Fotografieren mit dem Smartphone? Das ist längst schon wieder out! Foto-Enthusiasten greifen zu echten Digitalkameras, die weit mehr Möglichkeiten bieten. Wir haben einen praktischen Ratgeber für den Kauf zusammengestellt. [...]
Smartphones sind heute nahezu allgegenwärtig geworden. Damit haben sie den digitalen Kameras in den vergangenen Jahren stark zugesetzt. Seit der Veröffentlichung des ersten iPhones ist der weltweite Absatz von Digitalkameras um über 90 Prozent eingebrochen. Mittlerweile gehen Marktbeobachter nach Angaben der Statistik-Webseite Statista aber wieder von einem moderaten jährlichen Wachstum von 1,5 Prozent bei den Kameras aus. In manchen Ländern ist die Nachfrage nach hochwertigen Digitalkameras aufgrund einer wieder zunehmenden Zahl von Hobby-Fotografen „weiterhin stark“.
Allerdings wachsen nicht alle Bereiche. Vor allem hochwertige Modelle und spezielle Segmente wie digitale Sofortbildkameras, Action-Cams, 360-Grad-Kameras sowie Drohnen verzeichnen Zuwächse, Bild 1. Manche Beobachter wie die Webseite Photoscala sprechen trotzdem bereits von einem neuen „Kompaktkamera-Boom“. So sei die Zahl der ausgelieferten Kameras mit fest eingebautem Objektiv zwischen Januar 2024 und Januar 2025 um rund 11,3 Prozent gestiegen. Weniger gut sieht es jedoch bei den einfacheren und günstigeren Modellen aus, die von den Smartphones weitgehend verdrängt wurden.

Bild 1: Sondermodelle wie Sofortbildkameras haben für ein neues Interesse an Kameras gesorgt. (c) PCtipp.ch
Gründe für Digitalkameras
Auch heute gibt es viele triftige Gründe, sich für eine Digitalkamera zu entscheiden. So haben diese in der Regel wegen ihrer meist größeren Sensoren eine bessere Bildqualität als Smartphones. Daher rauschen ihre Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen weniger. Außerdem sind echte Kameras flexibler, weil viele Modelle unterschiedliche Objektive für etwa Weitwinkelaufnahmen, Porträts mit unscharfem Hintergrund oder extreme Teleaufnahmen unterstützen. Letztere sind bei vielen Smartphones und billigen Knipsen nur mit einem sogenannten digitalen Zoom möglich. Dabei schneidet die Kamera einfach nur einen Teil des Bildes ab, was zu einer „Vergrößerung“ des gewünschten Objekts führt, allerdings auf Kosten der Bildqualität.
Ferner bieten Digitalkameras eine größere Bandbreite an manuellen Einstellungsmöglichkeiten, entweder auf dem Display oder über echte physische Knöpfe, Bild 2. Damit lassen sich Belichtung und andere Faktoren bis ins Detail bestimmen.

Im Folgenden stellen wir Ihnen zuerst aktuell verfügbare Kameratypen vor und gehen danach auf die wichtigsten Details ein, die Sie vor einem Kauf kennen sollten.
Kompaktkameras
Kompaktkameras sind klein, leicht und meist einfach zu bedienen. Sie eignen sich sowohl für den Alltagsgebrauch als auch für Einsteiger, die eine unkomplizierte Point-and-Shoot-Kamera („Ausrichten und Abdrücken“) suchen. Sie sind oft relativ günstig, lassen sich in der Hosentasche verstauen und haben einen Automatikmodus, der sich um alles kümmert.
Bild 3: Zielen und abdrücken mit der Rollei Compactline Pocket um knapp 60 Euro. (c) PCtipp.ch

Ein Beispiel für ein solches Kameramodell ist die Compactline Pocket von Rollei, Bild 3. Mit Abmessungen von 100 × 50 × 20 Millimetern und einem Gewicht von nur 110 Gramm ist sie äußerst handlich, hat allerdings keinen optischen Zoom. Dafür haben wir sie etwa beim Onlinehändler Galaxus schon für weniger als 60 Euro gesehen.
Spiegelreflexkameras
DSLR-Kameras (Digital Single Lens Reflex) sind traditionelle Kameras mit einem optischen Sucher und einem Spiegel, der bei jeder Aufnahme automatisch hochklappt. Dadurch fällt Licht auf den meist großen Sensor.
DSLRs bieten eine hohe Bildqualität und viele Möglichkeiten. Daher eignen sie sich sowohl für professionelle als auch ambitionierte Fotografen. Digitale Spiegelreflexkameras sind relativ groß und schwer, aber dafür robust und gut zu handhaben. Sowohl die Objektive als auch die Akkus lassen sich tauschen, was sie sehr flexibel macht. Bei jeder Aufnahme ertönt das charakteristische „Klick“-Geräusch, das Smartphones gerne nachahmen.

Bild 4: Die Profi-DSLR Canon EOS 1D X Mark III. Allein der Body kostet rund 7.000 Euro. (c) PCtipp.ch
DSLR-Kameras sind allerdings recht teuer. Allein schon der Body, also das Gehäuse der Kamera, kostet gerne mal mehrere Tausend Euro. Ein hochpreisiges Beispiel ist die Canon EOS 1D X Mark III, die etwa Galaxus für rund 7.000 Euro anbietet, Bild 4. Passende Objektive müssen Sie extra erwerben. Weit günstiger ist die Nikon D7500. Hier kostet der Body etwas über 1.000 Euro. Im Set mit einem 18–140-mm-Zoom-Objektiv sind es rund 1.200 Euro. Soll es das leistungsstärkere 18–300-mm-Objektiv sein, liegt der Preis bereits bei rund 2.500 Euro.
Bridge-Kameras
Bridge-Kameras sind eine Mischung aus Kompaktkameras und DSLRs. Sie haben einige Funktionen einer digitalen Spiegelreflexkamera wie die manuellen Steuerungsmöglichkeiten und einen relativ großen Sensor. Dazu kommt ein Zoom-Objektiv, das sich jedoch nicht wechseln lässt. Im Vergleich zu Smartphones oder Kompaktkameras bieten die meisten Bridge-Kameras einen manuellen Fokus sowie einen manuellen Zoom. Außerdem haben sie einen elektronischen Sucher.
Im Vergleich zu einer DSLR sind sie leichter und lassen sich daher eher auf eine Wanderung mitnehmen. Außerdem sind sie in der Regel günstiger. Die Panasonic Lumix FZ82D ermöglicht nicht nur Makroaufnahmen mit einem Fokussierabstand von nur 1 Zentimeter, sondern auch Zooms von 20 bis 1.200 Millimetern, Bild 5. Trotzdem liegt der Preis bei unter 400 Euro.

Systemkameras
Die sogenannten Systemkameras (DSLM = Digital Single Lens Mirrorless) oder auch spiegellosen Kameras sind eine relativ junge Generation von Digitalkameras. Wie der Name nahelegt, haben sie keinen Spiegel, bieten aber trotzdem eine ähnliche Leistung in Bezug auf Bildqualität und Anpassungsfähigkeit. Im Vergleich zu klassischen DSLRs sind sie leichter und kompakter, da ja der Spiegelmechanismus wegfällt. Trotzdem lassen sich ihre Objektive wechseln. Außerdem bieten Systemkameras meist wegen ihrer oft großen Sensoren eine hervorragende Bildqualität.
Sie sind auch weniger auffällig als eine große Spiegelreflexkamera, was sie etwa für Street-Fotografie interessanter macht. Aufgrund der guten Ausstattung liegen sie preislich allerdings in einem Bereich, der sie vorwiegend für ambitionierte Fotografen interessant macht. Ein Beispiel ist die Nikon Z5 II, Bild 6. Allein ihr Gehäuse kostet rund 1.800 Euro.

Bildqualität
In der Werbung für Digitalkameras wird häufig ein zu großer Wert auf die Auflösung gelegt. Sie wird in Megapixeln (kurz Mpx) angegeben. Sie ist auch ein wichtiger Faktor, aber nicht entscheidend für die Bildqualität. Hohe Mpx-Zahlen wirken sich positiv auf die Schärfe und die Größe der möglichen Ausdrucke aus. Aber wie oft benötigen Sie Bilder im DIN-A2-Format? Schon 10 oder 20 Mpx genügen, um Aufnahmen in DIN-A4 in hoher Qualität auszudrucken.
Bild 7: Obwohl er „nur“ 20 Mpx aufweist, gilt der Vollformatsensor der Nikon D6 als einer der besten. (c) PCtipp.ch

Wichtiger als die reinen Mpx-Zahlen sind die Größe des Sensors und die der Pixel auf ihm. Viele Smartphones mit hohen Mpx-Werten haben kleine Sensoren, während viele DSLRs einen Vollformatsensor verwenden, Bild 7. Ein größerer Sensor fängt mehr Licht ein und sorgt so für eine bessere Bildqualität, insbesondere bei schwachem Licht. Ein kleiner Sensor mit vielen Megapixeln nimmt dagegen weniger Licht auf, was zu mehr Bildrauschen führt.
Auch die Qualität der verwendeten Objektive spielt eine wichtige Rolle bei der Bildqualität, Bild 8. Schlechte Objektive wirken sich negativ auf die Schärfe und Detailtreue der Aufnahmen aus. Daran kann auch eine hohe Megapixelzahl nichts ändern.

Bild 8: Bei Canon lassen sich die hochwertigen Objektive nicht nur am Preis, sondern auch am roten Ring erkennen. (c) PCtipp.ch
Viele Hersteller geben zudem interpolierte Werte an. Dabei handelt es sich nicht um die tatsächliche Auflösung des Sensors. Stattdessen nimmt die Kamera ein Bild beispielsweise mit 5 Mpx auf, rechnet es aber auf eine Auflösung von 12 Mpx hoch. Die Lücken füllt sie dabei auf Basis der umgebenden Pixel. Die Krux bei diesem Verfahren: Nicht der Informationsgehalt oder die Details eines Bildes steigen damit, sondern nur Auflösung und Dateigröße.
Objektive und Zoom
Ein weiterer Punkt, über den Digitalkameras verkauft werden, sind teils enorme Brennweiten. Kurze Brennweiten sind etwa ideal für Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Größere Brennweiten holen ein entferntes Objekt dagegen näher heran. Brennweiten werden üblicherweise in Millimetern (mm) angegeben. Das ist der Abstand zwischen Objektiv und Sensor. Da Sensoren aber unterschiedlich groß sein können, sorgt derselbe Abstand an einem kleineren Sensor auch für einen engeren Blickwinkel. Oft wird daher das Kleinbild-Äquivalent angegeben, was in der digitalen Fotografie einem Vollformatsensor entspricht.

50 Millimeter sind die sogenannte „Normalbrennweite“. Sie entspricht ungefähr dem Sichtfeld des menschlichen Auges. Kürzere Brennweiten mit zum Beispiel 15 bis 35 Millimetern eignen sich für Weitwinkelaufnahmen, 8 bis 15 Millimeter für Superweitwinkel („Fischauge“) und etwa 70 bis 200 Millimeter für Tele-Aufnahmen, Bild 9.

Unterschieden werden zudem noch Objektive mit Festbrennweiten und Zoom. Zoom-Objektive sind variabel, haben aber oft eine schlechtere Bildqualität. Objektive mit einer festen Brennweite sind dagegen tendenziell leichter und haben eine bessere Lichtstärke. Außerdem sind sie in der Regel günstiger. Was die Qualität angeht, gibt es aber große Unterschiede.
Weitere Aspekte
Darüber hinaus gibt es noch weitere Aspekte, die bei der Wahl einer digitalen Kamera eine Rolle spielen. Wenn Sie zum Beispiel öfter Kinder, Tiere oder Sportveranstaltungen fotografieren, dann sollten Sie auf einen schnellen Autofokus achten. Arbeitet er zu langsam, wird das Bild unscharf oder die Kamera löst erst gar nicht im gewünschten Augenblick aus. Viele moderne Kameras haben zudem eine integrierte Bildstabilisierung. Sie verhindert verwackelte Bilder bei längeren Belichtungszeiten, etwa im Halbdunklen.
Daneben ist auch die Bauform wichtig. Kleine und leichte Kameras eignen sich besser dazu, um sie beispielsweise immer dabei zu haben. Für Letzteres und generell für Reisen bieten sich besonders vor Wasser und Staub geschützte Modelle an, da sie auch mal einen Sturz in einen Brunnen überstehen. Je nach Spezifikation eignen sie sich sogar für Unterwasseraufnahmen, Bild 10.

Vor den meisten Kameras speziell für Kinder raten wir hingegen ab, da sie qualitativ oft sehr schlecht sind. Da ist es besser, eine günstige Kompaktkamera mit einer soliden Technik und guten Bewertungen zu kaufen.
Der Akku in der Kamera sollte nicht fest verbaut sein, sondern sich wechseln lassen. Dann können Sie auch zusätzliche Akkus kaufen und aufgeladen mitnehmen. Als Speichermedium haben sich klassische SD-Karten durchgesetzt. Nur noch einige Profimodelle verwenden das CompactFlash-Format.
Ob die Kamera unbedingt das RAW-Format unterstützen muss, ist umstritten. Als optionale Möglichkeit schadet diese Funktion jedoch nicht. RAW-Dateien enthalten die unverarbeiteten Daten, wie sie der Sensor aufgenommen hat. Sie belegen aber weit mehr Platz als gleich in JPEGs umgewandelte Fotos. Außerdem müssen sie noch bearbeitet werden, was viel Zeit und Aufwand erfordert.
Manche modernen Digitalkameras haben zudem Zusatzfunktionen wie WLAN, Bluetooth und GPS. Das mag für den einen oder anderen interessant sein, um etwa neue Bilder schnell aufs Smartphone zu übertragen oder um den Aufnahmeort in den Fotos mit abzuspeichern. Auf der anderen Seite verbraucht das jedoch kostbaren Strom, sodass Sie weniger Fotos mit Ihrer Kamera machen können.
Passendes Zubehör vorausgesetzt, eignen sich manche Digitalkameras auch sehr gut dazu, Videos in hoher Qualität aufzunehmen, Bild 11.

* Andreas Fischer schreibt für PCtipp.ch.

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