Digitale Transformationsprojekte scheitern meist an kulturellen Fragen oder schlechter Beratung

35 Prozent der befragten Unternehmen nennen in einer aktuellen Studie mangelhafte Beratung durch den Anbieter als den entscheidenden Grund, warum ein digitales Transformationsprojekt fehlschlägt. [...]

Der IFS-Studie zufolge werden IT-Entscheider von der Geschäftsleitung oftmals unter Druck gesetzt, namhafte Technologie-Anbieter auszuwählen – auch wenn diese für die tatsächlichen Bedürfnisse des Unternehmens nicht geeignet sind. (c) NicoElNino - stock.adobe.com

Laut einer aktuellen Studie des Business-Software-Anbieters IFS sucht ein Viertel (26 Prozent) der deutschen Unternehmen bei der Wahl eines Technologie-Anbieters für ihre digitale Transformation nach Partnern, deren ethische Grundsätze mit ihren eigenen übereinstimmen. Diese kulturellen Werte sind damit bei der Auswahl des Anbieters genauso wichtig wie die technologische Innovation des Produkts (26 Prozent).

Weitere für deutsche Unternehmen wichtige Kriterien bei der Auswahl ihres Technologie-Partners sind spezielle Branchenkenntnisse (26 Prozent) und das Angebot zukunftsfähiger Lösungen (29 Prozent). Zudem zeigt die Studie, dass Entscheider die Qualität der Beratungsleistung als einen maßgeblichen Faktor ansehen, ob die Digitalisierung im Unternehmen gelingen kann: 35 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass schlechte Beratung durch den Anbieter der entscheidende Grund für das Scheitern ihres digitalen Transformationsprojekts war.

Auswahl oft nach Bekanntheit des Anbieters – nicht anhand der passenden Lösung

Die Studie enthüllt zudem, dass Entscheider von der Geschäftsleitung oftmals unter Druck gesetzt werden, namhafte Technologie-Anbieter auszuwählen – auch wenn diese für die tatsächlichen Bedürfnisse des Unternehmens nicht geeignet sind. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Befragten wurde von der Geschäftsführung schon einmal zu einer entsprechenden Auswahl angehalten. In deutschen Unternehmen mit einem Umsatz von 750 bis 850 Millionen US-Dollar war dies sogar bei 43 Prozent der Befragten der Fall.

Ein Grund für das zögerliche Verhalten des Managements liegt möglicherweise in vergangenen, gescheiterten Projekten: 23 Prozent der Befragten gaben an, dass sich ihre Geschäftsführung aufgrund von vorangegangenen Budgetüberschreitungen nun weniger aufgeschlossen gegenüber digitalen Transformationsprojekten verhält. Und in 25 Prozent der Unternehmen waren es verpasste Zeitvorgaben bei vergangenen Projekten, die nun zur Risikoaversion führen.

Nur klare Zielsetzung und passende Technologie führen zum Erfolg

Allerdings, so zeigt die Studie, hängt der Erfolg eines digitalen Transformationsprojekts in erster Linie von drei Faktoren ab: Dem Finden einer passenden technologischen Lösung (35 Prozent), dem Erhalt von Zustimmung und Unterstützung aus verschiedenen Unternehmensbereichen (40 Prozent) sowie einer klaren Zielsetzung (43 Prozent). Die drei wichtigsten Vertrauensfaktoren für Anbieter sind laut der Befragten in Deutschland die pünktliche Lieferung (33 Prozent), die Unterstützung vor, während und nach dem Projektabschluss (36 Prozent) sowie die Einhaltung eines branchenspezifischen Verhaltenskodexes (32 Prozent). Zudem ist es für 30 Prozent der Befragten von zentraler Bedeutung, eine schnelle Wertschöpfung aus ihren Investitionen zu erhalten.

„Dass auch weniger greifbare Eigenschaften wie die ethischen Grundsätze zu den drei wichtigsten Eigenschaften eines Anbieters zählen, ist untrennbar damit verbunden, dass Unternehmen schlechte Beratung als zentralen Grund für das Fehlschlagen ihrer Projekten einstufen“, sagt Michael Ouissi, Chief Customer Officer bei IFS. „Unternehmen sollten von Technologie-Anbietern erwarten, dass sie sich an solide Verkaufs- und Marketingpraktiken halten, die sich am tatsächlichen Kundennutzen orientieren.“

Die vollständige Studie mit den globalen Ergebnissen „Digital Transformation Investment in 2020 and Beyond: The Technology Equation“ steht hier zum Download zur Verfügung.


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