Forscher am Centre of Microsystems Technology (CMST) an der Universität Gent haben ein sphärisch gekrümmtes LCD-Display entwickelt, das sich in eine Kontaktlinse einbetten lässt. [...]
Mit einem ersten Prototypen wirkt ein potenzieller Träger praktisch wie eine Comicfigur, denn er hat damit Dollarzeichen in den Augen. Was somit zunächst eine kosmetische Spielerei ist, soll langfristig aber durchaus viel breitere und ernsthafte Anwendungen erlauben. „Die Technologie, wie sie jetzt ist, ist nur ein erster Schritt in Richtung Augmented-Reality-Displays“, erklärt CMST-Forscher Jelle De Smet gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext.
Bionische Kontaktlinsen sind eine Idee, die nicht zuletzt durch erfolgversprechende Tests der University of Washington an Hasen ins Rampenlicht gerückt ist. Doch während dort ein LED-Display zum Einsatz kommt, nutzen die Belgier ein spezielles LCD-Display. Das hat den Vorteil, dass die Pixelgröße nicht von der Größe der LEDs vorgegeben wird. „Die Zahl und Größe der Pixel kann bei unserer Technologie leicht variiert werden, indem der Patterning-Prozess der leitenden Schicht variiert wird“, erklärt De Smet.
Das ermöglicht theoretisch eine unglaubliche Vielfalt an Anwendungsmöglichkeiten. So wäre es laut Universität Gent denkbar, dass eine LCD-Kontaktlinse nur aus einem einzigen großen Pixel besteht und praktisch die Aufgabe einer automatisch nachdunkelnden Sonnenbrille übernimmt. Am anderen Ende der Skala stehen sehr hochauflösende Kontaktlinsen-Displays, die dann beispielsweise dem Träger Informationen direkt ins Blickfeld einblenden können – also Augmented Reality (AR) direkt im Auge.
Noch sind die Forscher von solchen Anwendungen aber noch ein gutes Stück entfernt. Der erste Prototyp hat weder die nötige Auflösung für ein echtes Informations-Display, noch ist das Bild für den Träger selbst scharf – er würde einfach aussehen wie Dagobert Duck oder andere Comicfiguren, die all zu schnell Dollarzeichen in den Augen bekommen. Freilich haben etwas ausgereiftere Ausführungen der LCD-Kontaktlinse durchaus Potenzial als kosmetisches Produkt – beispielsweise in Form von Linsen, mit denen Träger ihre Augenfarbe beliebig verändern können.
Dazu kommen auch sehr ernste Anwendungen wie in der Medizin. So verfolgen die CMST-Forscher die Idee, bei Schäden an der Iris mittels LCD-Kontaktlinse den Lichtfluss zur Retina zu kontrollieren. Ebenso soll weiter in Richtung echter AR-Kontaktlinse gearbeitet werden, doch wird es laut De Smet noch einige Jahre bis zu entsprechenden Prototypen dauern. Denn die Forscher müssen nicht nur dafür sorgen, dass das Bild für den Träger selbst scharf wirkt, es gilt auch Herausforderungen wie Energieversorgung und Datenübertragung zu bewältigen. (pte)
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