Viele Branchen sind aktuell im Umbruch. Die bereits fortgeschrittene Digitalisierung sorgt auch in der Stahlbranche für Bewegung - Dort ist sie aber mitunter eine größere Herausforderung als in anderen Branchen. [...]
Die Schwierigkeiten liegen nicht nur an der starken internationalen Konkurrenz, sondern allein schon an der Größe der Branche und am Umfang des Handels. Ein wichtiger Bereich ist hierbei die Automatisierung von Herstellungs- und Vertriebsprozessen. Dies klingt als Grundlage der Digitalisierung erst einmal selbstverständlich, erweist sich in der realen Umsetzung jedoch häufig als kompliziertes Unterfangen. Denn um Prozesse digitalisieren zu können, müssen zunächst einmal enorm große Datenmengen erhoben und im Anschluss ausgewertet werden.
Bereits dies ist für viele Unternehmen eine enorme Herausforderung, da sie nicht über Produktionsmaschinen verfügen die dazu in der Lage sind. Es müssen also Lösungen gefunden werden, wie die teilweise veralteten Maschinen mit moderner Technologie ausgestattet werden können, um die gewünschten Daten erheben zu können. Denn kaum ein Unternehmen der Stahlbranche kann sich den Austausch des gesamten Maschinenbestandes leisten.
Durch die Auswertung und Überwachung der digitalisierten Prozesse und den Einsatz künstlicher Intelligenz kann dann die Fehlerquote der verschiedenen Maschinen reduziert und deren Produktivität gesteigert werden. Laut Philipp Wallner, Industry Manager EMEA bei Mathworks, geht es dabei “nicht nur um reine Business-Daten, sondern vor allem um die Kombination aus Business- und Engineering-Daten − beispielsweise aus der klassischen Sensorik, wie Temperatur, Beschleunigung und so weiter” – wie er im Interview auf IT-Production.com über prescriptive maintenance verrät. Aus der Analyse der Daten könne man lernen, wann die Maschine wieder gewartet werden muss, und es können rechtzeitig Ersatzteile bestellt werden. In der Endphase sollten dies die Maschinen bereits selbständig erledigen. Sinnvoll sei dies vor allem dort, wo Medellwerte fehlen würden.
Auch die Maschinen-Hersteller würden bereits neue Modelle erproben, zB durch Garantien für Uptime, oder eine bestimmte Anzahl an Stückgut. Die Verantwortung für das Funktionieren der Maschine geht damit auf den Hersteller über.
Best Practice-Beispiele aus der Stahlbranche
Auch bei den Vertriebswegen der Stahlbranche gibt es Veränderungen. Denn die Bestellung von Stahlprodukten war lange Zeit durch das Telefon oder das Faxgerät bestimmt. Nun bieten die digitalisierten Prozesse allerdings die Möglichkeit verschiedene Lösungen direkt zu digitalisieren. So können mögliche Käufer die sofortige Verfügbarkeit einzelner Produkte prüfen und die vom jeweiligen Unternehmen benötigte Menge direkt über den Shop bestellen, wie zB hier bei kloeckner Metals. Das sorgt nicht nur für deutlich kürzere Abläufe und mehr Effizienz, sondern senkt auch die Barrieren im Stahlhandel deutlich. Daher ist davon auszugehen, dass allein aufgrund der digitalisierten Verkaufswege deutlich mehr Verkäufe realisiert werden können, als es in Zeiten vor der Digitalisierung der Fall war. Dank mehrsprachiger Angebote konnten für jeden Markt die passenden Zugänge zu den Onlineshops geschaffen werden.
Im Rahmen von Industrie 4.0 soll über kurz oder lang eine Produktion entstehen, welche mit möglichst wenig Manpower in der Lage ist, eine optimale Produktionsumgebung zu schaffen. Die dafür notwendige Technik steckt allerdings in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen oder wird erst in umfangreichen Tests erprobt.
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