Plesk hat unter den Konfigurationstools für das Webhosting eine Spitzenstellung im Markt. Es gibt jedoch durchaus auch Alternativen, wie unser Vergleich zeigt. [...]
Webseiten zu erstellen ist keine große Sache mehr, selbst administrative Laien und Hobby-Informatiker beherrschen die WYSIWYG-Klaviatur und wissen wie Webumgebungen professionell einzurichten oder zu verwalten sind. Etwas anders stellt sich die Situation dar, wenn es nicht um das visuelle Design der Webpräsenz selbst geht, sondern deren technisch anspruchsvollere Basiskonfiguration.
Die hierzulande üblichen Lösungen für die Webspace- und Serververwaltung – allen voran Marktführer Plesk – sind nicht unbedingt für administrative Laien ausgelegt und entwickelt worden. Mit einem leistungsstarken Tool wie Plesk müssen auch professionelle Web-Administrator*innen anspruchsvolle Einstellungen und Security-Maßnahmen umsetzen – und haben dank ihrer Ausbildung mit dem komplexen Funktionsumfang zudem eher keine Probleme.
Webhosting Tools – Plesk und Alternativen
Doch welche Möglichkeiten haben semi-professionelle Admins, die ihre täglichen Aufgaben rund um die Server- oder Webspace-Verwaltung erfüllen, sich dabei aber nicht mit dem mächtigen Plesk herumschlagen wollen? Eine Option ist, sich auf die Suche nach einer einfacheren Alternative zu begeben. Das gilt auch für Anfänger, fällt doch bei einem reduzierten Interface und weniger, aber hocheffektiven Funktionen die Eingewöhnungszeit kürzer aus.
Doch was so einfach klingt, ist es in Wahrheit nicht. Plesk hat in Deutschland eine große Marktmacht. Vergleicht man das beispielsweise mit dem Lebensmittelhandel, liegt der Marktanteil des Webhosting Tools (je nach Quelle) über dem der „Big Four“ Edeka, Aldi, Lidl und Kaufland. Die vereinen einen Market Share von 85 Prozent auf sich. Es ist also nicht einfach, eine gute Alternative zu Plesk zu finden. Dennoch stehen mit:
- cPanel,
- DirectAdmin,
- ISPConfig
- sowie der deutschen Entwicklung Froxlor
einige Herausforderer bereit. Ihre Web-Admin-Tools sind ebenfalls gut zu handhaben, ohne den Nutzer zu überfordern. Zugleich können damit Kunden-Webprojekte vollumfänglich umgesetzt werden – ohne große Abstriche. Bei Host Europe haben wir auf die fünf beliebtesten Lösungen auf dem deutschen Markt einen unabhängigen Blick geworfen. Das soll COMPUTERWOCHE-Lesern die Möglichkeit geben, eine optimale Wahl zu treffen, die Webworkern ohne tiefere Programmierkenntnisse die Arbeit leichter macht. Unsere Analyse rückt folgende Punkte in den Vordergrund:
- Unterschiede bei unterstützten Server-Betriebssystemen
- Domainverwaltung bei Plesk, cPanel, ISPConfig, DirectAdmin und Froxlor
- Verfügbare Plugins – und deren Erweiterungsspektrum
- Praktische Handhabung mit Auto-Installern
- PHP-Versionierung und Möglichkeiten zum Parallelbetrieb
- Optionale Design-Anpassung
Webhosting Tools im Vergleich
Betriebssystem
Beginnen wir mit dem deutlichsten Unterschied der genannten Alternativen. Während Plesk auf Linux-, Unix- und Windows-Systemen seinen Dienst verrichtet, klappt das bei cPanel, Froxlor, ISPConfig und DirectAdmin nicht. Die Herausforderer setzen sämtlich auf Linux- respektive Unix-Betriebssysteme. Diese Einschränkung macht sich aber im Arbeitsalltag der meisten Webworker nicht bemerkbar.
Domainverwaltung
Auch bei der Verwaltung von Domains bestehen Gemeinsamkeiten, die dieses Mal auch Plesk mit einschließen. Bei allen Verwaltungslösungen ist eine sichere Konfiguration für E-Mail-Konten absoluter Standard. Die Tools geben sich hier keine Blöße und bewegen sich auf Augenhöhe. Zudem bieten sie sämtlich einen praktischen Überblick. So gibt es Subdomains für die thematische Unterteilung und jedes Projekt kann einzeln angelegt werden.
Fazit: cPanel, Froxlor, ISPConfig, DirectAdmin und Plesk liegen hier nahezu gleichauf.
Add-ons
Wer mit Plesk arbeitet, weiß, dass das Konfigurationstool gerade bei verfügbaren Plugins einen Benchmark setzt. Hier können die Konkurrenzangebote nur teilweise mithalten, obwohl Zusatzerweiterungen für Anwender sicher eines der wichtigsten Auswahlkriterien darstellen. Besonders bei Froxlor, DirectAdmin und ISPConfig muss auf das Defizit bei Add-Ons hingewiesen werden. Zwar gibt es auch hier nützliche Zusatzfunktionen, doch die sind nicht gerade umfassend.
Als Webworker* sollte man hier also vorsichtig sein, die Flexibilität bei der Arbeit kann im Zweifel massiv eingeschränkt werden. Gegenüber Plesk ist in diesem wichtigen Punkt nur cPanel konkurrenzfähig. Das Konfigurationstool kann mit vielen verifizierten Erweiterungen punkten. Das bringt auch erfahrenen Web-Admins einen Mehrwehrt.
Fazit: cPanel und Plesk lassen das Feld hinter sich.
Auto-Installer
Auch bei praktischen Auto-Installationen schätzen Administrator*innen die Lösung von Plesk, da sich damit die eigene Arbeit in vielen Bereichen erleichtern lässt. Der Marktführer ermöglicht, dass ganze Content-Management-Systeme (CMS) relativ einfach und mit wenigen Klicks installiert werden können. Da CMS wie TYPO3, Joomla!, WordPress & Co. vielfach genutzt werden, ist das eine besonders wichtige Eigenschaft – an der sich auch die Herausforderer messen lassen müssen. Derzeit kommen aber nur cPanel und ISPConfig an den hohen Servicegrad von Marktführer Plesk heran.
Froxlor und DirectAdmin fallen dagegen ab: Wenn automatische Installationen nur auf Script-Basis oder als „Extra“ funktionieren, dann reicht das im direkten Vergleich nicht aus.
Fazit: Starke Autoinstaller bieten neben Plesk nur cPanel und ISPConfig.
Parallelbetrieb von PHP-Versionen
Geht es um die Frage des Parallelbetriebs unterschiedlicher PHP-Versionen, sind neben Plesk zwei der „Herausforderer“ ebenfalls gut aufgestellt, nämlich cPanel und Froxlor. Die Migration bestehender Webprojekte sorgt für keine Probleme. Auch das ist wichtig, setzt Plesk hier doch wieder einen recht hohen Maßstab.
Für ISPConfig und DirectAdmin gibt es allerdings Abzüge. Bei ISPConfig gelingt das Einbinden verschiedener paralleler PHP-Versionen erst ab der Software-Version 3.0.5. DirectAdmin-User müssen sogar mit noch größeren Einschränkungen rechnen. Es sind nämlich nur insgesamt vier verschiedene PHP-Versionen parallel auf dem Server nutzbar.
Fazit: PHP „ohne Limit“ gibt es nur bei Plesk, cPanel und Froxlor.
Themes
Nicht alle legen auf Themes sonderlich großen Wert, für einige Admins sind sie aber mehr als eine Spielerei. In der B-Note kann das individuelle Design der Nutzeroberfläche also durchaus ein kleineres Argument bei der Auswahl eines Admintools sein. Wenig Spielraum für eine solche individuelle Note lässt unter den verglichenen Tools nur DirectAdmin.
Fazit: Plesk, cPanel, ISPConfig und Froxlor ermöglichen individuelle Look-and-Feel-Einstellungen.
cPanel – Ihre Plesk-Alternative?
Unter den beschriebenen Softwarelösungen fällt nur ein Konfigurationstool mehrfach positiv auf: cPanel ist derzeit die wohl beste Alternative zu Plesk. Das Control Panel ermöglicht neben dem des Marktführers die breiteste Anwendungsvielfalt, und auch bei der Umsetzung von Kundenprojekten müssen Profi-User keine Abstriche machen. Da sich bei cPanel auch die Benutzeroberfläche auf das Wesentliche konzentriert, ist das Tool vor allem für Einsteiger und administrative Anfänger empfehlenswert. Zum Abschluss wollen wir daher noch zeigen, weshalb gerade weniger versierte User, die eine einfache Lösung suchen, neben Plesk auch cPanel in Erwägung ziehen sollten:
- Eingängige Bedienstruktur: Unerfahrene Admins profitieren von der intuitiven Bedienstruktur und schlanken Funktionalität des Panels. Die Entwickler legten auf dieses Kriterium offenbar großen Wert. Typische Verwaltungsaufgaben, etwas das Anlegen neuer Webprojekte und das Hinzufügen von FTP-Zugängen, lassen sich mehr oder weniger auf Knopfdruck erledigen. Durch den eingebauten Dateimanager gelingt die Dateiverwaltung direkt aus cPanel heraus. Darüber hinaus lassen sich viele wiederkehrende Aufgaben mit Cronjobs automatisieren.
- Intuitives User Dashboard: Die Benutzeroberfläche von cPanel ist modular und übersichtlich, sie stellt eine besondere Stärke des Verwaltungstools dar. Mit Hilfe von schlüssigen Icons auf dem Interface klappt es auch, sich ohne nennenswerte Eingewöhnungszeit sicher und gezielt zu bewegen.
- Gute Performance-Werte: Trotz des hohen Leistungsvermögens und des guten Bedienkomforts bleibt die Struktur des Systems schlank. Es werden keine überdimensionierten Ressourcen abgerufen, egal über welchen Browser Sie zugreifen. Und das wirkt sich spürbar auf den Speicherbedarf aus.
- Anfängerfreundliches Sicherheitskonzept: Gerade für Webhosting-Anfänger und administrative Einsteiger kann das Sicherheitskonzept von cPanel Gold wert sein. Denn hier müssen sie sich um grundlegende Server- oder Sicherheitseinstellungen in der Regel keine Sorgen machen. Dafür sorgt ein mehrschichtiger Zugang für die Serverkonfiguration und das Webhosting-Paket.
Durch den zu diesem Zweck entwickelten Web Hosting Manager (WHM) gibt es bei cPanel im Grunde zwei verschiedene Management-Tools. Die Profi-Einstellungen in Sachen „Sicherheit“ für die Webhosting-Pakete können durch den Anbieter des Hosting-Pakets via WHM bereits im Vorfeld vorgenommen werden. Dadurch werden User oder Endnutzer damit nicht mehr konfrontiert – und können sich ganz um die alltäglichen Verwaltungsaufgaben kümmern. Selbstverständlich können bestimmte Sicherheitseinstellungen wie etwa das Einbinden eines SSL-Zertifikats, weiterhin vorgenommen werden.
Sollten Sie sich näher mit dem praktischen Admin-Tool auseinandersetzen wollen, haben wir dafür ein cPanel-Workbook erstellt. Es erklärt Anfängern und Fortgeschrittenen alles wichtige über die zielgerichtete Arbeitsweise.
*Christian Giegler ist Webhosting-Experte bei Host Europe in Köln.
ISPConfig 3.0.5 ist in Zwischenzeit 8 Jahre alt (…) und sollte in einem Vergleich wohl eher nicht mehr herbeigezogen werden. Die aktuelle Version ist 3.2.2 🙂