Auch im neuen Jahr stehen CIOs unter Druck, IT-Kosten zu senken und gleichzeitig Innovationen voranzutreiben. Cloud-Technologien und eine konsequente Kundenorientierung helfen dabei. [...]
Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung 2020 in vielen Bereichen deutlich beschleunigt. Die meisten Unternehmen sehen neue Technologien als wesentliche Werkzeuge zur Bewältigung der Krise. In kürzester Zeit wurden Tausende von Mitarbeitern im Home-Office vernetzt, neue digitale Kanäle für Vertrieb und Support eröffnet und viele Systeme und in die Cloud verlagert. Dabei hat sich gezeigt, dass die meisten Unternehmen in besonderen Situationen viel pragmatischer und innovativer agieren können, als man vorher zu hoffen wagte.
Doch bei aller Freude über das gemeinsam Erreichte steht die auch im Jahr 2021 vor vielen bereits bekannten Herausforderungen. Trotz der Krise, oder gerade deswegen, wachsen die IT-Budgets nicht gerade in den Himmel. Im Gegenteil: viele CIOs stehen unter erheblichem Druck, die IT-Kosten im neuen Jahr weiter zu senken. Gleichzeitig hinken interne Unternehmensprozesse und -strukturen den sich schnell wandelnden Anforderungen hinterher. Interne Silostrukturen und die damit verknüpften Kernsysteme bleiben weiterhin die größten Hindernisse, wenn es darum geht, den permanenten Wandel zu meistern.
Im Juni 2020, also mitten in der Corona-Krise, organisierte Forrester eine Umfrage unter 173 IT-Entscheidern und -Einflussnehmern in Deutschland. Gefragt nach den IT-Prioritäten für die nächsten zwölf Monate, gaben sie an, dass die Themen Innovation, Geschwindigkeit sowie die Entwicklung neuer Fähigkeiten im Vordergrund stehen. Denn die Entscheider wissen: nach der Krise ist vor der nächsten Veränderung. Und so wird die Fähigkeit zum permanenten Wandel und die Anpassung an jeweils neue Gegebenheiten die IT-Strategien der Unternehmen 2021 wesentlich prägen.
Auch wenn viele CIOs im Zuge der Corona-Krise ihre Position stärken konnten, bleibt die Frage, ob dieser Erfolg nachhaltig wirken kann. Ohne das Vertrauen der Unternehmensführung und ein starkes Mandat von oben wird der CIO es nicht schaffen, den permanenten Wandel mitzugestalten. Hierzu benötigt er ein starkes „Outside-In“-Denken, die Fähigkeit, in verschiedenen Szenarien zu planen sowie ein breites Portfolio an Technologien und Lieferantenbeziehungen. Ebenso wichtig ist ein stetiges Überprüfen der erzielten Ergebnisse.
Die wichtigsten IT-Trends 2021
- Verlagerung in die Cloud
- Nutzung von Experience-Technologien für Kunden und Mitarbeiter
- Neuausrichtung von Kernprozessen durch die Brille des Kunden
- Automatisierung von Geschäftsprozessen für bessere Produktivität
- Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen
- Ausweitung von Datensicherheit/Datenschutz
- Plattform-basierte Ko-Innovation und strategische Partnerschaften
- Besserer Skill-Mix der IT
- Nutzung von agilen Methoden und Werkzeugen
- Nutzung von Data Analytics zu Bestimmung zukünftiger Szenarien
Investieren ins Home-Office
Investitionen in den Ausbau und die Verbesserung der Home-Office-Infrastruktur werden auch 2021 im Vordergrund stehen. Dabei geht es neben den klassischen Themen Kollaboration und IT-Sicherheit auch um den verbesserten Zugriff auf Daten in bislang isolierten Kernsystemen für alle Mitarbeiter. Gleichzeitig werden 2021 Projekte zur Automatisierung Fahrt aufnehmen.
Unternehmen schauen dabei nicht nur auf Sparpotentiale bei der Abwicklung von Geschäftsprozessen. Vielmehr sehen Führungskräfte hier auch die Möglichkeit, den Mitarbeitern mehr Zugriff auf Training und Schulung zu ermöglichen, um damit die persönliche Produktivität zu steigern und neue Formen des Arbeitens zu fördern.
Ebenso wie die Mitarbeiter werden 2021 natürlich auch die Kunden im Fokus stehen. Neben Investitionen in die weitere Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen stehen dabei vor allem die Themen Kundenkommunikation und Supply Chain im Vordergrund. Die Corona-Krise hat hier 2020 einige Schwächen in den Unternehmen offengelegt. Kunden verlangen zunehmend eine kohärente Kommunikation entlang der gesamten Customer Journey. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Systeme für Marketing, Vertrieb, Produktion, Logistik, und Kundenservice stößt dabei oft an seine Grenzen.
Gleichzeitig fordern Kunden immer mehr Informationen über die Herkunft und Umweltverträglichkeit von Produkten, was die Systeme für Lieferketten stärker in den Mittelpunkt rückt. Zudem sind viele Lieferketten während der Corona-Krise unter Druck geraten und müssen nun neu geplant und ausgerichtet werden. Methoden wie Design Thinking und Customer Journey Mapping werden für die Neuausrichtung dieser Prozesse wesentliche Werkzeuge sein.
Plattformen tragen den Wandel
Um mit dem notwendigen Wandel Schritt halten zu können und die Veränderungsgeschwindigkeit zu erhöhen, werden Unternehmen 2021 noch öfter auf Plattformlösungen zurückgreifen. Neben Cloud-Plattformen für IT-Infrastruktur und Anwendungsentwicklung spielen hier insbesondere Industrieplattformen, etwa für die industrielle Produktion oder das Lieferketten-Management, eine größere Rolle.
Im Ergebnis werden also immer mehr Unternehmen mit Wettbewerbern aus demselben Marktsegment dieselben Plattformen teilen, um so die Innovation und Effektivität ihrer Kernprozesse zu erhöhen. Kundenindividuelle Entwicklungen spielen immer weniger eine Rolle, während agile Entwicklungs-Communities immer wichtiger werden.
Der Trend zu Plattformen erfordert aber auch einen Wandel in den Beziehungen zu den wesentlichen Technologielieferanten: Vom klassischen Lieferantenmanagement hin zu einem strategischen Partnermanagement. Im Jahr 2021 werden Unternehmen daher ihre Sourcing-Strategien überarbeiten, um der Ko-Innovation mit wichtigen Partnern den Weg zu ebnen. Lieferantenverträge werden häufiger am gelieferten Mehrwert ausgerichtet, etwa im Sinne einer kürzeren Time-to-Market oder des Umsatzwachstums. Gleichzeitig tragen Cloud-basierte Verträge zu mehr Kostentransparenz und einem schnelleren Wandel bei.
*Pascal Matzke ist Vice President & Research Director bei Forrester Research.
Be the first to comment