Nur weil Digital Natives digital aufwachsen, sind sie nicht unbedingt versierter im Umgang mit Technik als ihre Lehrer, so Shiang-Kwei Wang, Expertin für Lehrtechnologien am New York Institute of Technology. [...]
Denn es hat sich gezeigt, dass Schüler der Mittelstufe zwar gern mit ihren Elektronikgeräten spielen und andere Unterhaltungsangebote nutzen. „Aber sie brauchen Anleitung, damit sie lernen, diese Technologien zur Lösung anspruchsvoller Denkaufgaben zu nutzen“, so Wang.
Im Rahmen der Studie hat Wangs Team über 1.000 Schüler an 18 Schulen beobachtet, für die es als Digitale Natives völlig normal ist, Hightech-Geräte zu nutzen und zu besitzen. Doch wenngleich die Jugendlichen privat viel Erfahrung mit Spielen und Entertainment haben, erwiesen sie sich in der Schule nicht wirklich als technikversiert. Beispielsweise sind den meisten Web-2.0-Tools, die das Zusammenstellen und Teilen von Information erleichtern, nicht vertraut. Für 24 ebenfalls untersuchte Lehrer der Naturwissenschaften ist es dagegen normal, Technologie auch zur Problemlösung und als Lernhilfe zu nutzen.
Wang zufolge hat diese Diskrepanz nichts mit dem Alter der Lehrkräfte oder der genutzten Technik zu tun. Das Problem sei vielmehr, dass Schüler kaum Gelegenheit haben, sich außer aus eigenem Interesse – also beispielsweise zur Unterhaltung – mit moderner Technologie zu befassen. Es sei daher entscheidend, wie neue Technologien in den Lehrbetrieb eingebunden werden. Denn meist dienen sie Schülern nur zum Sammeln von Information und Schreiben von Hausaufgaben. Nur selten sorgen Lehrer für die Chance, Technik wirklich zur Problemlösung oder kreativ zu nutzen.
„Die Ergebnisse legen nahe, dass das Konzept der Digital Natives irreführend sein mag“, so die Forscherin in der Zeitschrift Educational Technology Research & Development. Damit Jugendliche einen versierteren Umgang mit modernen Technologien lernen, müssen ihrer Ansicht nach Lehrer geeignet ausgebildet werden. Insbesondere sollte es darum gehen, wie Technologien besser in den Unterricht eingebunden werden können. „Wenn Lehrkräfte die Schüler mit einer neuen Technologie als Lernhilfe vertraut gemacht haben, lernen sie auch schnell, diese zu nutzen“, betont Wang abschließend. (pte)
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