Machine Learning und Künstliche Intelligenz sind Schlüsselthemen, die Tech-Startups im Jahr 2017 verstärkt adressieren werden. Aber auch in Bereichen wie Cyber-Security, Chatbots oder Virtual und Augmented Reality entstehen innovative junge Unternehmen. CIO sollten die wichtigsten Startup-Trends 2017 im Auge behalten. [...]
Trend 3: Cybersecurity Startups
Ein anderes großes Wachstumsfeld für Startups sehen Technikexperten wie Investoren im Bereich Cyber-Security. „Mit jeder neuen Attacke oder publik gewordenen Sicherheitslücke ist eine neue Security-Firma entstanden und hat die Lücke gefüllt“, berichtet Nate Locke von der Investmentfirma Kayne Anderson Capital Advisors. Viele Unternehmen investierten in Software und Appliances, um ihre Security-Infrastruktur zu verbessern. Für 2017 sei zu erwarten, dass weniger finanzielle Ressourcen in Endpoint-Lösungen fließen und Sicherheitsverantwortliche verstärkt auf Managed Services setzen.
Security ist komplex und schwer zu managen, sagt Locke. „Unternehmen haben zwar erheblich in Security-Produkte investiert, doch in vielen Fällen entsprechen die Lösungen nicht den Erwartungen.“ Die Bedeutung von hochspezialisierten Security Service Providern werde im kommenden Jahr weiter zunehmen, weil sie Organisationen dabei helfen könnten, Sicherheitsrisiken besser in den Griff zu bekommen.
Trend 4: Digitale Transformation und die Cloud
Natürlich spielt auch die digitale Transformation im Startup-Umfeld eine wachsende Rolle. Ermöglicht wird sie durch Technologien aus den Bereichen Cloud, Mobile, Big Data und Social, die nach Lesart des Marktforschungs- und Beratungshauses IDC in Kombination die „Third Platform“ darstellen. „Wir befinden uns an einem Wendepunkt“, beschreibt IDCs Chef-Analyst Frank Gens die rasant wachsende Bedeutung der Digitalisierung. Die digitale Transformation werde nicht länger als ein Projekt oder eine Initiative angesehen, sondern als strategischer Imperativ für das Business. „Jedes Unternehmen, unabhängig von Alter oder Branche, muss digital nativ werden“. Das betreffe das Denken von Führungskräften und Mitarbeitern ebenso wie die Arbeitsweise und die produzierten Produkte.
Die Nutzung von Technologien der Third Platform im Rahmen der digitalen Transformation nimmt laut Gens viel schneller zu als ursprünglich angenommen. Wettbewerbsvorteile könnten sich vor allem diejenigen erarbeiten, die neue Technologien früh einsetzten. Nach IDC-Prognosen sollen im Jahr 2020 rund 67 Prozent aller IT-Ausgaben in Cloud-gestützte Infrastruktur und Software fließen.
Trend 5: Augmented Reality und Virtual Reality Startups
Der Hype um das Spiel Pokémon Go hat Augmented Reality (AR) für viele Benutzer greifbar gemacht. Großes Potenzial für Unternehmen sehen Experten 2017 auch für das verwandte Thema Virtual Reality. 30 Prozent der Consumer-orientierten Global-2000-Unternehmen werden im kommenden Jahr mit AR und VR im Rahmen von Marketing-Initiativen experimentieren, erwartet IDC. Die Schnittstellen zum Kunden spielten dabei eine Schlüsselrolle. Diese hätten sich erheblich schneller weiterentwickelt als vielfach erwartet. Im Jahr 2021 rechnen die Auguren für AR und VR mit einer breiten Marktdurchdringung. Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit sollen dann regelmäßig über VR- und AR-Plattformen auf Apps, Content und Daten zugreifen.
VR-Technologie wird zudem nicht nur für Entertainment-Zwecke eingesetzt, prognostiziert etwa Zach Holmquist, CEO von Teem, einem Anbieter von Cloud-Services für virtuelle Arbeitsräume. Unternehmen könnten damit beispielsweise auch freie oder befristet eingestellte Mitarbeiter effizienter in ihre Arbeitsumgebungen einbinden.
Trend 6: Marihuana-Startups
Nach der US-Präsidentenwahl im Herbst 2016 ist Marihuana auch in Kalifornien, Massachusetts und Nevada legalisiert worden. Insgesamt 26 Bundesstaaten sowie der District of Columbia haben mittlerweile Gesetze verabschiedet, die Marihuana nicht nur zu medizinischen Zwecken, sondern auch zum Privatgebrauch erlauben. Vor diesem Hintergrund dürften 2017 noch mehr Startups in diesem Umfeld entstehen: „Das wird auch zu technischen Innovationen in der Cannabis-Industrie führen“, prophezeit denn auch Chris Walsh. Er muss es wissen. Walsh ist Editorial Director von Marijuana Business Daily, laut eigenen Angaben „the most trusted cannabusiness news source since 2011“.
Trend 7: Innovative Wearables
Wearables gibt es schon seit geraumer Zeit. Doch ein Thema für den Massenmarkt sind die „tragbaren“ Computer bisher nicht. Das könnte sich ändern, wie Snap, das Unternehmen hinter Snapchat kürzlich demonstriert hat. Seine intelligente Sonnenbrille Spectacles besitzt eine eingebaute Kamera. Benutzer können damit zehn Sekunden lange Filmsequenzen aufnehmen, mit dem Smartphone synchronisieren und in der Snapchat-App speichern. Die Brille soll 129 Dollar (rund 115 Euro) kosten. „Der witzige und kostengünstige Ansatz von Snap bietet die richtige Kombination aus Features und Pricing, an der alle anderen Player in der ersten Wearables-Welle gescheitert sind“, glaubt Gregory Kennedy, Mitgründer und Chef von Uncharted Minds, einem Unternehmen, das Events und Konferenzen organisiert.
Trend 8: Intelligente Dinge
Zu den wichtigsten strategischen Trends für 2017 zählen Gartner-Analysten unter anderem „Intelligent Things“. In der Diktion der Marktforscher sind sie irgendwo am Schnittpunkt von KI und IoT anzusiedeln. Die technischen Grundlagen des Internet of Things gehen weit über klassische Programmiermodelle hinaus, erläutert Gartner. KI-Technologien und maschinelles Lernen würden dabei zunehmend genutzt, um das Verhalten einzelner Devices intelligenter zu machen und diese in die Lage zu versetzen, auf natürliche Weise mit Menschen und ihrer Umgebung zu interagieren. In diesem weitem Feld entstehen auch jede Menge Marktchancen für Startups und auf mittlere Sicht wohl ein komplexes Ökosystem aus miteinander kommunizierenden „intelligenten Dingen.“
*Der Autor Wolfgang Herrmann ist Redakteur der COMPUTERWOCHE.
Be the first to comment