelligenz (KI) spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da sie es ermöglicht, Muster zu erkennen, die sogar die Betrüger unbewusst hinterlassen.
Die Beschaffung gestohlener Daten
Die Grundlage für viele Betrugsmaschen im Cyberspace bilden gestohlene Nutzer-Daten. Kriminelle verschaffen sich auf vielfältige Weise Zugang zu diesen Daten. Eine alarmierende Vorgehensweise ist der Kauf der gestohlenen Daten von anderen Kriminellen. Dieser Handel reift im sogenannten Dark Web heran, einer abgeschirmten Ecke des Internets, die nur über spezielle Zugänge erreichbar ist.
Kreditkartendaten im Dark Web zu kaufen dauert nur rund fünf Minuten und kostet umgerechnet weniger als fünf Euro pro Karte. Es gibt aber auch Telegram-Kanäle, die das Ganze noch einfacher machen: Über das Smartphone kann unter anderem direkt auf gestohlene Anmeldedaten zugegriffen werden und Betrüger können so auch Anmeldedaten und Tipps untereinander austauschen.
Die erbeuteten Daten sind jedoch nicht das einzige Werkzeug der Betrüger. Die Welt des digitalen Diebstahls setzt zudem auf entsprechende Tools. Einige dieser Tools sind sogar auf Abonnement-Basis erhältlich, wie zum Beispiel Shopping-Bots, die es schon für 20 Euro pro Monat gibt, oder VPN-Dienste für knapp 30 Euro monatlich.
Daneben gibt es aber auch viele herkömmliche Dienste, die weder von, noch für Betrüger entwickelt wurden, diesen aber unabsichtlich in die Karten spielen. Das kommt beispielsweise bei Software-as-a-Service-Diensten (SaaS) häufig vor, insbesondere wenn diese mit Banking zu tun haben. Eine gängige Taktik von Betrügern ist es beispielsweise, mittels Bots Hunderte von Kreditkarten zu beantragen. Diese Bots arbeiten dann rund um die Uhr und sind zudem nicht mit vorhandenen Kreditkarten oder IP-Adressen verknüpft.
Der Schattenhandel und seine Gewinne
Die kriminelle Aktivität im Netz beschränkt sich jedoch nicht einfach darauf, Konten von ahnungslosen Nutzern zu plündern. Ein weiteres Element der Cyberkriminalität ist der Schattenhandel von bewährten Betrugsmethoden. Wenn Betrüger eine erfolgreiche Masche entwickelt haben, wird diese nicht nur eifrig genutzt, sondern auch an andere Kriminelle weiterverkauft.
Auch der finanzielle Anreiz für Kriminelle ist enorm: Investieren Betrüger wöchentlich in gestohlene Zugangsdaten und erforderliche Tools, können sie in kurzer Zeit erhebliche Gewinne erzielen. Eine Investition von etwa 27.250 Euro ermöglicht es Cyberkriminellen, innerhalb von etwa 90 Minuten Computerarbeit einen Umsatz von über 45.000 Euro zu erzielen.
Verbreitung und Mainstreaming von Betrug
In den vergangenen Jahren hat die Betrugshäufigkeit im Online-Handel zugenommen. Ein Grund dafür ist das unsichere Wirtschaftsklima. Ein anderer besteht in der Präsenz, die Cyber-Betrug zunehmend in der öffentlichen Wahrnehmung einnimmt und droht, durch populäre Streaming-Shows verherrlicht zu werden.
Es lohnt sich daher für Händler, in Betrugspräventions-Modelle zu investieren, die sich schnell an die dynamische Betrugslandschaft anpassen können. Maschinelles Lernen ist das Herzstück solcher Modelle und ermöglicht Echtzeitwarnungen, sobald Anomalien auftreten.
Die Funktion, Händler ohne zeitliche Verzögerung warnen zu können, ist essenziell für eine effiziente Risikomanagementstrategie. Sie ermöglicht, Betrugsmuster auch bei ausgeklügelten und neuartigen Vorgehensweisen zu erkennen, bevor Händler wirklich zu Schaden kommen.
Maschinelles Lernen allein ist jedoch nicht ausreichend, um Betrüger langfristig zu stoppen. Es muss durch ein menschliches Expertenurteil ergänzt werden. Zusammen bieten menschliche und maschinelle Ansätze eine umfassende Betrugsabwehrstrategie für Einzelhändler.
*Mit rund zwei Jahrzehnten Erfahrung bei der Entwicklung von Risikomanagement-Anwendungen ist Assaf in seiner Rolle für die technische Strategie und Innovationsprozesse verantwortlich und führt ein Team von Ingenieuren und Datenwissenschaftlern an. Er wurde zudem als Forscher für die Ambient Intelligence Group am Media Lab des MIT ausgewählt.
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