Kein Stein ist auf dem anderen geblieben: CIO Tobias Lange hat bei dem Hersteller mechanischer Dichtungen ein holistisches Transformationsprogramm umgesetzt. [...]
Aufräumen, modernisieren und parallel dazu die strategischen Digitalisierungsprojekte zum Erfolg führen – Tobias Lange, CIO von EagleBurgmann, stand zu seinem Amtsantritt 2017 vor einer Sisyphos-Aufgabe, und seine Arbeit ist noch nicht beendet.
EagleBurgmann mit Sitz im bayerischen Wolfratshausen produziert mechanische Dichtungen und beliefert damit weltweit Pumpenhersteller sowie die Betreiber großer Anlagen in der Pharmazie- und Chemieindustrie.
IT-Modernisierung first
Mit seinem Programm „IT Transformation 2020″ hat Lange die Jury im Wettbewerb CIO des Jahres 2021 voll überzeugt. Gemeinsam mit seinem Team machte er sich zunächst an die Hausaufgaben – und die gab es reichlich: Es galt, die fragmentierte Backend-IT aufzuräumen und zu standardisieren. Ein Investitionsstau aus dem vergangenen Jahrzehnt machte einschneidende Modernisierungsmaßnahmen notwendig.
Lange entschied sich dafür, den Serverbetrieb künftig mit einer Hybrid-Cloud-Strategie umzusetzen. Ein Drittel der Server wird abgeschaltet, ein weiteres Drittel in die Microsoft-Azure-Cloud verlagert. Das zentrale Rechenzentrum im Headquarter beherbergt das letzte Drittel. Weltweit werden drei regionale Data Centers dekommissioniert, die Anzahl der virtualisierten Server von 700 auf 400 gesenkt. Nur noch an fünf Produktionsstandorten sind Server-Räume vorgesehen, vor nicht allzu langer Zeit war noch ein Vielfaches in Betrieb.
Ebenso musste die zersplitterte ERP-Landschaft mit 25 Systemen konsolidiert und vereinheitlicht werden. Die Mischwelt aus SAP- und Microsoft-Navision-Systemen wich einer SAP-basierten Architektur, in der die SaaS-Lösung Business ByDesign im Zusammenspiel mit dem zentral in Deutschland betriebenen S/4HANA – als digitalem Kern – im Mittelpunkt steht.
Unterstützung der Unternehmensstrategie
Neben der IT-Modernisierung liegt der zweite Schwerpunkt in Langes Tätigkeit auf der optimalen Unterstützung der Unternehmensstrategie. Mit einem Digital Lab, das die IT-Organisation in enger Zusammenarbeit mit dem Vertrieb und der Forschungs- und Entwicklungsabteilung aufbaute, schuf der CIO eine Keimzelle für digitale Innovationen.
Dort werden inzwischen neue digitale Produkte und Services entwickelt und zur Marktreife gebracht. Ein Beispiel ist der „Instant Service“, der auf der SAP Cloud Plattform entwickelt wurde. Er stellt heute das Kundenportal für Sales- und Service-Prozesse dar und kann via App oder Web-Client erreicht werden. Damit kann EagleBurgmann im engen Zusammenspiel mit den Kunden für eine optimierte Instandhaltung und kurze Reaktionszeiten sorgen.
Neben dem DigitalLab hat auch die Sales-Automatisierung einen hohen strategischen Stellenwert. In mehreren Schritten führte Eagle Burgmann weltweit SAPs CRM-Lösung C4C für das Opportunity Management ein. Mit S/4HANA brachte das Unternehmen neben seinem zentralen Prozess Template das sein Angebots-Management auf einen neuen Stand, welches ergänzt wird durch eine Preismanagement- und Preisoptimierungslösung von Pricefx.
Ohne IT-Governance geht gar nichts
Als dritte strategische Säule beschäftigte sich Lange intensiv mit der IT-Governance: Er baute ein IT-Architektur-Team auf und führte einen „Stage-Gate-Prozess“ für das Portfolio Management ein. Damit lassen sich in der IT konkurrierende Projektanfragen besser steuern und anhand einer Kosten- Nutzen-Abwägung priorisieren.
Zudem stellte der CIO die IT-Organisation weltweit zentral auf und führte alle Mitarbeiter in einem Team zusammen. Dabei vertraut EagleBurgmann auf ein Hub-Konzept, in dem das Headquarter als Innovationszentrum herausgehoben und der Betrieb über die jeweiligen Regionen global verteilt ist. Zudem entstand in Indien ein Shared Service Center aus 40 IT-Experten für den Applikations-Support, weitere sieben Mitarbeiter in Rumänien kümmern sich um den Service Desk. (kf/rs)
Die Jury sagt:
„Das Unternehmen orientiert sich am Zero-Trust-Ansatz, auch weil Cloud-Readiness eine Kernanforderung im Konzern geworden ist. Es gilt: Jeder der sich im Netzwerk befindet oder hinein will, wird verifiziert. Der Zugang hängt allein von der Befugnis ab, nicht etwa von Standorten innerhalb oder außerhalb des Firmennetzes.“ |
*Heinrich Vaske ist Editorial Director von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO sowie Chefredakteur der europäischen B2B-Marken von IDG. Er kümmert sich um die inhaltliche Ausrichtung der Medienmarken – im Web und in den Print-Titeln.
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