Der Streit zwischen der Deutschen Telekom und den Gewerkschaften über die Zustände bei T-Mobile USA steht vor der Eskalation. [...]
Ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder warf der Telekom vor, sie lasse bei der US-Tochter ein Klima zu, in dem Mitarbeiterrechte verletzt würden. Schröder berichtete, Mitarbeiter der Telekom-Tochter hätten dort ihm gegenüber von einem „Klima der Tyrannei“ gesprochen. Schröder sagte am Sonntag, er sei einen Monat lang von Callcenter zu Callcenter durch die USA gereist. Er ist Telekom-Aufsichtsratsvize und dürfte daher das Thema auch im Kontrollgremium des Unternehmens zur Sprache bringen.
Der „Spiegel“ meldete am Sonntag, Callcenter-Mitarbeiter hätten „als sichtbares Zeichen ihres Versagens Eselsmützen tragen oder Strafarbeiten schreiben“ müssen. Das gehe aus einem Dossier hervor, das Schröder mit dem Chef der US-Kommunikationsgewerkschaft CWA, Larry Cohen, erarbeitet habe. Darin seien auch willkürliche Kündigungen dokumentiert. Die Gewerkschaften wollten nun eine öffentliche Kampagne gegen die Telekom starten und auch Politiker und Ministerien „in Stellung bringen“. Schröder sagte Reuters, demnächst würden auf der ver.di-Webseite Video-Botschaften von betroffenen US-Mitarbeitern veröffentlicht.
Telekom-Chef Rene Obermann wies die Vorwürfe im „Spiegel“ zurück: „Wir nehmen jeden Einzelfall ernst, untersuchen ihn und stellen Missstände ab, sollten sie vorhanden sein“, zitiert ihn das Magazin. Ansonsten glaube er an eine „offensichtliche“ Kampagne der Gewerkschaften, um ihren „Einfluss und ihre Machtstellung in den USA zu vergrößern“. Nach Ansicht der Gewerkschaften handelt es sich nicht um Einzelfälle. Schon 2010 hatte ver.di beklagt, das Management in den USA „führe sich wie zu Zeiten des Frühkapitalismus auf“. Mit allen Mitteln werde der Schwestergewerkschaft CWA der Zugang zu den Beschäftigten von T-Mobile in den USA verwehrt. Im Juli hatte ver.di sich bei der OECD über die Telekom beschwert.
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