In einem Atomkraftwerk im schwäbischen Grundremmingen ist ein Computervirus entdeckt worden. Schaden konnte er aber nicht anrichten. [...]
Gerade jetzt, im Umfeld des 30. Jahrestages der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl, sorgen solche Nachrichten für noch mehr Gänsehaut als sonst: Wie das Kernkraftwerk Gundremmingen mitgeteilt hat, sei im Rahmen revisionsvorbereitender Prüfarbeiten in Block B so genannte „Büro-Schadsoftware“ gefunden worden. Die Software hätte unter anderem darauf abgezielt, eine ungewollte Verbindung zum Internet herzustellen.
Die im Kraftwerk an technischen Komponenten eingesetzten Rechner, die für die Steuerung der Anlage genutzt werden, sind den Angaben zufolge jedoch nicht mit dem Internet verbunden. Die gefundene Schadsoftware kann zudem laut den Informationen des Betreibers keine Veränderungen an technischen Steuerungen bewirken. Alle sensiblen Kraftwerksbereiche seien entkoppelt und grundsätzlich redundant sowie manipulationsgeschützt ausgelegt.
„Das betroffene IT-System steuerte keine sicherheitsrelevanten Systeme im Kraftwerk – dennoch ist es alarmierend, dass jemand ein externes Speichermedium mitbringen und unbekannte Dateien ausführen konnte. Der Vorfall zeigt, wie wichtig es ist, jegliche Aktivitäten in den Systemen und im Netzwerk für jedes einzelne Gerät zu überwachen. Nur dann können Unternehmen Attacken in einem sehr frühen Stadium entdecken und sicherstellen, dass kein Schaden entsteht“, kommentiert Matthias Maier, Security Evangelist bei Splunk, den Vorfall.
Das betroffene System wurde 2008 zur Datenverarbeitung und -visualisierung nachgerüstet und gehört zur Brennelement-Lademaschine. Einen Einfluss auf die Steuerung der Lademaschine konnte es aufgrund der Systemarchitektur nicht geben, beruhigt der Betreiber des Kraftwerks. „Obwohl die Malware mehrere Jahre alt war, wurde sie von keiner Sicherheitslösung entdeckt oder gestoppt. Bei Systemen, die veraltet sind oder keine neuen Patches erhalten haben, werden Hacker solche Möglichkeiten ausnutzen – gezielt oder wenn sich spontan eine entsprechende Gelegenheit bietet. Gerade kritische Infrastruktursysteme werden zunehmend interessant für Hacker. Betroffene IT-Verantwortliche wiegen sich immer noch häufig in der trügerischen Sicherheit, dass ihre Systeme nicht mit dem Internet verbunden sind. Dennoch gibt es die Gefahr angegriffen zu werden“, so Maier weiter.
Die Aufklärung des Falles soll mit Unterstützung durch IT-Fachleute des RWE-Konzerns erfolgen. Im Kraftwerk sind zwischenzeitlich alle weiteren sicherheitstechnisch wichtigen IT-Systeme ohne Befund überprüft worden. Bei einer am 24.04.2016 abgeschlossenen Prüfung von Wechseldatenträgern und Programmiergeräten gefundene Schadsoftware wurde erkannt und bereinigt. Die Vorkehrungen zur IT-Sicherheit sind den Angaben zufolge ausgeweitet worden. Eine Gefährdung des Personals, der Umgebung oder der Anlage sei nicht vorhanden gewesen. (rnf)
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