Die 5 wichtigsten Fragen rund um Kreislaufwirtschaft

Nachhaltigkeit ist für die meisten Unternehmen mittlerweile zu einem zentralen Element ihrer IT-Strategie geworden – sie wollen ihre Digitalisierung so ressourcenschonend und energieeffizient wie nur möglich gestalten. Mit dem Konzept der Kreislaufwirtschaft kommen Firmen diesem Ziel einen großen Schritt näher. Dell Technologies beantwortet die wichtigsten Fragen. [...]

(Foto: © Dell Technologies)

1,7 Erden wären derzeit nötig, um unseren Ressourcenverbrauch zu decken. Diese Zahl wird bis 2050 noch weiter steigen – voraussichtlich auf das 2,3-Fache der Leistungsfähigkeit des Planeten. Davor warnt jedenfalls die Nachhaltigkeitsorganisation WBCSD (World Business Council for Sustainable Development).

Um künftigen Wohlstand zu sichern, müssen heutige Produktionsmuster daher nachhaltiger gestaltet und Ressourcen effizienter genutzt werden. Dell Technologies erklärt, was hinter dem Begriff der Kreislaufwirtschaft steckt, wo Österreich in puncto Abfallvermeidung und Wiederverwertung steht, welche Probleme es bislang gibt und was die Gesetzgebung vorschreibt:

Was verbirgt sich hinter dem Konzept der Kreislaufwirtschaft?

Produzieren, nutzen, wegwerfen – so funktioniert unser derzeitiges, lineares Wirtschaftssystem. Und das hat weitreichende Folgen: Einerseits werden natürliche Rohstoffe immer schneller abgebaut, während andererseits die Müllberge unaufhörlich wachsen.

Im Gegensatz dazu zielt die Kreislaufwirtschaft darauf ab, Produkte und Rohstoffe so lange wie es geht zu nutzen. In der Praxis bedeutet das, Abfall zu vermeiden und Ressourcen möglichst lange innerhalb eines geschlossenen Kreislaufs zu behalten, indem bestehende Produkte repariert und wiederverwendet werden.

Ist dies nicht (mehr) möglich, werden sie in ihre Ausgangsbestandteile zerlegt und wertvolle Rohstoffe recycelt. Abfallvermeidung und Wiederverwendung haben dabei immer Vorrang vor dem Recycling.

Wo steht Österreich bei Abfallvermeidung und Wiederverwendung?

Laut Erhebungen des Europäischen Parlaments rangierte Österreich im Jahr 2021 an erster Stelle der EU-Mitgliedstaaten bei der Sammlung von Elektroschrott, mit einem durchschnittlichen Wert von 15,46 Kilogramm pro EinwohnerIn.

Trotz der hohen Bereitschaft, Müll adäquat zu entsorgen und einen positiven Beitrag zum Recycling zu leisten, gilt es, mehr Reparaturmöglichkeiten für Elektrogeräte zu schaffen, um so dem hohen Wert an Elektro-Neukäufen und Abfällen entgegenzuwirken.

Welche Rolle spielen Recycling und Refurbishing bei der Kreislaufwirtschaft?

Die Aufbereitung von Rohstoffen und Wiederverwendung von Produkten sind zwei zentrale Eckpfeiler der Circular Economy. So lassen sich aus recycelten Kunststoffen zum Beispiel Rahmen für Monitore herstellen. Aluminium aus alten Festplattengehäusen wiederum kann in neuen wiederverwendet werden.

Solche aufbereiteten Teile reduzieren den Materialeinsatz und die damit verbundenen Umweltbelastungen. Ein Digital Product Passport (DPP) würde helfen, Stoff- und Informationsflüsse effizienter zu erfassen, Recyclingprozesse zu optimieren und den Einsatz von Sekundärrohstoffen zu erhöhen. Recycling ist aber nur ein Aspekt.

Genauso entscheidend ist es, dass ein Gerät möglichst lange genutzt wird. Auch wenn ein Business-Notebook nicht mehr den Anforderungen entspricht, kann es noch ein zweites oder sogar drittes Leben in anderen Bereichen führen – zum Beispiel als Spende an gemeinnützige Organisationen.

Im Rahmen von Asset Recovery Services nehmen IT-Hersteller die Systeme am Ende der Vertragslaufzeit zurück und bringen sie generalüberholt wieder auf den Markt. Das Refurbishing umfasst das professionelle und damit sichere Löschen von Daten, den Austausch defekter Teile und das Aufspielen eines aktuellen Betriebssystems.  

Vor welchen Herausforderungen steht die Kreislaufwirtschaft?

Derzeit beschränkt sich das Recycling von Elektroaltgeräten vor allem auf Massenmetalle wie Eisen, Kupfer und Aluminium sowie leicht rückgewinnbare Edelmetalle. Teure Materialien wie Seltene Erden, Tantal, Indium oder Gallium dagegen lassen sich nur aufwendig separieren. Auch die Rohstoffrückgewinnung aus alten Akkus und Batterien ist bislang problematisch, hier wird aber mit Hochdruck an neuen Verfahren gearbeitet.

Andererseits erschwert das sogenannte „Downcycling“ die Wiederverwendung, da die Qualität der recycelten Stoffe fast immer schlechter ist als die des Ausgangsmaterials. Notwendig ist deshalb eine ganzheitliche Betrachtung des Lebenszyklus eines Produktes – bereits beim Design kann beispielsweise Einfluss auf die Langlebigkeit genommen werden.

Was möglich ist, zeigt die Designstudie Concept Luna. Bei diesem Notebook-Konzept von Dell Technologies lassen sich Komponenten ohne Werkzeug austauschen. Dank der modularen Steckbauweise könnte eine Reparatur sogar vollautomatisch durch einen Roboter erfolgen.

Was plant der Gesetzgeber für die Zukunft?

Mit dem Aktionsplan Kreislaufwirtschaft hat die Europäische Kommission ein Arbeitsprogramm vorgelegt, wie sie weniger Abfall und mehr Recycling erreichen will. Geplant ist beispielsweise die Einführung einer Rezyklat-Einsatzquote: Hersteller müssen bei neuen Produkten einen bestimmten Mindestanteil an Recyclingmaterial (Rezyklat) verwenden.

Auch die Sammlung von Altgeräten soll durch ein EU-weites Rücknahmesystem verbessert werden. Darüber hinaus hat sich die EU darauf geeinigt, das Recht auf Reparatur auszubauen. Künftig sollen Hersteller und Händler verpflichtet werden, selbst nach Ablauf der allgemeinen Gewährleistungsfrist Reparaturen anzubieten und entsprechende Ersatzteile vorzuhalten.

Zudem soll es verboten sein, Reparaturen durch Hard- oder Softwarehürden unnötig zu erschweren. Ferner könnte die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnehmen. Zwar ist sie schon heute angehalten, bei Neuanschaffungen auf ökologische und soziale Aspekte zu achten – ein stärkerer Fokus auf den Einsatz innovativer oder recycelter Materialen in den Geräten, die Einbeziehung von Refurbishment-Services oder die Nutzung von As-a-service-Modellen würde die Kreislaufwirtschaft jedoch spürbar ankurbeln.

Frankreich geht sogar noch einen Schritt weiter und schreibt den öffentlichen Stellen bereits eine Beschaffungsquote von 20 Prozent für Refurbished-IT vor. Andere Länder wie die Niederlande prüfen derzeit, ob und wie sich ein solches Modell sinnvoll umsetzen lässt.

„Unser Ressourcenhunger scheint bisher unersättlich – mit weitreichenden negativen Folgen für die Umwelt. Die Kreislaufwirtschaft hat durchaus das Potenzial, unseren Planeten zu einem nachhaltigeren Ort zu machen“, erklärt Emanuel Lippmann, Global Program Manager ESG bei Dell Technologies.

„Eine möglichst abfallfreie Kreislaufwirtschaft zu erreichen, klingt ehrgeizig – und das ist es auch. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es eines grundlegenden Wandels in der Art und Weise, wie wir über Produktdesign nachdenken, welche Produkte wir kaufen und wie wir sie nutzen. Für mehr Nachhaltigkeit ist es also zwingend notwendig, dass alle Stakeholder – ob nun IT-Hersteller, Abfall- und Recyclingbetriebe, Politik und Verbraucher – an einem Strang ziehen.“


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