Digitaler Frachtbrief erfolgreich getestet

In einem von der Spedition Wildenhofer durchgeführten Praxistest kam der digitale Frachtbrief (eCMR) erstmals zum Einsatz. Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen geht die Blockchain Initiative Logistik nun in die finale Phase zum Aufbau einer allgemein nutzbaren Branchenlösung. [...]

Frachtbrief wird digital (c) Wildenhofer
Frachtbrief wird digital (c) Wildenhofer

Frachtbriefe sind für die Abwicklung internationaler Transporte essenziell. In vielen Bereichen der Logistik ist die Digitalisierung in den vergangenen Jahren zwar rasch vorangeschritten, Frachtdokumente werden aber nach wie vor papierbasiert abgewickelt. Darum ist die zeitgerechte Verfügbarkeit von Transportinformationen und Unterschriften für Spediteure, Verlader, Frächter und Versicherungen oft nicht gewährleistet. Zudem wird dadurch Betrügern Tür und Tor geöffnet und auch Irrtümer häufen sich. Die Vorteile der Digitalisierung liegen klar auf der Hand. Deshalb hat sich die 2019 ins Leben gerufene „Blockchain Initiative Logistik“ in ihrem ersten Use Case dieser Herausforderung gestellt und eine Branchenlösung zur Nutzung des eCMR (= digitaler Frachtbrief) entwickelt.
Editel, internationaler Anbieter von EDI-Lösungen war von Beginn an Teil dieser Initiative und konnte nun mit der Spedition Wildenhofer einen ersten Pilotteilnehmer gewinnen, der einen erfolgreichen Testtransport mittels eCMR absolvierte.

Von der Pilotphase zur Praxis

Dass sich die Blockchain als passende Technologie für die Digitalisierung des Frachtbriefs erweist, konnte bereits in der ersten Projektphase theoretisch bewiesen werden. Im Mittelpunkt der zweiten Phase stand nun die Entwicklung einer vollständigen und ausgereiften Anwendung für den professionellen Praxiseinsatz. Schwerpunkte waren die Identifizierung der Teilnehmer mittels digitaler Signaturen, der Datenschutz (DSGVO) sowie die Einbindung von Standards. Den spannendsten und letzten Teil dieser Phase bildeten die ersten praktischen Testtransporte. Der nun abgeschlossene Test erfolgte auf Initiative von Editel durch die renommierte Salzburger Spedition Wildenhofer. Dabei wurden auch Warenversender und -empfänger miteinbezogen.

Die neue Anwendung konnte sowohl im Backoffice als auch bei den Fahrern rasch eingeführt werden. Spezielle Vorkenntnisse mussten die Mitarbeiter keine mitbringen. Auch die Einbindung der Warenversender und -empfänger, die jeweils die Übergabe bzw. den Empfang der Waren digital bestätigen mussten, verlief reibungslos. Alle Akteure (Auftraggeber, Spedition und Empfänger) konnten sämtliche Transportschritte live mitverfolgen. Zum Zeitpunkt der Warenübergabe standen allen zeitgleich die ausgefertigten Dokumente zur Verfügung.

Digitale Frachtbriefe sorgen nicht nur für enorme Zeitersparnis, sondern machen in Zukunft auch etliche manuelle Arbeitsschritte überflüssig. Gerade In der Logistik ist das besonders wertvoll, denn dort gilt das Motto: „Zeit ist Geld“. Für die Spedition Wildenhofer erwies sich der Testtransport laut Prokurist Rudolf Mieser „nicht nur als extrem spannend, sondern vor allem auch richtungsweisend, um die daraus resultierenden Vorteile künftig auch für uns und unsere Partner zu nutzen.“ EDITEL-Geschäftsführer Gerd Marlovits sieht diesen Praxistest, der vor allem wichtige Erkenntnisse zur Usability brachte, „als wertvolles Feedback, um die richtigen Schwerpunkte für die nächsten Entwicklungsschritte zu setzen“.

Massive Vorteile – Nächste Phase startet im Mai

Nach Abschluss der zweiten Praxisphase startet Anfang Mai nun die dritte und letzte Phase, in der es vorrangig um den Aufbau einer allgemein nutzbaren, branchenweiten Plattform geht. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt hier vor allem auf der technischen und organisatorischen Integration weiterer Partner. Darüber hinaus sind mit dem Inkrafttreten der EU-Verordnung über elektronische Frachtbeförderungsinformationen (eFTI) im August 2024 noch einige Vorbereitungen zu treffen.

Allein die direkten Kosteneinsparungen durch den Wegfall manueller, repetitiver Tätigkeiten im Bereich des Dokumentenhandlings wurden von verschiedenen Institutionen mit mindestens 4,50 Euro je eCMR-Frachtpapier errechnet. Vorteile der digitalen eCMR Lösung sind Prozesskostensenkungen durch Automatisierungspotenzial, wie z.B. eine direkte Anbindung in Transportmanagementsysteme. Darüber hinaus schneller „real-time” Zugriff auf Daten und Status durch alle Beteiligten (Absender, Empfänger, Frächter, Spediteure, Behörden und Versicherungen im Schadensfall), sowie exakte Protokollierung der Änderungen von Daten, die bisher nicht nachvollziehbar und handschriftlich auf einzelnen Durchschlägen vermerkt wurden. Zudem elektronisches Proof-of-Delivery zeitgleich mit der Unterschrift des Empfängers und leichte Archivierbarkeit und Auffindbarkeit, z.B. für Finanzprüfungen.

Blockchain Initiative soll Logistik digitalisieren

Mit dem Ziel, die Potenziale von Blockchain für die österreichische Logistikbranche zu nützen, gründete die Prüfungs- und Beratungsorganisation EY 2019 gemeinsam mit den Transportunternehmen DB Schenker und LKW Walter, GS1 Austria, dem EDI-Dienstleister Editel Austria, der Bundesvereinigung Logistik Österreich (BVL) und der WU Wien die Blockchain Initiative Logistik. Das erste Pilotprojekt der Initiative widmet sich der Digitalisierung des internationalen Frachtbriefes (CMR) und soll jährlich rund 75 Millionen Prozesse bei österreichischen Logistikern automatisieren und zwölf Millionen Blätter Papier einsparen. 2019 wurde die Blockchain Initiative Logistik mit dem futurezone-Award als „Blockchain-Projekt des Jahres“ ausgezeichnet.

Die bisherigen Erfahrungen haben jedenfalls bereits bewiesen, dass die Blockchain Technologie abseits von Kryptowährungen für Projekte mit mehreren Teilnehmern unterschiedlicher Interessen einen signifikanten Mehrwert bietet. Dabei setzt die Blockchain Initiative Logistik auf Technologien, die vollständig ohne dem sonst bei Kryptowährungen üblichen energiehungrigen Mining auskommen. Somit können die Vorteile der Blockchain-Technologie (Vertraulichkeit, Unveränderbarkeit, Verfügbarkeit) mit einem günstigen CO2-Abdruck kombiniert werden.


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