Der zweite Frühling für den Meeting-Raum

Die Ausstattung von Huddle Rooms mit der passenden Hardware ist ein lohnendes Geschäft für jedes­ Systemhaus. Die Nachfrage ist nach Corona größer denn je. [...]

Foto: Pexels/Pixabay

Bis zum Frühjahr 2020 erschien für viele Unternehmen die Ausstattung eines separaten Raums mit großem Bildschirm, Kamera und Mikrofonen für Videokonferenzen als logischer und unabdingbarer Schritt, um sich zukunftssicher aufzustellen – für den standortübergreifenden Austausch mit Kollegen, aber auch um Gespräche mit Kunden ohne lange und kostspielige Reisen durchführen zu können.

Aufgrund von Corona und dem Zwang zum Homeoffice blieben viele dieser sogenannten Huddle Rooms dann jedoch lange ungenutzt. Doch der Boom von virtuellen Meetings lässt Huddle Rooms nun einen zweiten Frühling erleben. Die Nachfrage ist nach Corona größer denn je, Systemhaus-Betreiber können mit den richtigen Angeboten davon profitieren.  

Was macht einen Raum zum perfekten Huddle Room?

Rund zehn Quadratmeter Fläche reichen meist aus, um darin einen ausreichend großen Tisch mit bis zu sechs Stühlen unterzubringen – alles, was über diese Personenzahl hinausgeht, fällt eher in die Kategorie eines echte Video-Conferencing-Raums und bedarf anderer Hardware. Für den Huddle Room empfiehlt es sich, Ablenkungen von außen minimal zu halten, also keinen Raum mit Komplettverglasung zu wählen.

Im Vergleich zu einem klassischen Besprechungsraum geht es beim Huddle Room vor allem darum, schnelle Meetings abzuhalten, weswegen einige Unternehmen keine allzu bequemen Stühle bereitstellen oder gleich von vornherein auf einen Stehtisch setzen.

Auch für sehr kleine Räume eignen sich ­Lösungen wie die Panacast-Serie von Jabra.
(Quelle: Jabra)

Bei der Hardware kommen nun die Systemhaus-Betreiber ins Spiel. An erster Stelle steht die Anschaffung eines großen Monitors, der von allen Sitzpositionen aus gleichermaßen gut einsehbar ist (weswegen ein runder Tisch nicht ratsam ist). Dieser sollte vor allem über ein mattes Display und eine hohe Grundhelligkeit verfügen, da der Huddle Room gut ausgeleuchtet sein muss, um bei Videokonferenzen ein vernünftiges Bild der Mitarbeiter zu erhalten.

Mehrere LED-Spots an der Decke sind dabei in jedem Fall einer einzelnen Lichtquelle vorzuziehen, da diese unschöne Schatten auf die Gesichter wirft. Zudem muss die Beleuchtung das Gegenlicht eines eventuell vorhandenen Fensters kompensieren.

Um Inhalte von Laptops, Tablets oder Smartphones auf den Bildschirm zu schicken, sollten entsprechende Adapterkabel zur Verfügung stehen, viele Geräte unterstützen drahtloses Anzeigen von Präsentationen via iPhone und Co.

Voraussetzung für gute Meetings ist vor allem – und hier gilt dasselbe wie im Homeoffice – eine zuverlässige und hochwertige Video- und Audio-Hardware. Ein verpixeltes Kamerabild kombiniert mit miserabler Tonqualität macht effiziente Zusammenarbeit mühsam, es hinterlässt zudem keinen sonderlich guten Eindruck beim Geschäftspartner.

Während früher bei Telefonkonferenzen eine Mikrofonspinne mittig auf dem Tisch platziert wurde, um die Stimmen jedes Teilnehmers erfassen zu können, setzen immer mehr Unternehmen heute auf Videobars. Diese Geräte werden ober- oder unterhalb des Bildschirms angebracht und vereinen Videokamera und Mikrofon-Array in einem.

Ausgefeilte Technik für effiziente Meetings

Die Studio P15 von Poly stellt mit einem Straßenpreis von unter 300 Euro einen sehr günstigen Einstieg dar – und bietet dennoch alle wichtigen Features.
(Quelle: Poly)

Hersteller wie Poly (HP), Dten, Epos, Jabra, Logitech, Trust oder Yamaha setzen hier auf ausgeklügelte Technik mit automatischem Zoom und intelligenter Mikrofonausrichtung. Denn die Herausforderungen sind deutlich größer als im Homeoffice. Dort sitzt genau eine Person vor dem Bildschirm, die Kamera wird einmal ausgerichtet, das Mikrofon hat die Schallquelle in unmittelbarer Nähe.

Im Huddle Room sind die Sprecher teilweise einige Meter entfernt, bewegen sich im Raum und sprechen unterschiedlich laut.

Poly beispielsweise hat bereits bei seiner für rund 300 Euro erhältlichen Studio P15 eine Kamera eingebaut, die sich bei einer Videokonferenz mit mehreren Teilnehmern auf den jeweiligen Sprecher fokussiert und mit digitalem Zoom auch den Bildbereich entsprechend anpasst.

Die Bildauflösung ist dank der 4k-Auflösung auch beim Vergrößern des Bildausschnitts noch ausreichend hoch, um ein verpixeltes Bild am anderen Ende der Leitung zu vermeiden. Diesen integrierten Kameramann kann man auch deaktivieren, wenn ein statisches Bild ohne ständiges Zoomen erwünscht ist. So praktisch dieses Feature nämlich ist, es kann bei oft wechselnden Sprechern eine störende Unruhe in die Konferenz bringen.

4k, also zum Beispiel 3.840 x 2.160 Pixel, ist mittlerweile ohnehin Standard. Trust setzt bei seinem Modell Iris ebenfalls auf diese Auflösung, denn auch hier fehlt ein echter optischer Zoom. Damit möglichst alle Personen im Bild eingefangen werden, ist eine 120-Grad-Linse verbaut, mittels Bildanalyse in Echtzeit wird der ansonsten sichtbare Fischaugeneffekt weitgehend minimiert. Die intelligente Kameraführung ist auch mit an Bord.

Den angesprochenen optischen Zoom findet man bei der mit rund 4.000 Euro auch deutlich hochpreisigeren Rally Bar von Logitech. Damit sollen Personen in bis zu sieben Metern Entfernung nah herangeholt werden können, über zusätzliche Mikrofone, die auf dem Tisch platziert werden, kann eine noch bessere Sprachqualität erreicht werden, verspricht der Hersteller.

Die Epos Expand Vision 3T lässt sich unauffällig am Screen platzieren
(Quelle: Epos)

Einen ähnlichen Weg geht Epos mit seiner Expand Vision 3T. Hier sind Kamera und Mi­krofon getrennt: Die Kamera wird wie gewohnt unterhalb des Bildschirms angebracht, ein 4k-Sony-Sensor soll – auch dank HDR, also der Erkennung und Minimierung von Gegenlichteffekten – ein gutes Bild liefern.

Für den Ton bringt Epos die Mikrofone näher an die Sprecher in Form des ebenfalls separat erhältlichen Speakerphones Expand SP 30T. Das kreisrunde Gerät verfügt neben mehreren Mikrofonen auch über eine Taste für Teams, so dass Meetings direkt gestartet werden können.  

Vergleichsweise neu im Video-Business ist Jabra, mit der Panacast-Reihe haben sich die Dänen aber längst in dem Segment der Huddle Rooms etabliert.

Das Modell P50 hebt sich vor allem durch drei Linsen, die ein 180-Grad-Sichtfeld abdecken, von vielen Wettbewerbsprodukten ab. Wie bei vielen anderen Videobars kommen auch hier mehrere Mikrofone zum Einsatz, die sich in Verbindung mit der Kamera auf den jeweiligen Speaker ausrichten und gleichzeitig andere Geräusche wie Tastaturklappern oder das Summen der Klimaanlage herausfiltern.

Ein guter Türöffner

Die Hersteller haben Geräte für verschiedenste Anforderungen und in allen Preisklassen im Sortiment. Durch die vergleichsweise einfache Inbetriebnahme eignen sich Videobars sehr gut als Zusatzgeschäft – und dienen gleichzeitig als Anknüpfungspunkt für Beratungsgespräche zu anderen Dienstleistungen beim Kunden. 

*Christopher Bertele ist Mitglied der Online-Redaktion der Fachzeitschrift Telecom Handel, schreibt aber auch  für die Websites von Internet World Business, com! professional und SAZsport. Seine Schwerpunktthemen sind Smart Home, Sport & Hightech sowie Wearable Technologies, außerdem ist er Spezialist für alles rund um Navigation, HiFi und Mobilfunk.


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