Digitale Aufholjagd beim stationären Einzelhandel

Die Vernachlässigung der eigenen Daten kann für den stationären Handel gravierende Konsequenzen haben. Damit er mit dem Online-Handel mithalten kann, muss er seine Kunden mindestens genauso gut kennen. [...]

Ein einfacher Grund für den anhaltenden Erfolg des Online-Handels ist die große Informationsmenge über die Kunden, die den Händlern zur Verfügung steht. (c) Fotolia/fotogestoeber
Ein einfacher Grund für den anhaltenden Erfolg des Online-Handels ist die große Informationsmenge über die Kunden, die den Händlern zur Verfügung steht. (c) Fotolia/fotogestoeber

Es gibt einen Konkurrenten, der dem Einzelhandel in den Einkaufsstraßen das Leben schwer macht. Die Rede ist natürlich vom Online-Handel. Ein einfacher Grund für den anhaltenden Erfolg des Online-Handels ist die große Informationsmenge über die Kunden, die den Händlern zur Verfügung steht. Dazu zählen vor allem Einzelheiten über das Kaufverhalten, zum Beispiel welche Artikel angeschaut, welche in den Warenkorb gelegt und welche wieder daraus entfernt wurden und wie der Kunde überhaupt auf der Webseite gelandet ist.

Die Vernachlässigung der eigenen Daten kann für den stationären Handel gravierende Konsequenzen haben. Damit er mit dem Online-Handel mithalten kann, muss er seine Kunden mindestens genauso gut kennen. Dabei unterstützt die Analyse der gewonnenen Daten die Händler dabei, das Einkaufsverhalten ihrer Kunden zu verstehen. Axis Communications beschreibt die fünf Trends, die den Einzelhandel im kommenden Jahr bestimmen und welche Rolle IP-basierte Lösungen spielen werden.

1. Kundenkommunikation und Kundenloyalität

Mithilfe von Analyse-Software und Netzwerk-Kameras können Händler den Weg eines Kunden innerhalb eines stationären Ladens sichtbar machen. Der direkte Vergleich mit den Analysemethoden im Online-Bereich zeigt, welche Optimierungen im stationären Laden selbst sinnvoll sind. Video-Displays und sogar Audio-Ankündigungen im Laden können Kunden dazu bewegen, ihre Aufmerksamkeit auf bestimmte Objekte zu lenken, im selben Maße wie es bei Online-Shops Popup-Banner und zugeschnittene Online-Ads machen.

Ein Beispiel für den Einsatz von Analyse-Software via Netzwerk-Kameras: Im stationären Einzelhandel ist einer der Hauptgründe für Kaufabbrüche zu lange Warteschlangen. Mithilfe einer Monitoring-Software können stationäre Einzelhändler auf wachsende Warteschlangen und daraus resultierende Wartezeiten reagieren und situationsgerecht weitere Kassen öffnen. Dies wiederum führt zu mehr abgeschlossenen Verkäufen.

2. Stationärer Laden wird zur digitalen Spielwiese

Entertainment lautet das Stichwort im Einzelhandel: Shopping ist heutzutage mehr als ein reiner Kaufprozess, die Kunden wollen unterhalten und kompetent beraten werden – und für die Einzelhändler stellt sich immer häufiger die Frage: Welche Investitionen sind sinnvoll? Was beeinflusst tatsächlich den Umsatz und ist nicht nur eine nette Spielerei?

Hier tritt wieder die Technik auf den Plan: Mit Netzwerk-Kameras können Händler über die gesamte Ladenfläche messen, welche Maßnahmen bei den Kunden ankommen und welche nicht. Sollte eine Maßnahme nicht zufriedenstellend funktionieren, kann der Händler schnell Parameter anpassen, experimentieren und das Vergleichsergebnis visuell und als Trend anzeigen.

3. Click und Collect

Viele Händler zögern noch immer, einen Lieferservice anzubieten, weil besonders die sogenannte „letzte Meile“ bis zur Haustür des Kunden sehr kostenintensiv ist. Hinzu kommen die hohen Retourensendungen im Online-Handel.

Bei Click und Collect kommt der Kunde selbst in das Geschäft, um seine Bestellung abzuholen. Dadurch geht die persönliche Bindung nicht verloren und die Vorteile des stationären Geschäfts wie die Beratung und Upselling-Möglichkeiten bleiben bestehen.

Bei der Kommissionierung hilft ein einfacher Barcode: Jeder Scanvorgang eines online bestellten Artikels setzt einen Trigger im Videosystem, genauso bei der Hinterlegung der Ware sowie bei der Abholung. Der Prozess wird so komplett dokumentiert. Bei Reklamationen aufgrund von fehlenden oder fehlerhaften Produkten kann auf diese Weise sofort nachvollzogen werden, ob dies stimmt und wo der Fehler passiert ist.

4. Die Beziehung zwischen IT-Sicherheit und Glaubwürdigkeit

Cybersecurity-Gefahren und die Notwendigkeit von flexiblen und skalierbaren Systemen bewirken ein Umdenken hin zu zentralen Entscheidungen für eine standardisierte IT- und Video-Infrastruktur. Die neuen EU-Datenschutzrichtlinien wirken in dieselbe Richtung.

Wie im Einzelhandel selbst, rückt daher die Glaubwürdigkeit der Hersteller-Marke und der Service am Kunden zunehmend in den Mittelpunkt der Kaufentscheidung. Die Zeiten von „Hauptsache billig“ sind vorbei. Bei alldem ist es wichtig, dass durchgängige End-to-End-Lösungen aufgebaut werden und keine Insellösungen.

5. Shoppen & Sicherheit

Laut der EHI-Studie Inventurdifferenzen 2017 beträgt der Anteil der Verluste durch Diebstähle jährlich rund 3,4 Milliarden Euro. Dabei werden Diebstähle immer häufiger in organisierter Form durchgeführt: Nach EHI-Schätzungen entfällt wertmäßig rund ein Viertel aller Ladendiebstähle auf Bandendiebstähle und organisierte Kriminalität.

Organisierte Kriminelle fahren mit einem Wagen zu verschiedenen Filialen in einem bestimmten Umkreis und stehlen ausgewählte Waren. Der Einsatz ist effizient und daher sehr schwierig aufzuklären. Laut EHI war die Einschätzung zur weiteren Zunahme des organisierten Ladendiebstahls.

Die Zahlen bestätigen, dass die Gefahr zunimmt: Die finanziellen Schäden von organisierter Kriminalität liegen bei mehreren Tausend Euro pro Diebstahl, gegenüber durchschnittlich 83 Euro bei einem typischen Ladendiebstahl. Um erfolgreich gegen diese Art von organisiertem Verbrechen vorzugehen, müssen Polizei und Einzelhändler eine gemeinsame Strategie entwickeln. Herzstück der Strategie zur Verbrechensvermeidung wird Netzwerk-Technologie wie IP-Kameras mit intelligenten Analysefunktionen sein.


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