Digitaler Assistent für analoge Beziehungspflege

Den privaten Datenschatz der gesammelten Kontaktinformationen im Smartphone zu heben, um geschäftlich erfolgreicher zu sein, ist das Ziel der von Gerald Bauernfeinds iOS-App GOAAM. [...]

V.l.: GOAAM-Gründer und -Geschäftsführer Gerald Bauernfeind mit TIM-Berater Daniel Födinger und Clemens Holzmann, Professor für Mobile Computing am FH Campus Hagenberg.
V.l.: GOAAM-Gründer und -Geschäftsführer Gerald Bauernfeind mit TIM-Berater Daniel Födinger und Clemens Holzmann, Professor für Mobile Computing am FH Campus Hagenberg. (c) Laresser/TIM

„Es ist ausgeschlossen, dass die Nutzer keinen Wow-Effekt erleben“, verspricht GOAAM– Erfinder und -Geschäftsführer Gerald Bauernfeind. „Alle werden überrascht sein, welche privaten und beruflichen Verknüpfungen die App zwischen ihren Kontakten plötzlich sichtbar macht.“ Allerdings müsse man für diese Soziometrie-Analyse – also die grafische Darstellung der Beziehungen zwischen den Namen im persönlichen Adressbuch – in analoge Vorleistung gehen. „Die Pflege der persönlichen Kontakt- und Beziehungsinformationen in der App ist die Basis dafür. Je höher deren Qualität, desto höher ist die Qualität der Visualisierung„, sagt Bauernfeind. Obwohl sich Vergleiche mit großen sozialen Netzwerken für Geschäftskontakte aufdrängen, funktioniert GOAAM auf persönlich verifizierten Beziehungen.

Seit März 2018 im App-Store

Die App ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Es gibt keinen Austausch von Daten, keine Kontaktanfragen und keine öffentlich einsehbaren Profile. „Die grundsätzliche Idee hinter der GOAAM-App ist zutiefst analog, das Kapital eines Vertrieblers ist sein persönliches Beziehungsnetzwerk. Niemals würde jemand diese Daten online preisgeben und mit anderen teilen“, konkretisiert Bauernfeind. „Es geht ausschließlich um persönliche, sogenannte ‚face-to-face‘-Kontakte. Die App ist ein hervorragendes digitales Hilfsmittel, um dies effizient für Geschäftsziele zu nutzen.“ Genau diese Verbindung zwischen digitaler und analoger Welt hat auch sofort das Interesse von TIM-Berater Daniel Födinger geweckt. Derartige Projekte zu unterstützen, sei die Kernaufgabe von TIM (Technologie- und Innovations-Management; vom Land OÖ und WKOÖ finanziert). „Die persönlichen Daten im Smartphone dazu zu nutzen, persönliche Kontakte zu vertiefen und neue zu knüpfen, um beruflich erfolgreicher zu sein, ist eine vielversprechende Geschäftsidee.“ Wie das konkret funktioniert, erklärt die Abkürzung GOAAM.

GOAAM ist App und Methode zugleich

Goal, Organize, Analyse, Act und Maintain – also die Zieldefinition, die Organisation und Analyse der Beziehungsnetzwerke, die darauf basierende Aktion und die Pflege des Netzwerks – verbirgt sich hinter der namensgebenden Abkürzung GOAAM. Um die App nutzen zu können, wird das Adressbuch in diese importiert. Dann werden die einzelnen Kontakte in Levels kategorisiert – von den besten persönlichen Freunden über langjährige Geschäftskontakte bis zu Personen, die über Internet-Plattformen Kontaktanfragen geschickt haben. Zusatzinformationen wie Hobbys, berufliche Laufbahn, kulinarische Vorlieben, Fremdsprachen, persönliche Begegnungen, gemeinsame Geschäftserfolge oder Kontakte zu potenziellen Kunden vervollständigen die Profile. Definiert man dann ein Vertriebsziel, visualisiert die GOAAM-App verschiedene Strategien, dieses zu erreichen. „Dadurch sehe ich, wer von meinen Bekannten schon gute Kontakte hat, wer mir helfen kann, noch bessere zu knüpfen, welche Veranstaltungen ich besuchen sollte, wer Multiplikator ist oder mich möglicherweise blockiert“, konkretisiert Bauernfeind. Diese Beziehungspflege, eine Kernkompetenzen von Vertriebsmitarbeitern alter Schule, ist Kern der GOAAM-Methode. Diese kann man in der GOAAM-Academy erlernen oder als zertifizierter Trainer unterrichten.

Vertrauensvolle Beziehungen aufbauen und pflegen

GOAAM-Erfinder und Unternehmensgründer Gerald Bauernfeind ist einer dieser Vertriebsprofis alter Schule. Er war 20 Jahre lang für Unternehmen wie Siemens oder Xerox auf internationalen Märkten aktiv und ist seit acht Jahren als Business Consultant selbstständig. „Das wichtigste Kapital waren immer meine persönlichen Geschäftskontakte“, sagt der gebürtige Oberösterreicher. Wie unentbehrlich diese für den wirtschaftlichen Erfolg sind, hätten viele Unternehmen erst erkannt, nachdem sie sich in Kostensenkungsprogrammen von langjährigen Vertriebsmitarbeitern getrennt hätten. „Jetzt versuchen viele händeringend, die damit verloren gegangenen Qualitätskontakte zurückzugewinnen“, sagt Bauernfeind. „Die GOAAM-App und –Methode liefern dafür die passende Lösung.“ Seit Jänner 2018 ist eine Beta-Version der App fertig, im April 2018 erfolgte der Launch im App-Store, noch heuer soll eine AndroidVersion folgen.

TIM stellte entscheidende Weichen

Bereits 2013 hatte Gerald Bauernfeind die Idee für eine App zur Beziehungspflege, 2015 war der erste Prototyp fertig. Wichtige Weichenstellungen erfolgten durch den Kontakt mit TIM im Februar 2017. „Daniel Födinger hat uns nicht nur den Kontakt zum Studiengang Mobile Computing und der Forschungsgruppe Mobile Interactive Systems an der FH OÖ Fakultät für Informatik, Kommunikation und Medien in Hagenberg gelegt, sondern auch den Weg zu Förderungen geebnet“, erklärt Gerald Bauernfeind. Für die Entwicklung des Algorithmus zur Visualisierung der privaten Kontakt-Netzwerke und die intuitive Menüführung war die Zusammenarbeit mit den IT-Experten aus Hagenberg unentbehrlich. Drei Mitarbeiter hat Bauernfeind bereits. Bis jetzt wurden in die Entwicklung rund 270.000 Euro investiert, der Großteil davon hat der Unternehmensgründer privat beigesteuert Die GOAAM-App in der „Light“-Variante ist kostenlos für iPad und iPhone verfügbar, die professionelle Versionen für iPad kostet 9,90 Euro pro Monat. Bis 2020 will Bauernfeind rund 250.000 Kunden gewinnen. Im Februar 2018 startete neben der Akademie auch die Zertifizierung der Trainer, im März schließlich die GOAAM-App. Die Erlöse daraus sollen bereits im Jahr 2020 für ein EBIT von 800.000 Euro sorgen, lautet die Kalkulation von Gerald Bauernfeind.


Mehr Artikel

Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien. (c) WeinwurmFotografie
Interview

IT-Berufe im Fokus: Innovative Lösungen gegen den Fachkräftemangel

Angesichts des anhaltenden IT-Fachkräftemangels ist schnelles Handeln gefordert. Die Fachgruppe IT der UBIT Wien setzt in einer Kampagne genau hier an: Mit einem breiten Ansatz soll das vielfältige Berufsbild attraktiver gemacht und innovative Ausbildungswege aufgezeigt werden. IT WELT.at hat dazu mit Rüdiger Linhart, Vorsitzender der Berufsgruppe IT der Fachgruppe UBIT Wien, ein Interview geführt. […]

News

ISO/IEC 27001 erhöht Informationssicherheit bei 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen

Eine Umfrage unter 200 Personen verschiedener Branchen und Unternehmensgrößen in Österreich hat erstmals abgefragt, inwiefern der internationale Standard für Informationssicherheits-Managementsysteme (ISO/IEC 27001) bei der Bewältigung von Security-Problemen in der Praxis unterstützt. Ergebnis: Rund 81 Prozent der zertifizierten Unternehmen gaben an, dass sich durch die ISO/IEC 27001 die Informationssicherheit in ihrem Unternehmen erhöht hat. […]

News

Public Key Infrastructure: Best Practices für einen erfolgreichen Zertifikats-Widerruf

Um die Sicherheit ihrer Public Key Infrastructure (PKI) aufrecht zu erhalten, müssen PKI-Teams, sobald bei einer Zertifizierungsstelle eine Sicherheitslücke entdeckt worden ist, sämtliche betroffenen Zertifikate widerrufen. Ein wichtiger Vorgang, der zwar nicht regelmäßig, aber doch so häufig auftritt, dass es sich lohnt, PKI-Teams einige Best Practices für einen effektiven und effizienten Zertifikatswiderruf an die Hand zu geben. […]

News

UBIT Security-Talk: Cyberkriminalität wächst unaufhaltsam

Jedes Unternehmen, das IT-Systeme nutzt, ist potenziell gefährdet Opfer von Cyberkriminalität zu werden, denn die Bedrohung und die Anzahl der Hackerangriffe in Österreich nimmt stetig zu. Die Experts Group IT-Security der Wirtschaftskammer Salzburg lädt am 11. November 2024 zum „UBIT Security-Talk Cyber Defense“ ein, um Unternehmen in Salzburg zu unterstützen, sich besser gegen diese Bedrohungen zu wappnen. […]

Be the first to comment

Leave a Reply

Your email address will not be published.


*