Digital Signage: Auf den Content kommt es an

Display-Spezialist Markus König, Head of IT bei HB Austria, im Gespräch mit der COMPUTERWELT. [...]

Was waren die Gründe für den Zusammenschluss mit HB Austria?
Markus König: HB Austria wollte mit dem IT-Bereich ein weiteres Standbein schaffen. Wir als Monitores and more haben gesehen, dass der Handel immer schwieriger wird, immer mehr dienstleistungsorientiert. Die großen Mitbewerber à la Amazon perfektionieren ihre Systeme in Punkto Kosten und Geschwindigkeit. Auch die großen Handelsketten leiden darunter. Auch der Trend, dass große Reseller direkt beim Hersteller einkaufen, machen das Leben als Distributor zunehmend schwieriger.
Wir mussten daher rechtzeitig handeln und haben uns in eine größere Gruppe hineingeschlossen, um mehr Benefits bieten zu können und noch enger mit dem Handel zusammenarbeiten zu können. Ein wichtiges Asset ist die enge Bindung von HB zu Herstellern wie Samsung.

Was hat sich seit dem Zusammenschluss geändert?

Wir haben das Portfolio ausgebaut, etwa im Bereich Professional Displays von Samsung. Ein extrem boomender Markt ist das Thema Digital Signage. Das ist auch bei uns mit Abstand das am stärksten wachsende Segment, während wir bei Computer-Monitoren einen deutlichen Rückgang verspüren. Wir haben etwa die neue Wirtschaftsuniversität im Prater als quasi Sublieferant mit über 100 Samsung-Displays ausgestattet.  
Wir fungieren auf der einen Seite als Finanzierer, Beschaffer und Lagerist, auf der anderen Seite beraten wir den Kunden auf Basis der vielen Projekte, die zu uns kommen. Damit verfügen wir über einen großen Erfahrungsschatz. Das wird vom Handel sehr gut angenommen.  
Die Abläufe sind bei HB Austria ein wenig anders, aber die Geschäftsfelder und die Kundenstruktur sind ähnlich. Mit der HB sind neue IT-Kanäle hinzugekommen: Systemhausbereich und IT-Fachhandel. Wir betreiben auch einen Corporate Account und B2B-Bertreuung. Wir üben gewisse Beraterfunktionen aus, aber alles im Rahmen unserer klaren Strategie. Wir verkaufen ausschließlich an den qualifizierten Fachhandel.

Was hat sich bei der Partnerlandschaft verändert?

HB Austria ist um ein Vielfaches größer als es Monitors and more jemals war. Durch die engen Beziehungen, die HB unterhält, gehen für uns viele neue Türen auf. HB austria hat auch einen hohen Bekanntheitsgrad, der uns zu Gute kommt. Die Zahl der Reseller, die auf regelmäßiger Basis einkaufen, hat sich deutlich vergrößert.

Welche neuen Monitortrends gibt es?
Die Diagonalen bzw. die Auslösung steigen weiter. Die 2.560×1.440-Auflösung und größer kommen immer mehr in Mode. Ein weiterer Trend ist die Beinahe-Ablöse der dualen Bildschirm-Lösung. Von AOC und Philips sind Business-Geräte im Format 21:9 herausgekommen, die unter anderem auch eine Bild-in-Bild-Funktion haben. Damit kann man am Bildschirm zwei Quellen gleichzeitig darstellen. So lassen sich zum Beispiel zwei19-Zoll-Standard-Bilder auf einem einzigen Display darstellen – ganz ohne die störenden Ränder dazwischen. Oder man definiert ein kleines Bild mit etwa Überwachungsfunktion. Mittels Swap-Funktion kann man hin- und herschalten. Weiterer Trend: Durch das Unified Communications-Thema kommen neue Modelle mit eingebauter Webcam und Mikrofon. Das gab es in den letzten Jahren schon sehr oft. Nur fehlte immer die große Anwendung dahinter. Mit UC hat sich das geändert. Videoconferencing ist etwa bei Microsoft ein Standardprodukt. Dadurch entsteht eine deutlich steigende Nachfrage. Das sind Innovationen in einem rückläufige Markt, die Sinn macht.

Beamer-Trends?
Bei Projektoren geht es schwerpunktmäßig ebenfalls in höhere Auflösungen. Hintergrund: Man will viel Information darstellen, und die gestochen scharf. Die Lichtleistungen steigen ebenfalls. Ein neuer Standard, der gerade beginnt, Einzug zu halten: HD-base-T, eine neue Schnittstelle für die Datenübertragung von HDMI-Signalen über das Netzwerk.  

Warum hat sich das Thema Digital Signage noch nicht breitflächig durchgesetzt?
Es wird von den Marketing-Abteilungen unterschätzt, was es einerseits an Möglichkeiten gibt, andererseits welche Anforderungen gegeben sind, um eine gute Qualität darzustellen. Wir erleben es leider immer wieder bei Projekten, in denen technologisch die neuesten Produkte installiert werden. Hardware auf dem neuesten Stand, der Content aber spielt leider nicht das, was für Möglichkeiten gegeben wären.
Das Grundthema bei Digital Signage ist erst einmal die Grundstruktur. Gibt es einen zentralen Content? Will ich verschiedene Quellen von unterschiedlichen Anwendern nutzen? Beispiel: Regionale Angebote und Content vom zentralen Marketing auf einem einzigen Display kombinieren. Das ist eine typische Anwendungen, die von entsprechenden Softwarepaketen unterstützt werden.
Ich glaube, dass in der Regel weder Marketing- noch IT-Abteilung in dem Thema Digital Signage versiert sind. Wir bieten in Projekten, wo wir dabei sind, gerne Analysen an, um auch die richtigen Lösungspartner ins Boot zu holen. Ein heimisches Paradeunternehmen ist der steirische Spezialist Pichler MediengmbH, der tolle Software-Tools auf den Markt gebracht hat und kundenspezifische Lösungen bis ins Detail anbieten kann, was selten vorkommt. Samsung hat frühzeitig erkannt, dass das Thema Software essenziell ist. Samsung hat eine große Produktpalette von eigenen Software-Produkten.

Worin bestehen die Herausforderungen bei Digital Signage?
Beim Thema Vidiwall ist man sehr schnell beim Thema Grafikkarten-Rechenleistung, weil die Daten, die hier dargestellt werden sollen, sofort exponentiell steigen. Wir hatten ein Projekt auf einer Wiener Einkaufsstraße, wo eine Workstation mit vier Highend-Grafikkarten steht. Jedes der vier Display wird separat mit einer Full-HD-Auflösung angesteuert. Mit dem entsprechenden Content. Ein tolles Referenzprojekt, das zeigt, wie es gemacht gehört. Leider sehen wir andere Projekte, wo auf diese Dinge zu wenig Wert gelegt wird. Eine 2×2- oder 3×3-Vidiwall mit Full-HD-Signal anzusteuern, ist zu wenig.

Welche weiteren Pläne gibt es?
Wir wollen bei uns noch mehr Know-how in den genannten Themen aufbauen und damit besser den Kunden unterstützen zu können. Wir beginnen, bei uns eigene Testumgebungen aufzubauen, um im Detail noch kompetenter den Händler supporten zu können. Da sehen wir dringenden Bedarf.


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