Der Wachstumsmotor stottert: Accenture-Studie „Österreichs Top100 im digitalen Wettbewerb“

In seiner Studie "Österreichs Top100 im digitalen Wettbewerb" hat Accenture den Wachstumskurs der Top-Unternehmen des Landes analysiert. Mit besorgniserregendem Ergebnis: Sie schrumpfen. Einen Ausweg bietet die digitale Transformation. [...]

Der Wachstumsmotor Österreichs ist ins Stottern geraten. Neue Wachstumsimpulse braucht das Land – und mit ihm die hundert größten österreichischen Unternehmen Österreichs. Das ist das Ergebnis der Accenture-Studie „Österreichs Top100 im digitalen Wettbewerb“. Die Umsatzzuwächse, mit denen die Firmen sich aus der Krise des Jahres 2009 befreit haben, sind Vergangenheit. Die Umsätze der österreichischen Top100 sanken im Jahr 2013 um sechs Prozent. Accenture sieht die digitale Transformation der Unternehmen als Ausweg aus der Wachstumsschwäche.

DIE GROWTH CHAMPIONS

Zum vierten Mal hat Accenture ermittelt, wer die überdurchschnittlich erfolgreichen Unternehmen im Kreis der Top100 sind. Growth Champions sind Unternehmen, die in den vergangenen fünf Jahren beim Umsatzwachstum den Durchschnitt der Top100 insgesamt sowie den Durchschnitt der eigenen Branche übertroffen haben und zugleich profitabler als der Branchendurchschnitt sind.

Aus der Analyse der besonders wachstumsstarken und profitablen Unternehmen und dem Vergleich mit dem Rest der Top100 lassen sich Rückschlüsse auf besonders erfolgreiche Strategien ziehen. Bislang habe sich gezeigt, dass die Growth Champions schneller und entschlossener Wachstumsmärkte in anderen Regionen dieser Erde erschließen, schneller und entschlossener mit innovativen Produkten und Lösungen auf Megatrends reagieren, mit sehr gründlich ausgewählten Akquisitionen wachsen und in der Lage sind, diese gut und schnell in das Unternehmen zu integrieren, sich auf Kernkompetenzen konzentrieren und im Management aus exzellent eingespielten Führungsteams bestehen, so Accenture. In der Branche Kommunikation, Elektronik und Hightech wurden die ams AG, die Kapsch Group GmbH sowie die Novomatic Group of Companies als Growth Champions identifiziert.

Doch auch die Growth Champions 2014 konnten kein deutliches Wachstum mehr erzielen konnten. Selbst diese Unternehmen schafften im Durchschnitt nur ein Prozent Wachstum im Jahr 2013. Zum Vergleich: Zuvor – von 2009 bis 2012 – waren die Umsätze der Wachstumssieger zwischen 22 und 30 Prozent pro Jahr geklettert.

ERFOLGSFAKTOREN FÜR KÜNFTIGE GROWTH CHAMPIONS

In der Studie hat Accenture untersucht, welche Rolle die Digitalisierung als Wachstumsimpuls einnehmen kann. Der Digitalisierungserfolg entscheidet sich danach in drei Hauptfeldern: digitale Strategie, digitale Angebote und digitale Prozesse. Untersucht hat Accenture den Fortschritt in den Top100 mit einem erstmals veröffentlichten Digitalisierungsindex. Bewertet wurden darin die Aktivitäten in allen drei Hauptfeldern mit Punkten von 1 bis 4. Im Durchschnitt erzielten die Top100 mit der Note 1,84 eine bislang geringe Digitalisierung. Die Branche Kommunikation, Elektronik und Hightech hat mit einem Notendurchschnitt von 2,34 die beste Bewertung unter den Wirtschaftszweigen erhalten.

Accenture hat drei Faktoren identifiziert, die unabdingbar für eine erfolgreiche Digitalisierung der Top100-Unternehmen sind:

  • Digitale Strategien: Entscheidend für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der Top100-Unternehmen werden Accenture zufolge digitale Strategien sein. Mit ihnen müssen sich die Topmanager der neuen Logik der digitalen Märkte stellen. Zunehmend müssen sie in industrieübergreifenden Wettbewerbskonstellationen denken. Dank digitaler Strategien können Wachstumspotenziale in angrenzenden oder auch ganz neuen Märkten erschlossen werden. Andererseits können Umsätze verloren gehen, weil Herausforderer aus anderen Kompetenzfeldern in den eigenen Märkten angreifen. Mit ihren digitalen Strategien müssen sich die Top100-Lenker konsequent auf die künftig erfolgsentscheidenden Stellen in der Wertschöpfungskette fokussieren – insbesondere sind das digitale Services, die als neue Schnittstellen zum Kunden fungieren.
  • Digitale Angebote: Mit neuen Technologien können bestehende Produkte über intelligente Services zu neuen, smarten Lösungen reifen. Mit ihnen sollten die Top100 die neuen Schnittstellen zum Kunden möglichst umfassend besetzen. Im digitalen Zeitalter werden Produkte als Verknüpfungen zum Kunden verstanden. Als intelligente Lösungen generieren sie in intelligenten Netzen kontinuierlich Daten über das Nutzungsverhalten. Diese Daten müssen gespeichert, aufbereitet und nach Mustern analysiert werden. Aus den so gewonnenen Informationen können Produkte und Lösungen noch gezielter auf die jeweiligen Anforderungen zugeschnitten werden. Es können aber auch weitere Kundenbedürfnisse erkannt und entsprechende Services angeboten werden. Mit diesen Smart Services können die Top100-Unternehmen ihre Wettbewerbspositionen beträchtlich verbessern. Die Möglichkeiten gehen weit über die Customization (auf Kundenwünsche angepasste Produkte und Dienstleistungen) hinaus. Die Kundenbeziehung endet nicht mehr in den Verkaufsstellen, sondern findet nun jederzeit und überall statt.
  • Digitale Prozesse: Mithilfe der Digitalisierung vieler interner Prozesse können Unternehmen sich in schlankere, effizientere, flexiblere und agilere Einheiten verwandeln und somit zusätzlich ihre Wettbewerbsposition verbessern. Im digitalen Zeitalter wird dabei aber nicht nur auf die Unternehmenseffizienz insgesamt, sondern zunehmend auch auf die Effizienz kleiner Teams oder sogar einzelner Mitarbeiter abgestellt. Das Unternehmen kann nun jeder Abteilung oder sogar jedem einzelnen Mitarbeiter neue Tools und Prozesse an die Hand geben, die individuell deren Produktivität steigern.

Um zu erforschen, wie weit die Top100- Unternehmen auf dem Weg der Digitalisierung fortgeschritten sind, hat Accenture einen Digitalisierungsindex entwickelt. Die drei Erfolgsfaktoren sind zu drei Hauptfeldern des Index geworden, in denen die Fortschritte der Unternehmen untersucht werden. In der Studie, die Accenture zum Download anbietet, finden sich außerdem unter anderem Informationen über Chancen und Risiken der Digitalisierung und Beispiele aus unterschiedlichen Branchen. (rnf)


Mehr Artikel

News

Bad Bots werden immer menschenähnlicher

Bei Bad Bots handelt es sich um automatisierte Softwareprogramme, die für die Durchführung von Online-Aktivitäten im großen Maßstab entwickelt werden. Bad Bots sind für entsprechend schädliche Online-Aktivitäten konzipiert und können gegen viele verschiedene Ziele eingesetzt werden, darunter Websites, Server, APIs und andere Endpunkte. […]

Frauen berichten vielfach, dass ihre Schmerzen manchmal jahrelang nicht ernst genommen oder belächelt wurden. Künftig sollen Schmerzen gendersensibel in 3D visualisiert werden (c) mit KI generiert/DALL-E
News

Schmerzforschung und Gendermedizin

Im Projekt „Embodied Perceptions“ unter Leitung des AIT Center for Technology Experience wird das Thema Schmerzen ganzheitlich und gendersensibel betrachtet: Das Projektteam forscht zu Möglichkeiten, subjektives Schmerzempfinden über 3D-Avatare zu visualisieren. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*