Das Start-up LEAP will mit einer USB-Box namens LEAP Motion die Steuerung von Computern revolutionieren. Das Produkt verspricht drahtlose Steuerung des Rechners über in der Luft ausgeführte Touch-Gesten mit einer Präzision von bis zu einem Hundertstel eines Millimeters. [...]
Das kalifornische Start-up LEAP will mit einer USB-Box namens LEAP Motion die Steuerung von Computern revolutionieren. Das Produkt verspricht drahtlose Steuerung des Rechners über in der Luft ausgeführte Touch-Gesten mit einer Präzision von bis zu einem Hundertstel eines Millimeters. Experte Matthias Schroeder, Interface-Designer beim Usability-Dienstleisters UCDPLUS, sieht die klassische Maus-/Tastaturbedienung im Privatbereich vor der Ablöse. LEAP verspricht nicht nur eine um den Faktor 200 höhere Genauigkeit im Vergleich zu „allem anderen, was auf dem Markt ist“, sondern kann dabei auch das Steuerungsgerät erkennen. Dazu zählt etwa die Unterscheidung zwischen den Daumen und den anderen Fingern der Hand, was ein zusätzliches Repertoire an Eingabemöglichkeiten schafft, als auch das Zuordnen von Stiften und anderen Hilfsmittel für unterschiedliche Aufgaben.
Für User soll die Inbetriebnahme von LEAP Motion in wenigen Minuten möglich sein. Demnach muss das System nur per USB angeschlossen, korrekt platziert und über die mitgelieferte Software konfiguriert werden. In der vierjährigen Entwicklungszeit ist es nach Angaben des Unternehmens gelungen, das System auf zahlreichen Betriebssystemen lauffähig zu machen. Seit kurzem nimmt man Vorbestellungen über den eigenen Webshop entgegen. Zur geplanten Revolution beitragen soll nicht nur der durchaus erschwingliche Preis von 70 Dollar (rund 55 Euro), sondern auch die offene Programmierschnittstelle. Diese soll Entwicklern ermöglichen, das sensorbeladene Kästchen nach eigenem Ermessen zu konfigurieren und gezielt Anwendungen dafür zu schreiben.
„Das Grundkonzept dieser Bedienform ist schon sehr alt“, urteilt Schroeder und verweist auf bestehende Entwicklungen. „Was meines Wissens bisher noch nie erreicht wurde, ist eine derartige Genauigkeit.“ Sollte tatsächlich eine Bedienung möglich sein, wie sie das LEAP-Werbevideo demonstriert, wäre das seiner Ansicht nach „spektakulär“. Der Erfolg von LEAP wird laut Schroeder nicht unwesentlich davon abhängen, wie sehr die API letztlich genutzt wird. Seiner Ansicht nach liegt die Stärke des Tools bei zweihändigen Interaktionen. Insbesondere beim Arbeiten mit verschiedener 3D-Software könnte das System seine Vorteile ausspielen.
Obwohl im Laufe der Jahre eine Reihe verschiedener, alternativer Eingabegeräte entwickelt wurde, dominiert am PC weiterhin das alte Konzept von Maus und Tastatur. Schroeder sieht die Ursache dafür in seiner Effizienz, die für alltägliche Büroaufgaben wie den Umgang mit Office-Anwendungen nach wie vor unerreicht ist. Hier gibt es für Technologien wie LEAP oder Kinect nur wenig zu gewinnen. „Wenn ich den ganzen Tag mit einem Stift in der Luft zeichnen müsste, wäre das sehr schnell anstrengend“, so der Fachmann.
Neue Formen der Computerbedienung könnten jedoch im Privatbereich Keyboard und Tastatur in den Hintergrund rücken lassen. „Zu Hause geht man oft digitalen Tätigkeiten wie Surfen, Spielen und anderem Entertainment nach. Dafür brauche ich nicht zwingend die klassische Bedienung, sondern kann einfachere und unterhaltsamere Wege zum Interagieren finden“, erklärt Schroeder.
Der Designer ortet allgemein einen starken Wandel. „Wir sind in einer Zeit, in der sich unsere Bediengewohnheiten komplett ändern. Wenn Sie in einem Geschäft einen Bildschirm in Augen- oder Handhöhe sehen, der so etwas wie einen Button anzeigt, werden Sie diesen wahrscheinlich intuitiv antippen, weil man annimmt, es handelt sich um einen Touchscreen“, schildert er. „In ein paar Jahren werden wir dann wohl versuchen, mit einer berührungsfreien Geste zur nächsten Ansicht zu wischen.“
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