Diese sechs Innovationen sollten Unternehmen kennen
Sage, Anbieter für Cloud-basierten kaufmännische Software-Lösungen, prognostiziert, dass Chatbots, Schwarmintelligenz (collective intelligence) und Blockchain zu den wichtigen technologischen Trends gehören, die Einfluss auf die Art und Weise haben werden, wie kleine und mittelständische Unternehmen im Jahr 2017 ihr Geschäft betreiben. Klaus-Michael Vogelberg, Chief Technology Officer beim Softwareanbieter Sage, spricht über die Rolle, die Chatbots, Schwarmintelligenz und Blockchain für neu gegründete und expandierende Unternehmen spielen werden. [...]
Fast jedes Unternehmen – ob groß oder klein – basiert heute auf Geschäftsmodellen, die mehr oder minder stark von neuen Technologie-Trends abhängig sind oder durch diese überhaupt erst ermöglicht werden. Heutige Unternehmer sollten darum nach den Potenzialen Ausschau halten, die diese technologischen Entwicklungen für ihr Geschäft bringen können. Hier sind sechs wichtige Trends, die 2017 und darüber hinaus für die Arbeitsweise von Unternehmerinnen und Unternehmern einen entscheidenden Unterschied machen könnten.
Trend 1: Chatbots und autonome Anwenderschnittstellen Autonome Schnittstellen, neudeutsch: Interfaces, wie Chatbots und digitale Agenten werden immer häufiger die Interaktion von Benutzern mit ihren elektronischen Geräten und deren Benutzeroberflächen prägen und auch von Unternehmen für die Steuerung ihres Geschäfts eingesetzt werden. Diese Schnittstellen werden einen tiefgreifenden Wandel bei der Art und Weise herbeiführen, wie Menschen und Computer zukünftig miteinander interagieren werden. Bislang nutzten die Menschen eine Tastatur oder Maus für die Arbeit mit ihrem PC. Mehr und mehr werden sie hingegen beginnen, mit ihren Systemen zu reden oder durch Gesten mit Händen, Kopf oder Augen die Computer zu bedienen. Das Benutzererlebnis wird damit nicht nur deutlich angenehmer, sondern auch komfortabler, denn diese Systeme werden autonom arbeiten und hinzulernen. Dadurch wird die Software zukünftig auch ohne Eingriffe des Anwenders bestimmte Aufgaben erledigen können oder bestimmte Fragen nur einmal stellen und die erhaltenen Informationen auch bei künftigen Aktivitäten anwenden.
Wie so etwas aussehen könnte, hatte Sage bereits im Juni 2016 mit dem ersten Chatbot für die Finanzbuchhaltung namens PeggTM gezeigt: Pegg fungiert als intelligenter Assistent, der Anwendern die Kontrolle und Verwaltung von Ausgaben und Einnahmen durch Messaging-Apps wie den Facebook Messenger oder Slack ermöglicht. Pegg blendet für den Anwender die Komplexität der Finanzbuchhaltung aus und versetzt gerade die jüngere Unternehmer-generation, die sich nicht um lästige Buchhaltungsangelegenheiten kümmern möchte, in die Lage, ihre Finanzen durch Konversation mit dem Chatbot zu managen. Dadurch werden Vorgänge wie die Erfassung von Reisekosten oder Spesenquittungen so einfach, als würde man eine SMS schreiben. Durch die Digitalisierung von Informationen gleich am Punkt der Erfassung im Handy oder Smartphone entfällt die lästige Ablage von Zahlungseingängen oder Ausgaben. Lästige Papierberge und das Eintippen von Daten gehören somit der Ver-gangenheit an.
Trend 2: Künstliche Intelligenz und Schwarmintelligenz Meiner Ansicht nach sind auch die Themen Künstliche Intelligence (artificial intelligence) und Schwarmintelligenz (collective intelligence) Trends, die kleinere Unterneh-men im Auge behalten sollten. Einerseits steigt das von unzähligen Sensoren und Geräten erzeugte Datenvolumen explosionsartig an (siehe Trend 6). Andererseits werden Rechner, Spezialanalysesoftware und intelligente Agenten immer preiswerter und leistungsfähiger. Unternehmen sollten darum Wege finden, aus der enormen Informationsfülle von Big Data die für sie relevanten Erkenntnisse herauszufiltern.
Ich rate Unternehmern darum zur „Teambildung“: Wenn Unternehmer ihre Kräfte vereinen und – unter Beachtung der Datenschutzrichtlinien ihrer Unternehmen und der gesetzlichen Vorschriften – beispielsweise Rechnerleistung und Daten strukturiert und systematisch mit anderen Unternehmen teilen, können sie in dieser Kooperation von einem besseren und größeren Datenpool und höherer Datenintelligenz profitieren. Vergleichbar mit den Mechanismen des Crowdsourcing könnten Unternehmen mit diesem reichhaltigeren Datenpool besser verstehen, wie sich Kunden verhalten, was sie ihnen an-bieten sollten und in welchen Bereichen Investitionen sinnvoll sind.
Trend 3: Blockchain oder wie man im digitalen Zeitalter Vertrauen schafft Kleine und mittelständische Unternehmen sollen auch sorgfältig analysieren, ob und wie sich das Thema Blockchain auf ihr aktuelles Geschäftsmodell auswirken könnte. Insbesondere jene Branchen, die als Vermittler zwischen zwei Parteien agieren (beispielsweise Rechtsanwälte, Auditoren, Notare, Immobilien- oder Finanzmakler), könnten von dieser neuen Technologie betroffen sein. Auch auf die Arbeitsweise von Buchhaltern und Rechnungsprüfern könnte sich Blockchain auswirken, denn diese Technologie würde sie wesentlich entlasten, beispielsweise bei der Kontrolle und dem Buchen von Transaktionen, der Überweisung von Geld oder dem Bezahlen von Rechnungen, die heute noch in den Aufgabenbereich dieser Berufsgruppen fallen.
Warum wäre dies möglich? Blockchain organisiert Transaktionen digitaler Vermögenswerte zwischen zwei Parteien in einer radikal neuen Weise. Anstatt Vermittler oder Zwischenstellen wie Banken, Notare, staatliche Behörden oder Handelsplattformen zu nutzen, um den Aus-tausch bestimmter Vermögenswerte wie digitale Besitztümer, digitale Handelswaren, digitale Verträge oder sogar digitale Währungen wie Bitcoins zu legitimieren, erlaubt die Blockchain-Technologie Einzelpersonen die Übertragung dieser Vermögenswerte untereinander in direkter, sicherer und unabänderlicher Weise. Als technologische Basis dienen ein dezentral verteiltes Bestandsbuch, das im Grunde eine Datenbank von Vermögenswerten ist, die von mehreren Teilnehmern geteilt wird, und Verschlüsselungs-Algorithmen. Alle Teilnehmer einer Blockchain – die so genannten Knoten (englisch: hubs) – haben Zugriff auf das verteilt repräsentierte Bestandsbuch, das ein Inventar aller relevanten digitalen Vermögenswerte enthält. Alle Parteien innerhalb dieses Netzwerks besitzen ihre eigene identische Kopie des Bestandsbuchs. Änderungen daran werden innerhalb von Minuten oder sogar Sekunden in allen Instanzen des Bestandsbuchs nachvollzogen. Auf diese Weise ist das System transparent und schafft Vertrauen unter allen Knoten, ohne dass eine Legitimation durch eine Drittpartei erforderlich ist.
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