Unter dem Motto „Der Mensch hinter dem Computer“ veranstalteten die Stadt Wien, das Bundesrechenzentrum, die Donau-Universität Krems und der Chaos Computer Club am 27. November gemeinsam das elfte govcamp vienna. Es diskutierten Vertreter und Vertreterinnen aus Verwaltung, Wissenschaft und NGOs sowie Bürger und Bürgerinnen virtuell über die Zukunft der digitalen Gesellschaft. [...]
Interessierte aus allen Bereichen der Zivilgesellschaft nahmen an der Barcamp-Veranstaltung govcamp vienna 2020 teil. Auf Grund der Corona-Krise wurde das Event heuer zum ersten Mal komplett im virtuellen Raum abgehalten. Alle Sessions wurden von den Teilnehmern und Teilnehmerinnen selbst eingemeldet. Das Thema dieses Jahr war „Der Mensch hinter dem Computer“.
Was ist ein Barcamp?
Im Unterschied zu einer Konferenz gibt es kein im Vorhinein feststehendes Programm. Die Agenda entsteht am Veranstaltungstag durch die Themen, welche die Teilnehmenden selbst einbringen. Wie die 45-minütigen Sessions gestaltet werden, obliegt den Themeneinbringenden. Es muss nur genügend Zeit für Diskurs in der Session geben, beispielsweise über ein Brainstorming, Feedback-Runden oder Diskussion. Die gesamte Veranstaltung wurde über das Open-Source-Collaboration-Tool BigBlueButton abgewickelt, das von der Firma next layer in Österreich gehostet wurde.
Der Mensch hinter dem Computer – in der Krise tägliche Realität
Home Schooling, Home Office, private Kontakte pflegen: Im Krisenjahr 2020 zeigte sich bisher, dass ohne Computer, Laptop, Handy, Zugang zu Internet und sozialen Medien eine Teilnahme am normalen Leben kaum möglich ist. Spannend ist die Frage, welche Prozesse im Hintergrund im Netzwerk ablaufen. Überwachungs- und Kontrollsysteme werden laufend weiterentwickelt, Daten in weltweit verstreuten Cloud-Speichern abgelegt. Licht und Schatten liegen nah beieinander: die rasche Entwicklung neuer Videokonferenztools und -angebote erleichterte die digitale Kommunikation, baute Distanzen ab und verbesserte das Leben im „Lockdown“. Im Bereich E-Government belegen Studien, dass eine hohe Zufriedenheit mit der digitalen Abwicklung von Behördengängen vorherrscht und diese auch häufiger online durchgeführt wurden.
Viele Sessions mit aktuellem Bezug zur Corona-Pandemie
Viele Sessions drehten sich um aktuelle Fragestellungen in Zusammenhang mit Corona. Die Pandemie ist geprägt von hoher Aufmerksamkeit gegenüber ständig aktualisierten Zahlen, Daten und Rechtsvorschriften. Die digitalen Angebote öffentlicher Einrichtungen ziehen mit: Open-Data- Angebote wurden weiterentwickelt, Chatbots versuchen Antworten auf aktuelle Fragestellungen zu geben. Welche Angebote braucht es in Zukunft? Wie können Homeoffice und hybride Zusammenarbeit in der Verwaltung besser umgesetzt werden? Wie kann digitales Lernen hinter verschlossenen Türen besser funktionieren? Können Bürgerbeteiligungsprozesse und Wahlen in Krisenzeiten vermehrt digital abgewickelt werden? Wie wirkt sich verstärkte Digitalisierung auf den CO2-Fußabdruck aus? Auch den Themen Wissensmanagement in im Öffentlichen Sektor, Krisenkommunikation und Digital Literacy wurden Sessions gewidmet, die jeweils von den Einbringenden in vier parallel geführten virtuellen Diskussionsräumen moderiert wurden.
„Die Coronakrise hat die Entwicklung digitaler Tools beschleunigt“, bestätigt Klemens Himpele, CIO der Stadt Wien und skizziert den weiteren Weg:“ Nun müssen wir wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Mehrwert aus Digitalisierungsfortschritten schaffen, Forschung unterstützen und dabei Persönlichkeitsrechte wie Datenschutz für die Menschen hinter dem Computer der Zukunft sicherstellen.“ Himpele ist höchst erfreut, dass es mit govcamp vienna eine Veranstaltung gibt, die aktuelle Themen unserer Zeit aufgreift und partizipativ behandelt.
Das BRZ als Unterstützer des govcamp vienna 2020
In seiner Rolle als Kompetenzzentrum für die Digitalisierung des Public Sectors unterstützte das Bundesrechenzentrum (BRZ) die Veranstaltung auch heuer wieder, BRZ-Expertinnen und Experten nahmen an der Veranstaltung teil und leiteten selbst einige Sessions.
„Als Kompetenzzentrum für die Digitalisierung in der Bundesverwaltung beteiligen wir uns nicht nur aktiv an offenen Formaten wie dem govcamp vienna, sondern nehmen auch gerne Ideen, Anregungen und Diskussionspunkte, die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des heurigen govcamps entwickelt haben auf, um auch in Zukunft gemeinsam mit unseren Kunden verlässliche und sichere Anwendungen für ganz Österreich auf Schiene zu bringen“, beschreibt Daniela Feuersinger, Leiterin Strategy & Communications im BRZ, die Motivation des BRZ für die Teilnahme.
„Das Format des govcamp vienna schafft es, Themen zur Diskussion zu bringen, die es bei anderen Veranstaltungen nicht auf die Bühne schaffen“, lobt Gregor Eibl, wissenschaftlicher Mitarbeiter an den Donau-Universität Krems (DUK) die Veranstaltung. „Unser Team am Zentrum für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung an der Donau-Universität Krems bringt sich dabei gerne auch mit Fachbeiträgen ein, um sich in direkter Diskussion mit der Meinungsvielfalt von Verwaltung, Gesellschaft und Wissenschaft auseinanderzusetzen.“
Aus einer der diesjährigen Barcamp-Sessions zum Thema „Digitale Kompetenzen“ berichtet Karin Steiner, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für E-Governance an der DUK, über die Ergebnisse: „Als Anforderungen an den Menschen hinter dem Computer wurden Offenheit gegenüber der digitalen Welt, die Geschwindigkeit im Denken und Handeln sowie die Zusammenarbeit mit Personen von unterschiedlicher digitaler Kompetenz definiert.“
Herbert Waloschek vom C3W – Chaos Computer Club Wien ist ebenfalls von er Veranstaltung angetan: „Bei Veranstaltungen wie dem govcamp vienna begegnen einander Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft auf Augenhöhe. In spannenden und anregenden Diskussionen können so unterschiedliche Bilder und Vorstellungen ausgetauscht und weiterentwickelt werden.“ Dabei wurde die technische Infrastruktur dieses govcamps von einem Team des Chaos Computer Clubs Wien ausschließlich mit freier, offener Software (FOSS) auf dezentraler Hardware bereitgestellt, betont Waloschek und zieht folgendes Fazit:.“ Ganz im Sinne der Veranstaltung konnte gezeigt werden, dass auch ohne Abhängigkeit von Softwarekonzernen und Datenfluss ins Ausland die nötige Technik dezentral zur Verfügung steht.“
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