Der Chief Digital Officer (CDO) ist immer noch ein Phantom. Alle reden darüber, aber kaum ein Unternehmen hat ihn. Oder vielleicht doch? Eine von der CeBIT unterstützte Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin bringt tiefere Einblicke. [...]
DAX-Unternehmen, die diese Chance nutzen wollen und einen CDO eingesetzt haben, sind die Allianz, BASF, Daimler, E.ON, Merck und SAP. Eine Rolle, die der des CDO vergleichbar ist, gibt es zudem bei Bayer, BMW, der Deutschen Bank, ProSiebenSat1 Media, Thyssenkrupp und Volkswagen.
Betrachtet nach Konzerngrößen zeigt sich ferner, dass vor allem die großen Unternehmen im DAX auf die CDO-Rolle setzen. Sechs der sieben größten Konzerne haben diese Position geschaffen. Von den 15 größten DAX-Konzernen haben immerhin neun die CDO-Funktion in irgendeiner Form besetzt. In der zweiten Hälfte der DAX-Tabelle finden sich nur noch vier Chefdigitalisierer. Mit sinkender Unternehmensgröße nimmt also die Häufigkeit ab.
Der CDO müsse zudem besonders gut verstehen, was der Kunde benötigt, um ihm neue Produkte und Services anbieten zu können, so die Studie. Dabei sei es egal ob dafür ein bestehendes Geschäftsmodell verbessert oder ein ganz neues geschaffen werde. Die zentralen Basisqualifikationen eines CDO sind:
- Strategische Kompetenzen
- Visionäre, kreative Qualitäten
- Technologie-, Prozess- und Projektmanagement-Knowhow
- ein „IT-Grundverständnis“ für CDOs, die eher auf Marketing und Change-Management spezialisiert sind; ein tiefergehendes IT-Verständnis für CDOs, die digitale Produkte und Services anstreben und Trends identifizieren sollen
- IT-Architekturverständnis, um den Aufwand technischer Implementierungen abschätzen und gegebenenfalls einfachere Lösungen identifizieren zu können.
- Soft Skills wie Empathie, Wissensneugier, Eigenmotivation und Konsequenz in der Durchsetzung von Themen
- Belastungsfähigkeit, Begeisterungsfähigkeit, Überzeugungskraft und Kommunikationsstärke
Abgrenzung von CIO-Aufgaben ist mitunter kompliziert
Einfach ist diese Aufgabe nicht, wie die Analyse aufzeigt. Viele Chief Digital Officers leiden unter unscharf abgegrenzten Aufgabenbereichen, Budgetrestriktionen sowie unter Vorständen, die trotz gegenteiliger Lippenbekenntnisse in Wirklichkeit keine grundlegenden Veränderungen anstreben. Erfolgreich wird der CDO demnach nur dann sein, wenn er den vollen Rückhalt des CEO hat, um seine Pläne umzusetzen und die Unternehmenskultur nachhaltig zu verändern. Im Vorstand muss er dafür nicht unbedingt sitzen, so die Wissenschaftler, er braucht aber ausreichende Kompetenzen und Entscheidungsbefugnisse.
Verschwindend klein ist derzeit noch die Zahl der MDAX-Unternehmen, die einen CDO berufen haben. Bei lediglich vier Prozent ist das der Fall. Mit anderen Worten: Nur zwei Unternehmen aus dem MDAX, nämlich Airbus und Schaeffler, haben einen Digitalchef.
Ist der CDO nun ein Übergangsphänomen oder wird diese Rolle dauerhaft bleiben? Laut der Studie, die unter anderem auf Experteninterviews mit CDOs und Personalberatern beruht, glaubt gut die Hälfte der Befragten, dass es sich eher um eine temporäre Funktion handelt. Andererseits gilt die Digitalisierung aber als langfristige „Querschnittsfunktion“ und der CDO als „Wegbereiter“. Kawohl entgegnet denn auch den Zweiflern: „Unternehmen werden noch auf Jahre, eher Jahrzehnte damit beschäftigt sein, die digitale Transformation zu meistern. Neben der Digitalisierung von Prozessen und dem Aufbau von neuen Geschäftsmodellen ist gerade auch die interne Transformation von Organisation und Kultur eine Herkulesaufgabe, die noch lange andauern wird.“
Die Wissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW)in Berlin haben sich für ihre Untersuchung die Unterstützung der CeBIT gesichert. Die weltgrößte IT-Messe wird 2018 erstmals im Juni stattfinden und neben den IT-Verantwortlichen auch alle anderen Entscheider rund um die Digitalisierung ansprechen. Jutta Jakobi, Global Director Digital Business & ICT bei der CeBIT, freut sich daher, mit der Studie endlich mehr Klarheit rund um die Position des Chief Digital Officer (CDO) bekommen zu haben: „Die neue CeBIT im Juni 2018 soll ja nicht nur für IT-, sondern auch für Digitalentscheider die zentrale Plattform sein, um sich auszutauschen und mit frischen Ideen, neuen Ansätzen und innovativen Konzepten die Transformation des eigenen Unternehmens voranzubringen“.
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