Die IT-Abteilung wird klein, schnell und spezialisiert sein. Mit ihrem heutigen Zustand wird sie nichts mehr gemein haben. Forrester zeigt Modelle für neue Strukturen auf. [...]
Cecere malt diese Prognose in der Studie „The Future Tech Organization: Smaller, Faster, And More Specialized“ aus. Es geht selbstredend im Kern um eine Transformation, die durch die Digitalisierung und die mit ihr verbundene Kundenorientierung getrieben wird. Zur Verortung der Studie: Laut Forrester Research bedingt das Customer-Obsessed Operating Model (COOM) Veränderungen auf sechs Ebenen: Struktur, Kultur, Talent, Metriken, Prozesse und Technologien. Ceceres Studie widmet sich umfassend einer dieser Ebenen, nämlich der Struktur.
Die Struktur der IT könne einerseits Dinge ermöglichen, so Cecere. Er zitiert dazu die Havard Business Review, die 2015 eine kundenzentrierte Struktur als Vehikel zum besseren Verständnis der Kunden, zum Knüpfen engerer Bande mit ihnen und zur größeren Kundenzufriedenheit beschrieb. Andererseits aber könne die Struktur eine Barriere sein. Etwa dann, wenn sie Gruppen separiere, die eigentlich zusammenarbeiten müssten. Oder wenn sie Sammelsurien bilde, deren Verschiedenheit nicht mehr zu managen sei.
Forrester benennt fünf Faktoren, die die zukünftige Struktur von IT-Abteilungen bestimmen dürften:
- 1. Größerer Business-Einfluss auf technologische Entscheidungen: In den vergangenen beiden Jahren ist laut Studie der Anteil an von den Fachbereichen geführten IT-Software- und Service-Käufen von 35 auf 39 Prozent gestiegen. Deshalb müsse die IT strukturell an Business-Aktivitäten beteiligt sein, damit Faktoren wie Skalierbarkeit und Sicherheit auch weiterhin in Planung und Realisierung berücksichtigt werden.
- 2. Cloud-Einsatz auf globalem Niveau: Der Aufbruch in die Wolke führt zu einem geringeren Bedarf an internen technologischen Skills. Im Idealfall können auf Cloud-Basis veraltete Silostrukturen in Technologie und Prozessen aufgebrochen werden.
- 3. Eine auf ausgewählten Services basierende Entwicklung: Monolithische Software-Plattformen genügen spezialisierten Anforderungen nicht mehr. Microservices in Verbindungen mit Schnittstellen zu etablierten Softwarepaketen bieten Flexibilität für jene Unternehmen, die sich mit passgenauen Lösungen von der Konkurrenz abheben wollen.
- 4. Expansion von Agile und DevOps: „CIO müssen agile Governance-Strukturen schaffen“, heißt es in der Studie. „Und zwar mit schnelleren und flexibleren End-to-end-Antwortzeiten, die alle Systems of Engagement überspannen können.“
- 5. Künstliche Intelligenz und kognitive Technologien: Forrester prophezeit, dass die meisten technologischen Funktionen durch Technologien wie Artificial Intelligence (AI), Roboter, Machine Learning und Natural Language Processing ergänzt oder gar ersetzt werden. Das werde zunächst bei einfachen Funktionen wie Backups passieren, später aber auch bei Change Management oder Transformation.
Die aus den genannten Entwicklungen resultierende kleinere Spezialisten-IT soll Werttreiber fürs Business sein und wird sich nach Ansicht von Forrester auf vielfältige Weise verändern. So seien Infrastrukturprozesse erste Automatisierungsziele für Software Engineers. Die Cloud werde insbesondere die Zahl der für Support benötigten Mitarbeiter reduzieren. Beim Rollenwandel werde der Akzent auf Governance, Technologie, Kunden und dem Ökosystem liegen.
Für den CIO gibt es nach Ansicht Ceceres weitere konkrete Folgen. Denn vermutlich wird das angesprochene Spezialwissen nicht in Gänze in der eigenen Abteilung vorgehalten werden können. Der IT-Chef wird also Partnerschaften mit Dritten initiieren müssen – namentlich mit Universitäten, Think Tanks und Beratern.
Auswirkungen hat das Verschwimmen der tradierten Grenzen laut Forrester auf die Berichtsstrukturen. Möglicherweise bleibe die IT eine unabhängige Abteilung, so Cecere. Möglicherweise zerfalle sie aber auch in einen Frontend- und einen Backend-Teil – und letzterer berichte dann an einer Shared Services-Abteilung.
Der Analyst prognostiziert ferner, dass die Grenze zwischen digitaler und nichtdigitaler Welt verschwinden wird, je mehr sich Unternehmen von alten Systemen verabschieden. Als Vorbilder für mögliche neue Strukturen der IT gebe es drei experimentelle Modelle:
- 1. Broker/Integrator/Orchestrator: Forrester beruft sich hier auf ein Modell von KPMG, nachdem die IT der Zukunft aus drei Elementen besteht. „Broker“ verbinde Business-Anforderungen mit Service-Optionen; „Integrate“ kombiniere Daten und Services aus internen und externen Quellen; „Orchestrate“ steuere und überwache die Service-Lieferung.
- 2. Kontinuierliche Business-Services: IT- und Business-Profis arbeiten gemeinsam an Planung, Design und Kontrolle von Geschäftsprozess-Clustern wie Kundendienst, Event-Marketing oder Rechnungswesen. Anders als gängige Projektteams arbeiten diese Teams auf Dauer zusammen, sind aber nicht mit der System-Implementierung befasst.
- 3. Interne Beratung: Hochspezialisierte Teams gibt es auch jetzt schon in diversen Unternehmen. Als „Data Centers of Excellence“ oder „exzellente Design-Teams“ kümmern sie sich um herausfordernde Angelegenheiten wie Projektmanagement oder um alles, was mit Agilität zu tun hat. Künftig lässt sich dieser Ansatz unter Umständen auf nicht ausgelagerte oder automatisierte Felder ausdehnen – zum Beispiel aufs Service Management.
Um den mittelfristigen Wandel anzugehen, empfiehlt Forrester den CIOs eine Handvoll kurzfristiger Maßnahmen. Dazu gehört ein Upgrade ausgewählter Schlüsselrollen und -prozesse wie Architektur, Vendor Management und Mobile Design. Ferner raten die Analysten zur Anpassung der Berichtsstrukturen und zur Mobilisierung des Vorstands für die Definition der künftigen Struktur.
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