Deutschland: Jeder Fünfte würde Firmen-Passwörter verscherbeln

Der Schutz von Unternehmensdaten ist für 20 Prozent der deutschen Angestellten kein Thema, wie eine Befragung von SailPoint zeigt. [...]

Laut dem Sicherheitsdienstleister liegt Deutschland damit an zweiter Stelle hinter den USA, wo sogar jeder vierte Mitarbeiter seine Firmen-Passwörter verkaufen würde. Von all jenen, die diesen Tauschhandel eingingen, würden 44 Prozent ihre Zugangsdaten sogar für unter 1.000 Dollar verscherbeln.

„Wenn das stimmt, bedeutet das, dass die Angestellten nicht mehr hinter ihrer Firma stehen – sie haben bereits informell gekündigt, die Corporate Identity ist nicht gegeben“, warnt Unternehmensberater Bernd Höhne im Gespräch mit dem Nachrichtenportal pressetext. „Seit der Flexibilisierung der Arbeitswelt schwindet das Vertrauen zwischen Firmen und Mitarbeitern. Ein Auslöser dafür ist der überbordende Einsatz von Zeitarbeitsfirmen, die interne Stellen gefährden, die Löhne drücken und oft als moderne Sklaverei wahrgenommen werden. Die Unternehmen übernehmen immer weniger Verantwortung für ihre Mitarbeiter – und deren Vertrauen sinkt. Firmen müssen ihre Mitarbeiter wieder mehr als Leistungsfaktor und nicht ausschließlich als Kostenfaktor betrachten und einen ehrlichen, offenen und verbindlichen Umgang anstreben, dann wäre kaum jemand bereit seine E-Mail-Adresse zu verkaufen.“

Der Umgang mit Passwörtern lässt auch auf anderen Ebenen zu wünschen übrig. Fast zwei Drittel der Angestellten verwenden nur ein einziges Passwort für mehrere Applikationen, ein Drittel teilt Passwörter mit Arbeitskollegen. Doch die Arbeitgeber sind selbst nicht immer um Datensicherheit bemüht: In Deutschland konnten 45 Prozent der Arbeitnehmer nach ihrer Kündigung noch in Firmen-Accounts einsteigen.

„Dass E-Mail-Adressen missbraucht werden ist teilweise schlichte Schlamperei aber auch an falschen Organisationsprinzipien festzumachen“, kommentiert Höhne, und macht einen praktischen Vorschlag: „Personalisierte E-Mail-Adressen sind organisatorisch falsch. Viel besser wäre es, E-Mail-Adressen für Stellen zu vergeben, etwa ‚VertriebNord@Firma.at‘. Sobald der Angestellte die Stelle wechselt oder das Unternehmen verlässt, wird die Adresse samt Passwort an den Nachfolger weitergegeben. Denn wenn ein Mitarbeiter aus dem Elektroservice ins Management wechselt, nimmt er seine Werkzeugkiste ja auch nicht mit.“ (pte)


Mehr Artikel

News

Mehr als nur ein Compliance-Kriterium: Cybersicherheit ist eine Angelegenheit der Unternehmenskultur

Ein Blick in die Praxis zeigt: IT-Sicherheit scheitert nicht an Technologien oder Fehlverhalten, sondern bereits grundsätzlich an einem Mangel an Unternehmenskultur. Wenn Cybersicherheit in einer Organisation nur als eine schlecht durchgesetzte Aufgabe von anderen für andere verstanden wird, entsteht vielleicht eine oberflächliche Compliance, aber keine wirkliche Cyberresilienz. […]

Michael Maier, Director Austria iteratec (c) iteratec
Kommentar

KI-Transformation in Unternehmen – Eine Revolution in fünf Schritten 

Wie weit wird die Evolution der Künstlichen Intelligenz gehen und wie wird sie sich auf Wirtschaft und Gesellschaft als Ganzes auswirken? Was für Privatpersonen interessante Fragen sind, sind für Unternehmer existenzielle Themen, schließlich müssen diese wirtschaftlich gegenüber Konkurrenten bestehen, von denen viele bereits an einer effektiven Nutzung von KI arbeiten. […]

News

Produktionsplanung 2026: Worauf es ankommt

Resilienz gilt als das neue Patentrezept, um aktuelle und kommende Krisen nicht nur zu meistern, sondern sogar gestärkt daraus hervorzugehen. Doch Investitionen in die Krisenprävention können zu Lasten der Effizienz gehen. Ein Dilemma, das sich in den Griff bekommen lässt. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*