Immer mehr Hersteller erweitern die Möglichkeiten, ihre Systeme mit Microsoft Teams zu verheiraten. In vielen Fällen kann das auch durchaus sinnvoll sein. [...]
Teams ist im Höhenflug: Rund 270 Millionen User haben im vergangenen Jahr MS Teams täglich genutzt. Damit ist das Collaboration-Tool von Microsoft unangefochten auf Platz eins.
Für die TK- und UCC-Hersteller heißt das, dass ein sehr mächtiger Wettbewerber am Start ist. Denn Teams hat, wenn auch eingeschränkte, Telefoniefunktionen. „If you can’t beat them, join them“ (Wenn du deinen Feind nicht besiegen kannst, verbünde dich) ist deshalb die Strategie der meisten Hersteller.
Fast alle haben Integrationsmöglichkeiten ihrer Systeme in Teams entwickelt. Und es gibt auch einige Gründe, warum das in vielen Fällen Sinn macht. So können etwa die VoIP-Endgeräte weiterhin betrieben werden, die nicht mit Teams kompatibel sind.
Zudem können CTI (Computer Telefonie Integrationen) eingesetzt werden, die in bestimmten Branchen wie etwa dem Hospitality-Bereich häufig genutzt werden. Auch die Verbindung mit Callcenter-Lösungen sind damit einfacher zu realisieren. Und nicht zuletzt gibt es Telefoniefunktionen, die Teams nicht unterstützt und auch nicht entwickeln wird.
Häufig wird in diesem Zusammenhang die Chefsekretärin-Funktion genannt, die sich hierzulande immer noch großer Beliebtheit erfreut – in anderen Ländern aber gänzlich unbekannt ist. Es gibt also keinen Grund für Microsoft, in dieses Feature noch Entwicklungsressourcen zu stecken.
Allerdings hat Microsoft auch für Teams ein Application Programming Interface (API), das es Partnern erlaubt, diverse Zusatzfunktionen zu integrieren.
Und Microsoft hat hier im vergangenen Jahr einige Neuerungen eingeführt, mit denen viele nicht gerechnet hatten, wie der VAF kürzlich in einem Fachpapier bemerkte. Zu denen gehört beispielsweise die Einbindung analoger Kommunikations-Sonderdienste wie Faxgeräte, Türöffner oder Gegensprechstellen. Mit der Teams-SIP-Gateway-Funktion sind nun der Anschluss und die SIP-Steuerung von einigen Modellen möglich.
Auch DECT-Multi-Cell-Installationen sind nunmehr ebenfalls über die Teams-SIP-Gateway-Funktion mit dafür zertifizierten SIP-Lösungen einiger Hersteller wie etwa Ascom, Poly und Spectralink realisierbar. Weiterhin hat Microsoft ein Anrufjournal eingeführt (Rich Call History), bei dem auch verpasste und weitergeleitete Anrufe gespeichert und angezeigt werden.
Diese Beispiele zeigen: Wenn eine Funktion stark nachgefragt wird und entsprechendes Umsatzpotenzial hat, wird Microsoft sie selbst oder mit Partnern entwickeln.
Präsenzabgleich wird immer wichtiger
Entscheiden sich Unternehmen für den Parallelbetrieb von Teams und einer PBX, so gab es in der Vergangenheit immer wieder einen Kritikpunkt, der auf den ersten Blick banal, für Nutzer aber höchst ärgerlich ist. Und dies betrifft den bidirektionalen Abgleich des Präsenzstatus. Fehlt dieser, so kann es vorkommen, dass ein Anwender in einer Videokonferenz ist und das Telefon klingelt – oder umgekehrt.
Die meisten Hersteller haben in den vergangenen Monaten Möglichkeiten gefunden, um diesen Abgleich in beide Richtungen zu realisieren. Und selbst Pascom – das Unternehmen gehört zu den wenigen Herstellern, die keine Integration ihres Systems in Microsoft Teams im Programm haben und auch nicht planen – hat in diesem Frühjahr Microsoft 365 Connector gelauncht, der den Präsenzstatus von Microsoft in seine UCC-Lösung bringt.
Es gibt also eine ganze Reihe von Möglichkeiten und auch Gründe für die Koexistenz von Teams und einer PBX. Kunden werden dies am Ende kaum selbst entscheiden können oder wollen. Sie sind hier auf die Beratungskompetenz ihrer Systemhaus-Partner angewiesen – und das wird auch noch längere Zeit so bleiben.
*Waltraud Ritzer ist bei Telecom Handel für die Rubriken Business Solutions und Betrieb & Praxis verantwortlich. Ihre Schwerpunkte sind Telekommunikation, IT und E-Commerce. Die Bandbreite reicht dabei von modernen Kommunikationsplattformen wie Unified Communications und Collaboration (UCC) bis hin zu Lösungen aus der Cloud. Sie schreibt zudem für die Schwesterpublikationen Internet World Business sowie Com.
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