Die Digitalisierung verspricht viele Vorteile – wenn die IT jederzeit fehlerfrei funktioniert. Die steigende Komplexität vernetzter Systeme macht jedoch das Troubleshooting zu einer Detektivaufgabe. [...]
Selbst dort, wo Cloud-Dienste offizieller Teil der IT-Landschaft sind, um sie Mitarbeitern an jedem Ort zugänglich zu machen, ist nicht alles eitel Sonnenschein. Stellen Sie sich vor, Ihr Cloud-gestütztes Supply Chain Management fällt plötzlich aus. Was tun sie? Den IT-Support anrufen. Während die Kollegen untersuchen, was genau schiefgelaufen ist, vergeht wertvolle Zeit. Dann der Rückruf: Der Fehler liegt nicht im Haus. Der Cloud-Provider muss ran. Mehr Zeit vergeht, Aufgaben bleiben unerledigt, dringende Aufträge an den Lieferanten verzögern sich.
Das gilt für hybride IT-Umgebungen genauso wie für komplexe In-House-Infrastrukturen, etwa in der vernetzten Produktion: Geht ein Auftrag ein, müssen die Daten nicht nur an die Produktionshalle weitergeleitet werden. Auch Systeme für Verpackung und Versand sind mit einzubeziehen, um die schnelle und zuverlässige Lieferung an den Kunden sicherzustellen. Wenn das schiefgeht, wie bei einem amerikanischen Pharmaunternehmen geschehen, kann der Schaden enorm sein: Dessen automatisierte Produktionsanlage wurde wiederholt aufgrund ungeklärter Probleme unterbrochen. Jedes Mal dauerte es mindestens zwanzig Minuten bis der Fehler behoben und die Produktion wiederaufgenommen werden konnte. Bei einem Output von einer Million Dollar pro Stunde schlugen diese Ausfälle also mit jeweils 300.000 Dollar und mehr zu Buche.
Um solche Fehler zu vermeiden, müssen Unternehmen bei der Digitalisierung von vornherein die Umsetzung mitdenken. Welche Strukturen, Prozesse und Ressourcen werden gebraucht? Welche Rolle spielt die IT für die Arbeit in den Abteilungen, welche Pflichten und Rechte benötigen IT-Mitarbeiter? Wie ist die IT-Infrastruktur zu gestalten, damit einerseits hohe Leistung und andererseits stets ein guter Überblick gewährleistet sind? Folgende Voraussetzungen erhöhen die Chancen auf den Erfolg:
- Jede Abteilung ist eine IT-Abteilung: Fachabteilungen kommen ohne IT nicht mehr aus. Nein, der Vertrieb muss seine Anwendungen nicht selbst programmieren und warten. Aber er muss wissen, wie er mit der IT-Abteilung zusammenzuarbeiten soll und wie er diese unterstützt. Interkulturelle Kommunikation, gewissermaßen.
- Ressourcen für die IT bereitstellen: Wenn mehr Leistung gefordert wird, braucht es auch mehr Budget und Teamstärke. Mitarbeiter müssen weitergebildet werden, um die aktuellen Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen. Sonst droht die Umsetzung zu scheitern.
- Flickenteppiche vermeiden: Die Verlockung ist groß, funktionierende Systeme einfach beizubehalten. Doch es drohen Probleme bei der Kompatibilität, ganz zu schweigen von zusätzlichem Aufwand bei Wartung und Updates. Wie gut sich ein Legacy-System in eine moderne IT-Landschaft einfügen kann und wann ein Umstieg erforderlich ist, sollte genau geprüft werden.
- Infrastrukturen stets im Blick behalten: Fehlersuche ohne genaue Kenntnis der eigenen Infrastruktur ist wie Schnitzeljagd ohne Karte. Kann man schon machen, dauert halt länger und macht weniger Spaß. Dies gilt umso mehr, je vernetzter und komplexer die Systeme. Mit passenden Tools lassen sich bestehende und potenzielle Probleme schneller erkennen und Mitarbeiter entlasten.
*Martin Klapdor ist Senior Solutions Architect beim Business-Assurance-Anbieter Netscout und IDG Experte.
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