Die Top IT-Trends 2018 für CIOs

Entweder schafft es der CIO in 2018 den Chief Digital Officer (CDO) obsolet zu machen, oder aber er selbst wird in seiner Rolle überflüssig. Die Geschwindigkeit des digitalen Wandels lässt CIOs nur wenig Zeit. [...]

Auch wenn sich das wirtschaftliche Klima in 2017 nachhaltig stabilisiert hat, so wird doch 2018 wieder ein Jahr des Wandels werden. Während vor allem das Thema Brexit und die protektionistische Ausrichtung der Wirtschaftspolitik der USA auch deutsche Unternehmen in Atem halten wird, rückt in 2018 der digitale Wandel endlich in das Zentrum der Unternehmensstrategien.
Komplexität bedarf Technologiestrategie aus einer Hand
Dabei fällt dem CIO eine tragende Rolle zu. Auch wenn viele Unternehmen bereits eigene digitale Geschäftsbereiche geschaffen haben – oft mit einem Chief Digital Officer (CDO) an der Spitze – so verlangt die dem digitalen Unterfangen zugrunde liegende Komplexität immer mehr nach einer ganzheitlichen Technologiestrategie aus einer Hand.
Während in der Vergangenheit zwischen der Rationalisierung der Legacy-IT einerseits und der Entwicklung neuer digitaler Technologien andererseits klar unterschieden wurde (Stichwort Bimodale IT), verfolgen die CIOs zunehmend einen ganzheitlichen Ansatz. Auffällig ist dabei, dass neue Technologien – wie etwa wie das Internet der Dinge/ Internet of Things (IoT), künstliche Intelligenz/ Artificial Intelligence (AI) oder virtuelle Welten/ Augmented Reality (AR) – nicht mehr jeweils einzeln betrachtet werden.
Cloud-basierte Plattformen werden zunehmen
Vielmehr suchen die CIOs in 2018 verstärkt nach Cloud-basierten Plattformen, über die sich diese neuen Technologien flexibler und skalierfähiger erschließen und einsetzen lassen. So lassen sich nicht nur die ersten digitalen Leuchttürme schneller errichten, sondern Plattformstrategien helfen auch den permanenten Wandel kosteneffizient und nachhaltig zu unterstützen. Unternehmen wie Siemens mit seiner Mindsphere Platform oder Robert Bosch mit seiner IoT-Platform geben hier den Weg vor.
CIO oder CDO
Entscheidend für den CIO wird allerdings sein, dass er ein starkes Mandat von oben erhält, welches die einzelnen Geschäftsbereiche dazu bringt, ihr eigenes Silodenken zu überwinden, und dass jedes digitale Projekt auf die einmal verabschiedete Plattformstrategie verpflichtet. Gleichzeitig wird der CIO sich auch selber neue Fähigkeiten aneignen müssen. Ein stärker am (End-)Kunden ausgerichtetes Technologieportfolio, höhere Innovationsgeschwindigkeit und agilere Liefermethoden für sämtliche Projekte stehen dabei 2018 im Vordergrund.
In anderen Worten: Entweder schafft es der CIO in 2018 den Chief Digital Officer obsolet zu machen, oder aber er selbst wird in seiner Rolle obsolet. Die Geschwindigkeit des digitalen Wandels lässt den CIOs nur wenig Zeit.
Berater werden teurer
Wie im Vorjahr steht die Suche nach qualifiziertem Personal für den digitalen Wandel auch in 2018 im Vordergrund. Der Bedarf an Fachkräften mit relevanter Expertise in Design Thinking, Customer Journey Mapping, Open Source und agile Entwicklungsmethoden kann auch in 2018 kaum ausreichend gedeckt werden. Preise für externe Berater werden weiter ansteigen, während interne Umschulungsmaßnahmen oftmals nicht den gewünschten Ertrag erbringen werden.
Verträge neu verhandeln
Gleichzeitig wird in 2018 der Druck auf althergebrachte Lieferantenbeziehungen steigen. Klassische Lizenzmodelle für Unternehmenssoftware oder langfristige, auf Mengenabnahme ausgerichtete Vertragsstrukturen erweisen sich zunehmend als hinderlich für den digitalen Wandel.
CIOs werden daher in 2018 verstärkt auf Neuverhandlungen bei Altverträgen drängen, oder aber ernsthaft neue Alternativen – etwa in der Cloud – in Erwägung ziehen.
Datensicherheit – auch aus der Cloud
Ebenfalls ganz oben auf der Agenda stehen weiterhin die Themen Datensicherheit und Datenschutz. Digitale Projekte rund um Industrie 4.0, neue datenunterstützte Geschäftsmodelle und eine erhöhte Kundensensibilität erlauben hier keine Nachlässigkeiten. Neu dabei ist, dass eine steigende Anzahl von CIOs sich aufgrund der besseren Datensicherheit inzwischen für Cloud-basierte Lösungen entscheidet.
Während in der Vergangenheit der angeblich mangelnde Datenschutz in der Cloud als ein entscheidendes Hindernis gesehen wurde, erkennen immer mehr CIOs, dass erfahrene Cloud-Anbieter heute eine bessere und umfassendere Datensicherheit gewähren können, als man selber bei sich im Unternehmen umsetzen kann.
Erwartungen an Artificial Intelligence oft zu hoch
Etwas Federn gelassen hat in 2017 das Thema Künstliche Intelligenz/ Artificial Intelligence (AI). Hier waren bei den ersten Leuchtturmprojekten die Erwartungen oftmals zu hoch angesetzt. Die Komplexität der zugrunde liegenden Technologien, sowie der oftmals nicht realistisch gesetzte Zeitrahmen bei der Umsetzung sind hierfür die wesentlichen Gründe.
Blockchain-Projekte neu überdenken
2018 werden die Unternehmen hier noch einmal den Reset-Knopf drücken müssen, und sich nicht so sehr von den potenziellen Möglichkeiten von AI blenden lassen, sondern sich konkret auf die zu lösenden Aufgabenstellungen konzentrieren müssen. Ähnliches gilt auch für die ersten Erfahrungen beim Thema Blockchain.
Auch hier konnten die ersten Projekte die Erwartungen oftmals nicht erfüllen, was viele Unternehmen dazu zwingt, in 2018 das konkrete Einsatzgebiet von Blockchain nochmals neu und besser zu definieren.
Robotic Process Automation nimmt massiv Fahrt auf
Ein Thema, welches sich in 2018 immer mehr in den Vordergrund spielen wird, ist Robotics oder auch Robotic Process Automation (RPA). Durch die Automatisierung von manuellen Prozessen auf Basis einer Kombination aus Prozessautomatisierung und künstlicher Intelligenz lassen sich vermeintlich nicht nur Kosten sparen, sondern im Idealfall auch operationale Flexibilität gewinnen. Viele Unternehmen sehen hier für sich ein gewaltiges Potenzial.
Allerdings ist Vorsicht geboten, denn die Geschäftsprozesslandschaft ist von oft gewaltiger Komplexität und gegenseitigen Abhängigkeiten geprägt. Erfolge durch RPA müssen hier hart erarbeitet werden. Zudem ist der mit dem Einsatz von Robotics oftmals verbundene Stellenabbau ein heikles und sensibles Thema.
Gleichzeitig spielen Robotics auch zunehmend bei der Kundenbetreuung eine Rolle. Intelligent Agents und Chatbots etwa finden verstärkt Anwendung bei Kundenakquise und -betreuung. Aber auch hier gilt: Nicht alles, was technisch möglich scheint, ist auch wirklich sinnvoll. Besonders in Deutschland reagieren viele Kunden noch vergleichswiese sensibel bis ablehnend auf den verstärkten Einsatz solcher Technologien.
Unternehmen sollten daher in 2018 sich erst über kleinere Projekte einen Eindruck über die wirklich sinnvollen Einsatzmöglichkeiten von Robotics für Kunden machen.
* Pascal Matzke ist Country Leader Germany bei Forrester Research.

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