Die Cloud wird zum Herzstück des digitalen Unternehmens

Die anhaltende Pandemie und eine wachsende Nachfrage nach IT-Services rücken Cloud Computing ins Zentrum digitaler Strategien, prognostiziert Gartner. [...]

(c) pixabay.com

„Es gibt keine Business-Strategie ohne eine Cloud-Strategie“, sagt Milind Govekar, Distinguished Vice President beim Marktforschungs- und Beratungshaus Gartner. Insbesondere die Nachfrage nach Public-Cloud-Services sei ungebrochen. Viele Organisationen folgten beim Einführen neuer IT-Workloads einem „Cloud-first“-Ansatz.

Schon jetzt ermögliche Cloud Computing eine Fülle neuer digitaler Erfahrungen, darunter etwa mobile Zahlungssysteme, die von Startups bereitgestellt würden, in die auch traditionelle Banken investierten. Energieversorger nutzten Cloud-Services, um die Schnittstellen zu ihren Kunden neu zu gestalten; Automobilhersteller entwickelten verstärkt personalisierte Dienste, die die Sicherheit und das Infotainment der Fahrer verbessern.

Cloud-native setzt sich auf breiter Front durch

Der weltweite Cloud-Markt wird 2022 weiter kräftig wachsen. Gartner rechnet mit einem Umsatzvolumen von 474 Milliarden Dollar, 2021 waren es rund 408 Milliarden. Ohne Cloud-native-Architekturen und -Technologien werde es vielen Unternehmen nicht mehr gelingen, ihre Digitalisierungsstrategien umzusetzen, argumentieren die Marktforscher. Bis 2025 würden 85 Prozent der Organisation weltweit einem „Cloud-first“-Konzept folgen.

Cloud-native bedeutet, dass digitale oder Produkt-Teams alle Architekturprinzipien und Funktionen voll ausschöpfen, die eine Cloud-Umgebung mit sich bringt“, erläutert Govekar. Die Implementierung neuer Workloads in einer Cloud-native-Umgebung werde künftig der Normallfall sein. Alles außerhalb der Cloud würde schon bald als Legacy angesehen. 2021 wurden laut Gartner-Erhebungen etwa 30 Prozent aller neuen Workloads auf Cloud-native-Plattformen in Betrieb genommen. Bis 2025 soll der Anteil auf mehr als 95 Prozent steigen.

Wenn sich das IT-Betriebsmodell ändere, habe das auch weitreichende Konsequenzen für die Zusammenarbeit von Business- und IT-Einheiten, so die Marktforscher. Immer mehr Unternehmen wollten weg von der klassischen organisatorischen Aufstellung und setzten stattdessen auf eine produktorientierte Ausrichtung mit völlig neuen Rollen und Verantwortlichkeiten. Diese Entwicklung zeichnet sich auch in deutschen Unternehmen ab. An die Stelle der klassischen IT-Bereiche treten zunehmend cross-funktionale Teams aus Technik- und Business-Experten, die gemeinsam an Produkten arbeiten.

Low-Code und No-Code wird sich bis 2025 verdreifachen

Vor diesem Hintergrund gewinnen Low-Code– und No-Code-Technologien massiv an Bedeutung, lautet eine weitere Gartner-Prognose. „Die klassische Anwendungsentwicklung wird sich in Richtung Application Assembly und Integration verändern“, erklärt Govekar dazu. „Die technischen und organisatorischen Silos in den Bereichen Anwendungsentwicklung, Automatisierung, Integration und Governance werden damit überflüssig.“ Damit einher gehe eine stark wachsende Nachfrage nach Low-Code-Plattformen und Citizen-Development-Konzepten.

Bis 2025 werden 70 Prozent aller neuen Anwendungen weltweit mithilfe von Low-Code– oder No-Code-Technologien erstellt, erwarten die Marktforscher. 2020 lag der Wert noch unter 25 Prozent. Mit dem Siegeszug von Low-Code-Plattformen würden auch neue Rollen entstehen, darunter die des „Business Technologist“: Er entwickle künftig eigenständig Anwendungen, beispielsweise für Analytics-Zwecke in den Fachabteilungen, und berichte nicht an die IT-Organisation.

*Wolfgang Herrmann ist Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.


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