Digital-Health-Startups in der EU: So wird die Zukunft der Medizin gestaltet

Die medizinische Versorgung in Europa durchläuft seit einigen Jahren eine tiefgreifende Transformation. Digital Health-Startups spielen eine wichtige Rolle dabei. Einige dieser Unternehmen haben das Potenzial, die Art und Weise, wie wir medizinische Dienstleistungen in Anspruch nehmen, grundlegend zu verändern. [...]

Digital-Health-Startups tragen dazu bei, dass die Gesundheitsversorgung in Europa effizienter, zugänglicher und patientenzentrierter wird. (c) envatoelements/DC_Studio

Traditionell war die Gesundheitsversorgung in Europa durch den direkten Kontakt zwischen Patienten und Ärzten geprägt. Mit dem Aufkommen der digitalen Technologie hat sich das jedoch geändert. Heute ermöglichen digitale Plattformen, dass Patienten über Telemedizin-Dienste Ärzte konsultieren, E-Rezepte direkt an Apotheken gehen und elektronische Patientenakten eine nahtlose und effizientere Pflege gewährleisten.

Innovative Unternehmen

Im Bereich Digital Health gibt es in allen EU-Ländern Unternehmen, die durch originelle Ansätze und kreative Lösungen den Gesundheitssektor revolutionieren.

Ein Beispiel dafür ist das Berliner Unternehmen Ada Health, das eine KI-gestützte Symptom-Checker-App entwickelt hat, die Patienten hilft, ihre Symptome zu analysieren und mögliche Diagnosen zu erhalten.

Ein weiteres Beispiel ist das schwedische Digital-Health-Unternehmen Lifesum, das personalisierte Gesundheits- und Ernährungsberatung anbietet. Die App hilft den Nutzern, gesündere Lebensgewohnheiten zu entwickeln, indem sie Ernährung, Bewegung und allgemeines Wohlbefinden überwacht.

Andere Anbieter, beispielsweise das Münchener Unternehmen Kaia Health, spezialisieren sich auf chronische Erkrankungen wie Rückenschmerzen oder COPD.

Arzt- und Apothekenservices wie ZAVA und DoktorABC sind in ihrem Angebot viel breiter aufgestellt: Sie bieten Plattformen für medizinische Konsultationen, die Bestellung von Medikamenten und die Ausstellung von Rezepten – alles online und ohne den Gang in eine Praxis oder Apotheke.

Telemedizin: In Zukunft Standard im Gesundheitswesen?

Eines der sichtbarsten Ergebnisse des digitalen Wandels im Gesundheitssektor ist der Aufschwung von Telemedizin-Diensten. Die Telemedizin erlaubt es Ärzten und Patienten, über das Internet zu kommunizieren, wodurch geografische Barrieren überwunden und Ressourcen effizienter genutzt werden. Die elektronische Patientenakten spielen ebenfalls eine Rolle dabei.

Dieser Ansatz ist besonders in ländlichen Gebieten von großem Wert. In Zukunft könnte die Konsultation eines Arztes über Online-Dienste sogar zum Normalfall werden, weil sie Zeit und Ressourcen spart.

Technik und Infrastruktur

Moderne Technologien wie das Internet der Dinge (IoT) ermöglichen es, dass medizinische Geräte in Echtzeit Daten an Ärzte oder Pflegekräfte übermitteln. Gleichzeitig erlaubt die fortschreitende Entwicklung von KI-Systemen die Analyse großer Datenmengen, was die Diagnose von Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen erleichtert. Startups spielen eine wesentliche Rolle bei der Entwicklung und bei der konkreten Umsetzung solcher Technologien in nutzbare Produkte.

Damit Digital-Health-Startups ihre innovativen Lösungen erfolgreich umsetzen können, bedarf es einer soliden technischen Infrastruktur. Eine flächendeckende Breitbandversorgung und der Ausbau von 5G-Netzwerken sind Voraussetzungen dafür, dass telemedizinische Dienste und andere digitale Gesundheitslösungen neue Technologien flächendeckend nutzen können.

Universitäten und Inkubatoren als Nährboden für Innovation

Die Forschung an Universitäten und Fachhochschulen spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung innovativer Lösungen für medizinische Startups.

Hier ist zum Beispiel die Technische Universität München (TUM) zu nennen, wo sich mehrere Forschungszentren auf Digital Health konzentrieren.

Einen exzellenten Ruf hat auch die ETH Zürich. Sie ist bekannt für ihre herausragende Arbeit in den Bereichen medizinische Sensorik, digitale Patientenüberwachung und Big-Data-Analyse im Gesundheitswesen.

Die Universität Maastrichtist besonders im Bereich der telemedizinischen Forschung und der digitalen Patientenüberwachung stark. Sie hat sich darauf spezialisiert, Lösungen zu entwickeln, die den Zugang zur Gesundheitsversorgung in ländlichen und unterversorgten Gebieten erleichtern.

Das war nur ein kleiner Ausschnitt aus der vielfältigen Landschaft europäischer Universitäten, die sich mit Innovationen im Gesundheitssektor beschäftigen. An allen diesen Hochschulen existieren Förderprogramme und Inkubatoren für Startups, damit laufend neue Unternehmen gegründet werden.

Finanzierung und staatliche Unterstützung für Digital-Health-Startups

Programme wie Horizon Europe, das zentrale Forschungs- und Innovationsprogramm der EU, bieten Startups finanzielle Unterstützung und den Zugang zu Netzwerken von Wissenschaftlern, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen.

Daneben existieren nationale Förderprogramme, die speziell auf die Bedürfnisse von Startups im medizinischen Sektor zugeschnitten sind. Auch der Europäische Innovationsrat (EIC) spielt eine Rolle bei der Förderung von technischen Innovationen.

Zusätzlich profitieren viele Startups von Investitionen privater Risikokapitalgeber. Venture-Capital-Fonds, die sich auf den Gesundheitssektor spezialisieren, haben in den letzten Jahren verstärkt in Digital-Health-Startups investiert.

Das liegt vor allem daran, dass der Gesundheitssektor in Europa ein enormes Wachstumspotenzial bietet und gleichzeitig ein stark regulierter Markt ist, was langfristige Investitionen attraktiv macht.

Gesellschaftliche Auswirkungen

Digital-Health-Startups tragen dazu bei, dass die Gesundheitsversorgung in Europa effizienter, zugänglicher und patientenzentrierter wird. Besonders in Regionen mit begrenztem Zugang zu Ärzten und Krankenhäusern bieten Startups Lösungen, die in Notfällen Leben retten.

Diese Umstellung bringt natürlich auch einen gewissen Aufwand mit sich: Abläufe ändern sich. Ärzte und Pflegekräfte brauchen Schulungen für den Umgang mit neuen Technologien. Gleichzeitig muss man sicherstellen, dass die Qualität der medizinischen Versorgung nicht unter der Umstellung leidet.

Neue Technologien werfen außerdem einige ethische Fragen auf, besonders wenn es um den Einsatz von KI in der Diagnose und Behandlung geht. Das soll jedoch nicht davon ablenken, dass sie in Summe viele Verbesserungen bringen.

Fazit: Digital-Health-Startups sind schon heute ein wichtiger Teil der Gesundheitsversorgung

Angesichts der alternden Bevölkerung in Europa und der zunehmenden Nachfrage nach personalisierter Gesundheitsversorgung wird der Bedarf an digitalen Lösungen weiterwachsen.

Die EU hat das erkannt und setzt verstärkt auf die Förderung von Innovationen im Gesundheitssektor. Startups werden unter diesen Rahmenbedingungen auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen, weil sie besonders flexibel auf neue Herausforderungen reagieren können.

* Simon Müller ist Betreiber mehrerer unterschiedlicher Webseiten und arbeitet im Marketing.


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