Die Blockchain wird mittlerweile längst nicht mehr nur in der IT-Szene oder in Start-ups diskutiert, auch in allen Branchen werden die Anwendungsmöglichkeiten gegenwärtig erörtert. [...]
Eine digitale Währung wie Bitcoins, die unabhängig von Zentral- und Geschäftsbanken funktioniert; ein detaillierter Überblick über die Lieferkette eines Produkts, das beim Verbraucher ankommt; eine Möglichkeit, Verträge sicher ohne einen Notar zu hinterlegen – das alles macht die Blockchain möglich.
Doch was sich dahinter genau verbirgt, welche Anwendungsmöglichkeiten es gibt und welche rechtlichen Fragen die neue Technik aufwirft, dazu herrscht zum Teil noch große Verwirrung. Der deutsche Digitalverband Bitkom hat deshalb einen Leitfaden mit dem Titel „Blockchain #Banking“ veröffentlicht. „Durch eine erste Anwendung im Bereich der Kryptowährungen gilt die Finanzbranche als Ursprung der Blockchain-Technologie“, sagt Marco Liesenjohann, Referent Banking, Financial Services & FinTechs beim Bitkom. „An der Finanzbranche lässt sich der radikale Konzeptwechsel, der durch Blockchain-Technologie eingeläutet wird, gut nachvollziehen: Transaktionen werden unmittelbar zwischen zwei Parteien möglich – unter Verzicht auf viele der heute noch notwendigen zwischengeschalteten Dienstleistungen und auf Basis eines technologischen Vertrauensmechanismus.“
Von der Technik bis zu rechtlichen Fragen
Der rund 60 Seiten starke Leitfaden liefert zu Beginn zunächst eine Definition der Blockchain-Technik und grenzt sie von anderen oft damit synonym verwendeten Begriffen wie Bitcoin oder Distributed Ledger ab. Zudem wird die Vielzahl von Beteiligten in der Finanzindustrie betrachtet, die Interesse an Blockchain-Technologien haben, sie nachfragen, weiterentwickeln oder für ihre Regulierung zuständig sind. Im Detail wird dann in einzelnen Kapiteln auf die Themen Bitcoin, Ripple als alternativen Ansatz sowie Smart Contracts am Beispiel der Ethereum-Blockchain eingegangen. Im Anschluss werden konkrete Einsatzszenarien für Unternehmen entwickelt. Ein weiteres Kapitel widmet sich dem breiten Spektrum an rechtlichen Fragen, die durch diese Gruppe disruptiver Technologien aufgeworfen werden. Dabei wird zum Beispiel diskutiert, wie der Handel mit virtuellen Währungen aus Sicht des Bankenaufsichtsrechts zu bewerten ist, welche rechtlichen Voraussetzungen Anbieter von Crowdlending- oder -funding erfüllen müssen oder welche Auswirkungen das Geldwäscherecht auf Blockchain-Lösungen hat. Abschließend werden drei Szenarien entwickelt, wie sich eine Finanzaufsicht im Euroraum bei einem verbreiteten Einsatz von Blockchain-Technologien aufstellen könnte.
Ein bisschen mehr als ein Jahr nach dem Erscheinen des Artikels hat sich zwar das Bewusstsein für Kryptowährungen verstärkt, trotzdem hat sich seither doch weniger verändert, als ich zunächst angenommen hätte. Der erste Hype ist vorbei und übrig bleiben immer dringendere Rufe nach Regulierung und Besteuerung. Vielleicht wird Österreich als erstes Land in der EU zeigen, wie diese Regulierung aussehen kann. Man darf gespannt sein, wie sich die Sache weiter entwickelt…